Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 22, Dezember 1961

lastet waren, sich zeitweilig genötigt sahen, ihre Betriebe einzustellen. Eine weitere Behinderung der Entwicklung des Eisenwesens war die Gegenreformation, Zahlreiche Hammermeister, Hammerschmiede, Eisenarbeiter und Knappen, viele unter ihnen Bekenner der evangelischen Lehre, waren gezwungen, auszuwandern. Zur Bezahlung ihrer Schulden bei der Eisenhandelsgesellschaft stellten die Hammermeister dieser ihre Werke zur Verfügung. Es mußte also die Eisenhandelsgesellschast, die 100.000 Gulden Außenstände bei den Hämmern hatte, diese übernehmen. Wohl war schließlich, über zahlreiche Interventionen, den Hammermeistern erlaubt worden, im Lande bleiben zu dürfen, bis sie ihr Werk an einen Katholiken verkauft hätten. Doch dies gelang in den seltensten Fällen. Alle vorerwähnten Umstünde hatten eine außerordentliche Senkung der Produktion zur Folge, die sich in weiterer Folge auch ungünstig auf die Fertigwarenerzeuger, wie die Messerer, auswirkte. Am 18. 5. 1615 waren in Eisenerz mehrere Eisenschmclzwerke, 80 Häuser, das Rathaus und das fürstliche Amt niedergebrannt. Diese Stadt bemühte sich, am 15. Juni in Steyr eine Anleihe von 1500 oder wenigstens 1000 Gulden zu erhalten. Im Hinblick auf die eigene ungünstige Finanzlage mußte der Magistrat jedoch dieses Ansuchen ablehnen.1S) Pritz'H behauptet, Steyr habe den Eisenerzern Geld geborgt. Die Vernichtung so vieler Erzeugungsstätten ließ den Eisenprcis wieder ansteigen. Die Infektionskrankheiten, eine ständige Bedrohung der Menschen dieser Zeit, schienen 1614 nachgelassen zu haben. Deshalb beschloß der Rat, in seiner Sitzung vom 17. Jänner, die Anzahl der „Seuchenwachter" vor dem Enns- und Steyrtore von sechs auf drei Personen herabzusetzen. Für die Haltung der sechs Seuchcn- wächter waren an Kosten 1 Groschen auf den Kopf der Bevölkerung entfallen.") Die religiösen Gegensätzlichkeiten erstreckten sich in diesen Jahren auf kleinere Plänkeleien. Steyrs evangelische Prädikanten scheinen in Garsten Religionsunterricht bei Privatpersonen gehalten zu haben. Dies vcranlaßte die Administratoren des Klosters Garsten beim Magistrat vorstellig zu werden und ihn zu ersuchen, den Prädikanten das „Auslauffcn" nach Garsten zu verbieten.") Am Taborfriedhofe kam es wegen verschiedener religiöser Ansichten zwischen den „Thurner Gesellen" und den Teilnehmern an einer Leichenfeier zu einem Zusammenstöße. Der Rat stellte in der Sitzung vom 9. 5. 1614 fest, daß der Friedhof wegen dieses Vorfalles, da das Erdreich mit Blut verunreinigt worden war, durch einen Weihbischof neuerlich cingesegnet werden müßte.") Am 1. 12. 1614 traf ein Befehl des Kaisers ein, der besagte, daß alle in Steyr anwesenden Handwerksgesellen verhört werden müßten, da in der Judengasse der Stadt Frankfurt geplündert worden war und der Verdacht bestand, daß Plünderer versuchen würden, auswärts Unterstand zu finden?") Im Februar 1614 war ein starkes Erdbeben zu verzeichnen. Im Herbste folgten heftige Regengüsse, die alle Wege am Wehrgraben so zerstörten, daß die Bewohner von der Umwelt abgeschnitten waren?') Der früh und mit aller Härte einsetzende Winter des Jahres 1614 vernichtete die Wintersaat und brachte cs mit sich, daß deshalb Not an Getreide herrschte. Der Rat sah sich genötigt, in anderen Ländern des Reiches Getreide einzuhandeln und an die ärmeren Bevölkerungsschichten zu tragbaren Preisen abzugcben. Weil das Wetter so „scharpf und kalt" war, wurde den vier deutschen Schulmeistern der Stadt am 10. März 1614 erlaubt, mit dem Unterrichte auszusetzen, bis sich wieder ein „linders Wetter erzeigen" mürbe?* 2 * * ) ’5) RP 1615, 126. "> LV 2, 408. ") RP 1614, 12; RP 1615, 224. ’=) RP 1614, 113. ") RP 1614, 114. 2°) RP 1614, 315. 21) RP 1614, 275. --) RP 1614, 62; LV 5, 250; LV 1, 354. 8

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