Das Roh- und Büchsenwerk in Steyr fand die Zustimmung des Präsidenten Christoph b. Küngsperg und der Kriegsräte. Sie verlangten, daß es den ausländischen Waffenschmieden borgezogen und gefördert werden möge. Auch Staineggers Gutachten über die zur Probe vorgelcgten Schießwaffcn war, wie wir gesehen haben, nicht ungünstig ausgefallen. Am 22. Dezember 1595 sandte der Magistrat neuerdings eine Eingabe an den Präsidenten und an die Kriegsräte, um den Vertrag für Waffenlieferungen zu beschleunigen.33) Auch mit Pfeffer! und Hirsch eng befreundete Persönlichkeiten betrieben das Anliegen der Gesellschaft bei den Wiener Behörden. Trotz aller Bemühungen war jedoch kein Fortschritt zu bemerken. Die Ursache dieser Verzögerung war ohne Zweifel die mittlerweile in Wiener Neustadt erstandene Konkurrenz. Man gab schließlich Trisel den Rat, wieder nach Wien zu kommen und dann eine Reise nach Prag zu riskieren.33) Das Ergebnis der Verhandlungen ist aus dem lückenhaften Aktenbestand nicht ersichtlich. Es ist anzunehmen, daß ein Vertragsabschluß im Hinblick auf das Unternehmen Staineggers nicht zustandckam und die Angelegenheit versandete. Ähnlich verhielt es sich mit dem Privilegium zur alleinigen Waffenerzeugung in Ober- und Nicderösterreich. Die Bittschrift vom 3. Oktober 1595 und weitere Gesuche gelangten in den folgenden Jahren über den Reichshofkanzleischreiber Hans Z a p f an den Hofkammerpräsidenten Ferdinand Hofman n.* * 37 * 39 ) Noch am 5. Oktober 1598, also drei Jahre nach der ersten Eingabe, richtete die Stadtobrigkeit an Hofmann abernials ein Ansuchen. Alle Anstrengungen aber waren vergeblich, das Privilegium blieb unerledigt. Die im Lande ob der Enns 1598/99 einsehende Gegenreformation mag hiezu beigetragen haben. 3. Der Konflikt mit den Hammermeistern Zur Herstellung der Haken- und Musketenrohre wurde das im Kleinhammer ausgeschmiedete Rohr- und Büchseneisen verwendet. Wie oben erwähnt, verpflichtete man die Inhaber der österreichischen Hammerwerke zur Lieferung dieser Eisensorte. Im Hinblick auf die „Feindsnot und offene Kriegsexpedition" verlangte am 18. Oktober 1595 die Steyrer Stadtobrigkeit von den Hammermeistern in Österreich, den „bei ©meiner Stadt Steper zugcrichtcten Munition Werchgaden" jährlich mit 400 Purt33) Rohrcisen zu versehen. Dieses Quantum war sehr beachtlich. Da eine Purt 125 Pfund (ä 56 dkg) oder 70 kg wog, hätten 28.000 kg Büchseneisen geliefert werden sollen. Etliche Hammermeister in Weyer und Reichraming versuchten die Erzeugung des geforderten Eisens. Sic mußten jedoch hiebei feststellen, daß diese Arbeit nicht jeder Meister ausführen könne und höhere Löhne, niehr Kohle und Zeit erfordere als die Herstellung von Ziehereisen. Sie fanden auch, daß bei dieser Produktion das „Hammerzeug" stärker abgenützt wurde. Am 6. November 1595 berichteten sie daher an Bürgermeister, Richter und Rat der Stadt Steyr, daß „kein Hammermeister um solche Arbeit sonders Verlangen" habe, aber mit Rücksicht auf den Büchsenrohrvcrkauf zur Aufbringung der gewünschten Eisensortc bereit wären. Sie könnten aber jährlich nur etwa 250 Purt liefern und müßten infolge höherer Gestehungskosten zum jeweiligen Preis des Zichcreisens pro Purt 2 ß 20 d oder 20 Kreuzer aufschlagen.3') -s) Ebenda, Schreiben u. 22. 12. 1595, Konzept. **) Ebenda, Schreiben v. 21. 12. 1595. — Kaiser Rudolf II. residierte in Prag. 37j F. RMH., Hans Zapf an BRR. der Stadt Steyr., 4. Juli 1956. BRR. an Hans Zapf, 16. 10. 1596 und 3. 1. 1597, Konzept. BRR. an Ferdinand Hosmann, 3. 1. 1597, Konzept. BRR. an Ferdinand Hofmann. 5. 10. 1598, Konzept. 3B) Purt, Pucrd, Bucrd oder Puschen — 125 Pfund, (t. Eisenorduung Kaiser Ferdinand I. (1560). I. Hack, Steyr und seine Bltzichungen zum innerbergischen Eisenwesen Veröffentlichungen heg Kniltnramtcs der Stadt Steyr (März 1953), S. 54, Anmerkung 98. 39) F. RMH., „Von den Hammermeistern in Österreich der Aufbringung des Puxen- oder Roreisen betr " 6. 11. 1595. — fl. = Gulden, ß = Schilling, d — Pfennig, kr. — Kreuzer; 1 fl, = g ß = 240 d — 60 kr. 35
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