Auf Grund dieser Auseinandersetzung mit den Kreditären tourben am S. Jänner 1629 vorerst 102 neue Schuldverschreibungen ausgefertigt, mit den, Stadtsiegel versehen und nach Linz geschickt. Die Schulden der Stadt und der früheren Eisenhandclsgescllschaft, für deren Verbindlichkeiten ebenfalls die Stadt hastete, betrugen 900.000 Gulden. Wie vorerwähnt, sollten diese in jährlichen Summen von 30.000 Gulden bezahlt werden. Die Gläubiger, an die bezahlt werden sollte, und auch jene, die noch zu warten hätten, würden jeweils verständigt werden. Der Chronist Zetl meinte hiezu: „... wird mancher in 30 ober 40 Jahren Kaumb begatt werden.83 *) Anr 30. September 1629 erschienen wieder kaiserliche Kommissare beim Magistrat. Sie verlairgten von ihm die Beantwortung nachstehender Fragen innerhalb von 14 Tagen: 1. Welche Schulden wurden innerhalb der letzten 50 Jahre bei der Eisenhandclsgesellscha>t gemacht? 2. Wieviel Geld wurde im selben Zeiträume ausgenommen? 3. Von wem? 4. Wie verwendete man es und in welchem Jahre? 5. Welche Summen wurden für die lutherischen Prädikanten und ihre Schulen gebraucht? Weiters interessierte die Kommissare, ob und warum den aufständischen Bauern seinerzeit mit Geld, Munition oder Kriegsausrüstung Hilfe geleistet wurde und welche Unkosten dadurch entstanden waren. Ferner wollte man wissen, ob nicht sür gehaltene Mahlzeiten und „Gastereien" das Geld verschwendet wurde. Es wurde auch gefragt, ob die Einlagen der Stadt bei der Eisenhandelsgesellschaft Erträge abwarfen und wer der Verwalter dieser Gelder war. Die Kastencin- und -ausgänge, sowie die Personen, die die „Ämter bedient" hatten, sollten ausgezeichnet werden. Zum Schlüsse war noch zu beantworten, welche Schulden in der Stadt und bei der Eisenhandelsgesellschaft vorhanden waren und welche Summen jährlich rückgezahlt werden könnten?") Aber nicht nur Steyrs ökonomische Lage war verzweifelt. Am 6. November 1628 teilten die oberösterreichischen Stände der Stadt mit, daß auch sie große Schulden hätten, für deren Abzahlung ihnen von Kaiser Ferdinand II. ein Aufschlag auf die im Lande verkauften Viktualien bewilligt worden fei.85 86) Die in Steyr cingehobenen Zuschläge waren nach Linz abzuführcn.88) Die Not in der Stadt war jedoch so groß geworden, daß sich Unbemittelte gezwungen sahen, beim Rate um die Erlaubnis zum Betteln anzusuchen. So wurde der „armen Betrüebtcn Wittib" Catalina Ritlerin am 7. 3. 1629 vom Rate gestattet, „Almosen zu fammeln."87) Auch die Witwe des wegen seiner Teilnahme beim Bauernaufstände Hingerichteten Stadtrichters Madlsedcr, Regina Khollerin, richtete im Juli 1629 an den Rat ein „durch Gott diemüetiges bitten" um Geldhilfe.88) Selbst der höchste Beamte der Stadt, Stadtschrciber Balthasar Greimoldt, sah sich am 2. Juni 1634 genötigt, den Rat uni Bezahlung der ausständigen Besoldung zu ersuchen. Es wurde beschlossen, diese Bitte an Bürgermeister Mann weiterzuleitcn, dieser „wolle daun auf mitl gedenkhen", damit dem Bittsteller noch 83) LV 6, 109, 114; LV 2, 176, 277. Ein Faß Kohle (ungefähr 3 hl) kostete zu Ende des 16. Jhdt. 24 Pfennige, zu Beginn des 17. Jhdt. 40 bis 48 Pfennige. S4J LV 6, 110. — Am 3. 1. 1629 war an die Städte Linz und Vöcklabruck ein kaiserlicher Erlaß ergangen, wonach nur Katholiken zur Bürgermeister- und Stadtrichterwahl zuzulahen waren. Dem Vocklabrucker Erlaß war noch beigefügt worden, daß zur Wahl des Stadtrichters ein kaiserlicher Kommissar entsandt wird, dem auch die Überprüfung der Rechnungen über das städtische und Kirchen- vermdgen oblag. Diese Maßnahme wird wohl eine im ganzen Lande gültige gewesen sein. ss) Auf den Eimer Welin waren einzuhcbn 6 Kreuzer, aus das Pfund Rind-, Kalb- oder Lammfleisch 1 Pfennig, auf das Pfund Schweinefleisch, Schmer oder Unschlitt 2 Pfennig, auf den Metzen Weizen 8 Pfennig, auf den Metzen Korn 6 Pfennig, auf Wicken, Gerste und Hafer je Metzen 4 Pfennig 86) LV 6, 111. =7) RP 1629, 40. 88) RP 1629, 138. 24
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