Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 22, Dezember 1961

vor Pfingsten Geld ausgcfolgt werden forme.89) Sogar der „Wächter" CH. Zau- net mußte den Magistrat um „ansständiges Wachtgeld" mahnen.98) Der Rat selbst stellte in einer Sitzung am 23. Juni 1634 fest, daß die Stadt gairz verarmt fei.9') Als der Maurer Jakob Eder im Juli des gleichen Jahres als „Stadt- maister" ausgenommen werden wollte, wurde ihnr erklärt, daß er diesen Dienst antreten könne, jedoch mit keiner Entlohnung rechnen dürfe.99) Eine Vorstellung, welche mannigfaltigeir Leistungen durch die Stadt allein für das Militär erbracht werderr mußten, gibt eilt Bericht des Rates an die „Landschaft". Dieser Bericht war abgefaßt worden, Ersatz zu bekommen für Leistungen, die im folgenden angeführt werden. 1. Gewöhnliche Leistungen (hiezu gehörten Unterkunft und Verpflegung an die in der Stadt befindlichen Soldaten, Vorspanndienste, Faßzieherlühne, Botenlöhne u. a.); 2. Verpflegsleistungen und sonstige Dargaben au durchziehende Truppen;98) 3. Erlittene Schäden (beschlagnahmtes und geraubtes Vieh, geplünderter Hausrat und Sonstiges).99) In allen Belangen mußte gespart werden. Da zum Beispiel die jährlichen Ratswahlen „nambhafte" Unkosten verursachten, wurde, über „aller unterthän- nigstes Anlagen" des Magistrates, am 31. 3. 1639 vom Kaiser bewilligt, daß künftighin Wahlen nur jedes zweite Jahr durchgeführt werden sollten.99) Der Niedergang Steyrs nahm seinen Fortschritt. Trotzdem 228 Häuser in Steyr leer standen, von denen schon viele verfallen oder für Wohnzwecke unbrauchbar geworden waren, hatte die Stadt an die Stände die Steuern so zu entrichten, als ob diese bewohnt wären. Auch für die elf Häuser, die dem Jesuitenorden und die zwei Häuser, die den Dominikanern übergeben und die von Kaiser Ferdinand II. schon im Jahre 1631 und später wieder im Jahre 1635 als steuerfrei erklärt worden waren, hatte die Stadt Steuern zu entrichten. Alle Einsprüche des Rates wurden verworfen.98) Zum Jahresbeginn 1639 beauftragte Kaiser Ferdinand III. eine Kommission, die wirtschaftliche Lage Steyrs zu prüfen. Von dieser Prüfung erwartete sich der Rat irgendwelche Maßnahmen zur Gesundung der städtischen Wirtschaft. Große Bestürzung löste daher in der Ratssitzung vom 8. April 1639 ein Schreiben der „Abgeordneten" aus Wien aus, in dem mitgeteilt wurde, daß der Kaiser auch beschlossen hatte „ain oder zwei Zu Jnspectoren über die Statt zu setzen.99) Dieser kaiserliche Befehl rief im Rate eine einmütige Ablehnung hervor. Jeder der anwesenden Räte wurde aufgefordert, hiezu Stellung zu nehmen; die Abwesenden hatten ihre Meinung schriftlich niederzulegen. In umfassendster Weise äußerte sich der Altbürgermeister und jetzige Ratsherr Frizler, der erklärte, er nehme mit Verwunderung vom kaiserlichen Beschlüsse Kenntnis. Man habe vermutet, daß die jüngst anwesende kaiserliche Kommission der Stadt Hilfe bringen werde. Doch werde mit diesem Beschlüsse der Stadt indirekt der Vorwurf gemacht, „alß wuerde die Wüerthschafst nicht, wie sich gebüert, gefüerth". Er wies auf die Schwierigkeiten Steyrs während der bayrischen Pfandherrschaft, auf die Münzverschlechterung, auf den Bauernaufstand und die Gegenreformation hin, während welchen Zeiten man „tag vnd nacht vnd noch laborirt, wie der Statt mcchte ge-* So 89j 90j ") ”) 93) ”) ”) 9‘) ”) RP 1634, 46. Verschiedene Schreibweisen des Namens ©reimolbt: Grienwaldt, Grünwald. RP 1634, 132. RP 1634, 53. RP 1634, 64. So waren am 3. 2. 1634 „unversehens" vier Regimenter zu Fuß durch die Stadt gezogen, die verpflegt werden mußten. Mehrfach mußte durch die Stadt auch das sogenannte „Rüstgeld" ciugehoben werden. Über kaiserliches Patent waren im Februar 1629 von jedem Hause 20 Schilling zu zahlen. RP 1634, 61. Nr. 544, Mi., L. 10, St.A. LV 2, 289. RP 1639, 69—72. 25

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