Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 22, Dezember 1961

Bürger Heinrich Trisel, Hans Adam Pfeffer! und Hieronymus Hirsch. Das Unternehmen führt die Bezeichnung „Gesellschaft der Rohr- und Büchsenhandlung in Steyr". Die Geschäftsführung wurde Heinrich Trisel, der in der Psarrgassc (Haus Nr. 22)”) eine Gastwirtschaft betrieb, übertragen.") Hans Adam Pfeffer! zu Piberbach war jedenfalls die einflußreichste Persönlichkeit. Er hatte schon 1575 das Amt eines Stadtrichters bekleidet, war 1583 Kassier der Eisenhandelsgcsellschaft und wurde 1590 zum Bürgermeister gewählt. Er besaß eine Gastwirtschaft und handelte mit Getreide und Eisen. Sein Besitz umfaßte die Häuser Stadtplatz Nr. 20/22,’5) Nr. 23 und das Schloß Engelseck.") Der Gastgeb und Eisenhändler Hieronymus Hirsch befand sich gleichfalls in guten wirtschaftlichen Verhältnissen. Er war Besitzer des „Hirschenhauses", das sich damals an der Stelle des heutigen Hauses Stadtplatz Nr. 13”) befand.") Vorerst kaufte die Gesellschaft im Stadtteil Vogelfang einige Wcrkgaden (Schleifen und Mühlen) an der Steyr und ließ sie zu Werkstätten (Rohr- und Dohrschmicdcn) umbauen. Für die Herstellung der Fcuerwaf'en waren jedoch weder in Steyr noch in Ober- und Niederösterrcich geeignete Facharbeiter auf- zutreibcn. Über Vorschlag des Eisenobmannes ließ daher die Gesellschaft auf ihre Kosten aus der Stadt Suhl am Südhang des Thüringerwaldes") Robr- schmiede, Schleifer, Zintermacher, Bohrer, Ausbreiter, Flaschenmacher, Schlosser. Schifter, Zeugmacher und andere Handwerksleute samt ihren Angehörigen nach Steyr kommen.") Von diesen Arbeitern erwarb sich um den Aufbau des Werkes besondere Verdienste der Büchsenmacher Matthäus PurckhardtD) Mit der Erzeugung des Rohmaterials, nämlich Rohreisen (Rohr- oder Büchsenblech), wurden die österreichischen Hammermcister beauftragt, die es über die Eiscnhandcls- geftllschaft dem neuen Unternehmen zu liefern hatten.”) Der Bau der Rohrschmiede, die Einrichtung der dazugehörigen Werkstätten und die Unterbringung der aus dem Reich zugewanderten Handwerker war mit mancherlei Schwierigkeiten verbunden. Erst im Frühjahr des Jahres 1595 dürfte die Produktion angclauftn sein.")21 * 23 ") I. Stenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr. Veröffentlichungen des SuittiuroirrrteS der Stadt Steyr (Juni 1951), S, 86. ") Abkürzungen 2 F. — Faszikel, F. RMH. = Faszikel Rohr- und Musketenhandel, Kasten IV, Lade 15, Nr. 82, Rp. — Ratsprotokoll, BRR. — Bürgermeister, Richter und Rat. Die zitierten Archivalien befinden sich im Archiv der Stadt Steyr. — F. RMH. BRR. zu Steyr an den Kaiser, 3. 10. 1595, Konzept. ") Gebäude der Sparkasse. ’*) E. Krobatst, Die Bürgermeister der Stadt Steyr und ihre Zeit. Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr. Heft 19 (Februar 1959), S. 63 — 68. — V. Preuenstnber, a. a. C., S. 291, 297. ”) Sreisgerichlsgebäude. ") I. Kren», Häuserchronik der Altstadt Steyr. Phil. Dissertation, Innsbruck, Maschinschrist (1949), Nr. 146. ’’) In den Armaturenwerkstätten der Stadt Suhl gelangte auch Eisen aus dem Jnnerberg zur Verarbeitung. *°) F. RMH., BRR. zui Steyr an den .Kaiser, 3. 10 1595, Konzept. — Den ersten Büchsenmacher aus dem Reich brachte mit Zustimmung des Stadtrates Heinrich Trisel im September 1593 nach Steyr. Rp. v. 11.9. 1593, S. 265 21) F. RMH., Matthcuse» Purckhardt, Büchsenmacher und Bürger zu Steyr an den Rat der Stadt Stchr, ohne Datum. ”) F. RMH., Schreiben der Hammermeister zu Reichraming au die Gesellschaft der Eisenhandlung zu Steyr, 17. 12. 1597. 23) Kurze Darstellungen der Steyrer Rohr- und Büchsenhandlungsgesellschast finden sich bei L. Bittner, a. a. O., iS. 558, und W. Krenn, Steyr als Mittelpunkt des oberösterreichischen Eisenwesens von den Anfängen bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts. Phil. Dissertation Graz, Maschinschrift (1951), S. 101 — 104. 32

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