Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 22, Dezember 1961

teilte der Stadt mit, daß er mit der Wiederaufnahme des Gottesdienstes in d--r Kirche am 9. Juli beginnen merbe.56) Auf diese Mitteilung hin beschloß der Rai den Ratsherren Talhammer mit dem Stadtschreiber nach Garsten m entsenden, um den Prälaten zu „persuatirn" (überzeugen), er wolle zuwarten bis die niederösterreichische Regierung entschieden habe, da es der Abt selbst war, der die Regierung zur Stellungnahme aufgefordert hatte. Der Rat faßte überdies den Entschluß, sich an den Landeshauptmann zu wenden, der den Abt beauftragen solle, mit der Wiedereinweihung der Spitalskirche bis zum Eintreffen der Entscheidung aus Wien zu märten.57) Bürgermeister Mann berichtete am 8. 9 in der Ratssitzung, daß alle Bemühungen, die Spitalskirche für den evangelischen Kult zu erhalten, vergeblich seien und daß es die Stadt „darbei beruehen laßen" müsse. Um Ungelegenheiten mit der Bevölkerung zu vermeiden, wurde den Viertclmcistern der Auftrag gegeben „fleißig aufznpassen".56) An den Abt soll aber ein Protestschreiben abgefaßt werden. Ohne aber eine Entscheidung abzuwarten, beaab sich Prälat Spindler am 24. 10. 1617 nach Steyr und weihte hier die Spitalskirche neu ein. Er hielt ein. Hochamt, bei dem Kapuzinerpater Dominikus die Predigt hielt. In derselben Woche wurde auch die Bruderhauskirche aewstht.5') Abt Anton verfolgte auch mit aller Energie die Errichtung eines Kapuzinerklosters in Stein1 *.60 61 62 63 * ) Zu Beginn des Jahres 1616 schon waren die Mönche eingetroffen, die für das zn erbauende Kapuzinerkloster vorgesehen waren. Der Burggraf und frühere Landesbauptmann von Oberösterreich, Georg Sigismund Lambera, hatte ihnen als vorläufige Wohnstätte ein Haus im Hofgarten (heute Schloßvark) eingeräumt, später bekamen sie noch eines in Pyrach, im Keherfriedhofe. Im Kampfe um die Rekatholistcrung der Stadt sollten fürderhin die Kapuzinermönche wertvolle Hefter werden Sie trieben den Bau des Klosters mit aller Energie voran u wurden hiebei vom Garstener Abte und dem Burggrafen Lambera unterstützt.6') Schon im Juli 1616 batten sich die Äbte von Garsten, Kremsmünster und ScitenfUtten getrosten. wobei der Baugrund bestimmt worden war. Bei diesem handelte es sich um einen Garstener Klostergrund vor dem ehemaligen Gilgentore (heute Werndlpark), um den die Stadt Prozeß geführt und ihn verloren hatte.67) Die Räte waren über den Ausgang des Prozesses sehr verstimmt. Als Abt Spindler sie zur Grundstein- leaung einlud, wurde in der Ratssitzung vom 10. Avril 1617 beschlossen. „mit Stillschweigen zu verantworten".67) Einer weiteren Einladung glaubte man sich nicht mehr entstehen m können und entschied am 14. April, wenigstens ein „aebührlichs vnnd Glimpffliches Antwort! schreiben" abzusenden") Wie der Gbr^nift Lindner berichtet, wurde die Grundsteinlegung am 6. Mai 1617 in Anwesenheit der Äbte von Garsten. Kremsmünster. Seitenstetten und des Burggrafen mit großem Gepränge und unter Geschützdonner begangen.65) Vom Rate waren bewaffnete Bürger a6arorbnet worden, um Zwischenfälle mit der Stadtbevölkerung, die ja in ihrer großen Mehrheit der evangelischen Lehre huldigte, vorzubcugen.66) Ein anderer Chronist, der Färbermeister Zettl aus Ennsdorf, verzeichnete. daß den Steh^m und ihren evangelischen Predigern diese Feier nicht gefallen habe, „dieweillen die Ganze 56) RP 1617, 243. 57) RP 1617, 241. 5S) RP 1617, 257. ”) LV 6, 5. — Pritz (S. 242) schreibst daß in der Bruderhauskirche am 29. 7. 1616 der erste katholische Gottesdienst gehalten wurde. 60) LP 2 243; LP 6, 2. ' " ' 61) Bamberg versprach 4000 Gulden beizutragen; er kaufte am 9 11. 1617 12.000 Ziegel. 62) LP 5 . 297, LP 6, 3. 63) RP 1617, 102. 6») RP 1617, 109. 65) LV 7. 85; LV 5, 309; Lindner und Preuenhuber geben den 16. 4. als den Tag der Grundsteinlegung an. Pritz behauptet, daß mit beim „Bau um 1615 begonnen" wurde. 66) „Plurimi etiam cives Styrenses interim pro aliqua tutela ad hoc senatu ordinati in armis steterunt". 19

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