Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 22, Dezember 1961

Dr. Josef Ofner Die Gesellschaft der Bohr- und Ein Beitrag zur Geschichte der Steyrer Waffcnindustrie Die handwerksmäßige Waffenerzeugung reicht in Steyr bis ins Mittelalter zurück. Im Jahre 1367 arbeiteten in der Stadt ein Harnischmacher und ein Bogner/) 1491 hatte Steyr 400 Schwerter der kaiserlichen Armee zu liefern?) Mit der Herstellung von Feuerwaffen beschäftigten sich in der Eisenstadt im 16. Jahrhundert Büchsenmacher und Büchsenschifter/) Bartholomäus Neumeister verfertigte Federspieße und Helmbarten?) Wurden also bis zum Ausgang dieses Jahrhunderts Waffen nur in den Werkstätten der Handwerker angefertigt und auch von diesen in den Handel gebracht, so entstand, bedingt durch die politischen Ereignisse, um 1593 in Steyr eine nicht unbedeutende, bereits industriellen Charakter aufweisende Massenproduktion von Handfeuerwaffen. Wie die Waffenschmieden in Thörl bei Aflenz, in Ferlach und Mürzzuschlags sollte auch die Eisenstadt einen Beitrag zur Ausrüstung der kaiserlichen Kriegsvölker leisten. Seit dem Jahre 1592 nahm der Krieg gegen die Türken, die damals weite Gebiete Ungarns beherrschten, ein größeres Ausmaß -an. Nach wechselvollen Kämpfen eroberten die Truppen des Kaisers8) unter Pälffy und Schwarzenberg am 29. März 1598 die mächtige Festung Raab. Dieser für Wien und Europa bedeutungsvolle Sieg, der mit unbeschreiblicher Freude gefeiert wurde, bedeutete jedoch nicht das Ende des Krieges. Erst im Jahre 1606 kam zu Zsitva-Torok ein Friede zustande?) 1. Die Gründung der Gesellschaft In der Zeit des Türkenkrieges hatte Steyr nicht nur Mannschaften zu stellen und Defensionsmaßnahmen zu treffen/) sondern wurde als Verlagsstadt des ') L. Bittner, Das Eisenwcsen in Jnnerberg-Eisenerz bis zur Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft im Jahre 1625. Archiv für österreichische Geschichte (1901), Bd. 89, 2. Hälfte, S. 555, 557. 2) A. Rolleder, Heimatkunde von Steyr (1894). S. 194. 3) I. Ofner, Der Handwerkerstand in der tausendjährigen Geschichte Steyrs. Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr (1949), S. 13. 4) Neumeister lieferte 1578/79 in die Rüstkammer des Stiftes Kremsmünstcr Spieße, Partisanen, Helmbarten und Federspieße. P. Th. Dorn, Abriß der Bangeschichte Kremsmünsters. Heimatgaue (1929), S. 98. 5) F. Trieimcl, Der Frühkapitalismus in Jnnerösterreich (1954), S. 89 f. — K. Dinklage, A. Wakolbinger, Kärntens gewerbliche Wirtschaft von der Vorzeit bis zur Gegenwart (1953), S. 158. — H. Pirchcgger, Das steirische Eisenwcsen von 1564 bis 1625 (1939), S. 91, 109. 6) Kaiser Rudolf II. (1576 — 1612). ') H. Hantsch, Die Geschichte Österreichs, Baud 1 (1951), S. 333 f. — K. Eder, Glaubensspaltung und Landstände in Österreich ob der Enns 1525 — 1602 (1936), S. 299. — Mayer-Kaindl, H. Pirchegger, Geschichte und Kulturleben Österreichs, Band II (1960), S. 64, 75. 8) V. Preuenhueber, Anuales Styrcuses (1740), S. 308 ff. 30 0835107

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