Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 22, Dezember 1961

Das Ziehereisen verarbeiteten die Drahtzieher und Nagclschmicde, es wurde in welschen Hammerwerken angeschmiedet?") Im Jahre 1626 kostete ein Zentner 5 fl. 2 ß 2 d, wobei zu beachten ist, daß seit 1574 die Eisenpreise stark angestiegen waren. Während im genannten Jahre ein Zentner Roheisen noch 6 ß 9 d kostete, bezahlte man 1624 hiefür 2 fl. 5 ß 3 d.40 1) Da Steyr mit dem 20-Kreuzer-Aufschlag nicht einverstanden war und die Hammermeister von ihrer Forderung nicht abstchen wollten, mußte auf Befehl des Eisenobmannes Struz am 3. September 1596 im Hammerwerk des Gregor Vorster in Reichraming zur Kalkulation des Rohreisenpreises eine „ordentliche Prob" durchgestihrt werden. In Gegenwart des Eisenproviant- und Salzüberreiters Georg Grueber und der geschworenen Hammer-Stachel- und Eisenbeschauer in Österreich Wolf Vaßlbintter und Augustin Pächler wurde Roheisen zuerst im welschen Hammer und dann im Kleinhammer zu einer Purt Büchseneisen ausgeschmiedct. Das Ergebnis lautete: Hammerschmiedlohn für Arbeit am Kleinhammer . . Iß — d Eisenverlust („Hindangang") 8 Pfund........................ 1 ß 10 d Verbrauch an Kohle (1)4 Fasst)................................. — ß 18 d 2 ß 28 d42 43) Die Büchsenhändler Trisel, Pfefferl und Hirsch nahmen natürlich diese Preisfestsetzung, die den 20-Kreuzer-Aufschlag noch um 8 Pfennig oder 2 Kreuzer überzog, nicht zur Kenntnis. Am 8. Jänner 1597 erhoben sic gegen diese „Prob" in einem Schreiben an den Rat der Stadt Steyr folgende Einwände: a) Die Hammerbeschauer besitzen weniger Fachkenntnisse als die Hammermeister, b) wird in Steyr eine Purt Ziehereisen zu Büchsenblech ausgeschlagen, dann betrügt der Eisenverlust nur 4 bis 5 Pfund, c) bei „schleuniger Arbeit" ist der Verbrauch an Kohle geringer, b) die Hammermeister bezahlen den Kleinhammerschmieden nicht 1 ß (=, 30 d = 7-4 kr.), sondern höchstens 5 Kreuzer pro Purt, e) die Hammermeister verarbeiten nicht immer die beste Eisensorte und beachten zu wenig die übersandten Muster, ein l'lberschmicden des Rohreisens durch die Kleinhammerschmicde in Steyr sei daher manchmal notwendig. Abschließend schlugen die Rohr- und Büchsenhändler eine andere Durchführung der „Prob" vor und ersuchten um Weiterleitung ihres Berichtes an den Eisenobmann.44 45) Den: Streit um den 20 Kreuzer-Aufschlag hatte zur Folge, daß die Rohreisenlieferungen aus Reichraming sehr unregelmäßig ciutrafen, wodurch die Arbeit in der Rohrschmiedwerkstatt zeitweilig eingestellt werden mußte. Die Eisenhandelsgesellschaft versprach schließlich, den Aufschlag zu bezahlen. Aber es blieb nur Bei Versvrechunaen, denn man hielt die ..Prob" für „verdächtig" und glaubte nicht, daß die Unkosten der Hammermeister so hoch seien.44) 1597 verlangten die Reichraminger Gewerken Gregor Vorster und Clement Schrapacher. daß nicht nur sie allein, sondern auch die übrigen österreichischen Hammerwerke zur Rohreisenerzeugung herangezogen werden sollten.") Im Herbst 40) L. Mttner, <i a. O„ S. 521. — H. Pircheggcr, Das steirische Eisenwesen tum 1*64 bis 1625, S. 27. Welsche Hämmer waren schwere Hämmer, wie sic auch in Dberitalien (Brescia) in Verwendung standen. 41) SRnnU 9f h n n Pl <7 1-, INN f 42) I. RMH., Bericht über die „Prob" am 3. Sevtember 1596. 43) I RMH.. Trisel, Pfefferl und Hirsch an den Rat der Stadt Steyr, 8. Jänner 1597. 44) Ebenda, Reicbraminaer Hammcrmcistcr an den ©IfenolBirnnnu, 14. April 1597, Abschrift. —\ Büchsenrohrhändler an BRR. in Steyr, 25. April 1597. 45) Ebenda, Reichraminger Hammcrmeistcr an die Gesellschaft der Eisenhandlung |n Steyr, 17. Dezember 1597. : 36

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