Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 22, Dezember 1961

Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr Schriftleitung: Adolf Bodingbauer Die Bürgermeister der Stadt Steyr (Fortsetzung) Die Gesellschaft der Rohr- und Büchsenhandlung in Steyr Zwei Darstellungen der eucha- ristischen Kunst in Steyr Heft 22 Oktober 1961 Dr. Erlefried Krobath Dr. Josef Ofner Adolf Bodingbauer

Alle Rechte Vorbehalten Eigentümer, Herausgeber und Verlag: Magistrat Steyr Für den Inhalt verantwortlich: Adolf Bodingbauer Druck: Vereinsdruckerei Steyr

Dr. Erlesried Krobath Die Bürgermeister der Stadt Stepr und istre JLzit ufoniriung) Christoph Stainer (1612—1613); Mathias Rädlinger (1614—1615); Cosman Mann von Mannsperg (1616,1617,1628, 1629, 1634, 1635, 1638 bis Ende Jänner 1641). Christoph Stainer (1612 — 1613) Christoph Stainer war ein Sohn des Eisenhändlers gleichen Namens, der sein Geschäft in dem Hause Enge Gasse 21 — Goldschmiedgasse 2 betrieben hatte. Seine Mutter, eine geborene Anna Laurntaler, stammte aus Krems und war sehr vermögend. Ihr Gatte starb bald und sie vermählte sich mit dem Gastgeb und Hammergewerken Jörg Steer'), der als bedeutendster Eisenverleger seiner Zeit galt. Er und seine Frau waren Eigentümer der Häuser Grünmarkt 1 — Ennskai 36. Es war also gegeben, daß sich Christoph Stainer, in der Tradition des Eisenhandels ausgewachsen, ebenfalls, in dem von seinem Vater ererbten Hause, diesem Handelszweige verschrieb. Aus den Steuerbüchern der Zeit ist zu ersehen, daß er, neben Messern, Nägeln und Stahl, auch Gewand verkauft hatte?) Nach einer langjährigen Tätigkeit in den Räten der Stadt folgte er 1612 als Bürgermeister seinem Vorgänger Jahn im Amte. Auch für 1613 wurde er zum Bürgermeister gewählt* 2 3 4), nachdem der Landeshauptmann erklärt hatte, daß er der „Wahl halber für dißmal kein Bedenkhen" habe. Vorher war Stainer zweimal Stadtrichter gewesen (1605 und 1606)'). Kaiser Rudolf II. war am 20. 1. 1612 in Prag gestorben. Sein Bruder Matthias wurde am 24. Juni des gleichen Jahres in Frankfurt zum Nachfolger gekrönt. Die Protestanten aller Länder des Reiches hatten große Hoffnungen auf den neuen Kaiser gesetzt. Sie glaubten, durch ihn zu der ersehnten freien Religionsausübung zu gelangen und waren sehr enttäuscht, als es sich herausstellte, daß Matthias für die Wiederherstellung der katholischen Glaubenslehre wirkte. Bei seiner Thronbesteigung hatte der neue Kaiser den Böhmen versprochen, einen Generallandtag einzuberusen, um den Protestanten einige ihrer Wünsche zu gewähren. Er hielt diese Zusage nicht ein und erweckte dadurch viel Unwillen. In Ungarn kehrte sich der Palatin Thurzo nicht an die Befehle Matthias' und strebte nach der königlichen Macht. Auch Gabriel Bethlen befestigte nach der Ermordung Stephan Ba- thoris seine Herrschaft in Ungarn. Kaiser Matthias schilderte 1613 in einem Briefe ') Stb. 1620, 71; tetb. 1583, 35; Heiratsvertrag der Anna Streck» vom 20. 10. 1552 imb Testament vom 12. 1. 1570. Ihrer ersten Ehe entsprossen zwei Söhne (Benedikt und Christoph): der Sohn ans zweiter Ehe, Georg Steer, wird noch 1605 als Eisenverleger genannt. 2) Stb. 1586, 33. 3) LV 5; LV 8, 233; RP 1612, 310. 4) LV 5, 124, 139; LV 9. 3

an Erzherzog Ferdinand seine Ohnmacht. „So lange er lebe, werde der Bau wohl zusammenhalten, nach seinem Tode werde er zerfallen," meinte der Monarch, Diese allgemeine politische Lage zeichnete sich auch in Steyr ab, wo die evangelisch gesinnten Kreise der Stadt versuchten, der Rekatholisierung den möglichsten Widerstand zu leisten. Unermüdlich versuchte die katholische Geistlichkeit in Steyr, der damaligen Hochburg des Luthertums in Oberösterreich, Fuß zu fassen. So beabsichtigte Prälat Johann Wilhelm Haller von Garsten in der Spitalskirche wieder katholischen Gottesdienst halten zu lassen. Um dies zu verhindern, entsandte die Stadt eine Abordnung von Ratsmitgliedcrn nach Garsten, um den Prälaten zu bewegen, von dieser Maßnahme abzustehen. Die Abgeordneten begründeten ihre Vorsprache damit, daß in dieser Kirche schcn seit 50 Jahren kein katholischer Gottesdienst gehalten worden war und bei seiner Wiedereinführung von „Vnbendigen Gsindt (unbändigem Gesinde) große Gefahr vnd Unheil Zube- sürchten" wäre?) Prälat Haller erklärte, daß er mit „denen von Steyr nit disputier^, er sei von seiner geistlichen Obrigkeit „starck angemahnt" worden, den Gottesdienst in dieser Kirche wieder abhalten zu lassen. Bei dieser Gelegenheit beschwerte sich der Prälat bei den Abgesandten darüber, daß der Ratsherr und frühere Bürgermeister Jahn als derzeitiger Kirchenverwaltei?) die Leute des Klosters Garsten schlecht behandle. Er verlangte vom Rate die Abstellung eines solchen Benehmens gegen die Klosterangehörigen. Anderseits beschwerte sich die evangelische Kirchenbehörde der Stadt beim Rate, daß der Kaplan der Stadtpfarrkirchc, Bürger, die ihren Geschäften nach gingen, „hoch injuriert" und auch beleidigende Äußerungen über das evangelische Ministerium gemacht habe. In dieser Angelegenheit ordnete der Rat an, daß vier Zeugen in der Stadtkanzlei einzuvernehmen wären und der Garstener Abt um Abstellung dieser Übergriffe ersucht werden sollte?) ' Da seit 1581 die Stadt an der „Compagnie oder bürgerlichen Eisenhandcls- gesellschast von Steyr" beteiligt war, sah man sich in den Ratssitzungen oft gezwungen, geschäftliche Angelegenheiten der ..Compagnie" zu behandeln. So wurde am 27. März 1613 beanstandet, daß der Eisenkümmerer Jeremias Wurschenhofcr „viel Zeug verborgt" hatte. Es wurde beschlossen, ihm aufzutragen, dem Bürgermeister unverzüglich eine Aufstellung der Schuldner vorzulegen. W.iters wurde ihm verboten, ohne „genucgsamen" Befehl und Vorwissen des Bürgermeisters, Waren auf Kredit abzugeben. Schließlich scheint Wurschenho'er auch verbotene Praktiken geübt zu haben, denn er ließ Äxte und Pflüge aus „Zrcnn Eisen"5 * 7 8) Herstellen, was eine Verschlechterung der Ware bedeutete. Auch dies wurde ihm untersagt?) Erwähnt sei, daß die Steyrer Eisenarbeiter bereits im Jahre 1614 in der Lago waren Flintenschlösser herzustellen. Trotz des Ernstes der Zeit widmeten sich besonders die Angehörigen der verschiedenen Handwerke der „holdseligen Kunst" des Meistergesanges. Unter den 34 nachweisbaren Meistersingern der Stadt ist besonders der Bortenschläger Nikolaus Lindtwurmb hervorzuheben, der vom Rate mehrmals die Erlaubnis erhielt die „begehrte Singschucll" abhalten zu dürfen. Hiebei handelte es sich um eine festliche Gesangsveranstaltung im Rathause. Damit es jedoch „ordentlich und richtig" zugehe, ordnete der Bürgermeister jeweils einen „Beisatz (Beobachter)" zu diesen Vorführungen ab.10) 5) RP 1613, 105; LV 13, 53 f.: Der Protestantismus setzte im Lande ob der Enns schon 1542 öffentlich ein. *) LV 5, 262. 7) RP 1613, 233. ^ 8) „Zrenneisen" bildete das Musgangsmaterial für Hacken-, Klob- und Stangeneisen (LV 17, 5). ') RP 1613, 87. ,0) LV 15, 24; RP 1614, 79. 4

Auch von den Studenten des evangelischen Gymnasiums, das im heutigen Hauptpostamtsgebäude untergebracht war, wurden im Februar 1613 wieder Komödien aufgechhrt. Dem Rektor der Schule wurden hiesür vom Magistrate 12 Taler überwiesen. Den Stadtvätcrn scheinen jedoch die bei den Aufführungen „verspürten unbeschaidenhaiten" bei Spieler mißfallen zu haben, denn dem Rektor wurde aufgetragen, solche bei künftigem Auftreten abstellen zu wollen.") Unter dem Donner der städtischen „groben" Geschütze, die auf den Stadtmauern und im „Höltzel ob der Ennsleite" aufgestellt waren, zog Kaiser Matthias am 12. 7. 1613 mit seiner Gemahlin auf der Reise zu einem Reichstag nach Re gensburg in Steyr ein. An den Grenzen des Burgsrieds der Stadt, vor dem Taborfriedhofe, wurde der Monarch vom Bürgermeister und Rate der Stadt empfangen. Bewaffnete Bürger säumten die Straßen vom Taborlore bis zum Gilgentore ein. Christoph Stainer überreichte dem Monarchen die Stadtschlüssel, nachdenr Stadtschreiber Hanns Christoph Drummer in einer formvollendeten Rede den Kaiser begrüßt hatte. Dieser versicherte dem Rat, daß er an der Verwaltung der Stadt „ein gnädigstes Gefallen" trüge und ließ die Stadtschlüssel durch den Direktor seines Geheimen Rates, den Wiener Bischof Melchior Khlessl, zurückgebcn") Der Kaiser übernachtete in Garsten und kehrte am folgenden Tage nach Steyr zurück, wo er beim Burggrafen Georg von Stubenbcrg die Mahlzeiten einnahm. In der Faschingsnacht 1613 hatte ein Brand die Stadt bedroht. Durch eine Glut, welche die Schleifer unverwahrt stehen ließen, war in der Schleif- und Sägc- mühlc in Zwischenbrücken ein Feuer ausgebrochen. Glücklicherweise griff dieses nicht auf das Ennstor, dessen Turm zugleich als Pulvcrturm diente, über.") Christoph Stainer wurde am 20. September 1614 mit großen Ehren am Taborsriedhofe beigesetzt. Tie evangelischen Prädikanten bedachten den Verstorbenen in ihren Grabreden mit höchstem Lobe. Bis zur Neuwahl übernahm Alt- bürgermeistcr Jahn vertretungsweise die Bürgermeistergeschafte.") ") RP 1613, 46. ") LV 1, 350, 351; LV 5, 260; LV 2, 241. ") LV 1, 350; - LV 2, 240. ") LV 5, 240. ’5) Siegel auf dem Testament der Susanne Stander. gezeichnet nach einem Siegel aus dem Jahre 1604.") 5

In seinem Testamente setzte Stainer seine Ehefrau Johanna, geborene Zieglerin, zur Universalerbin ein. Den fünf Kindern aus dieser Ehe, Magnus, Su- sanna, Maria, Sara und Rebekka vermacht er 4000 Rheinische Gulden, den Gulden zu 5 Batzen oder 60 Kreuzern, die aber erst nach dem Tode der Haupterbin auszuzahlen waren. Sollte sich der Sohn verheiraten, so hatte ihm seine Mutter ein Vorlegat von 100 Talern, Kleidern, Büchern und Waffen des Verstorbenen auszufolgen. Dem evangelischen Kirchenministerium überließ er zum Unterhalt 100 Rheinische Gulden. Ferner verfügte er, daß seine Frau und später seine Kinder, jährlich am St.-Christophs-Tag, seinem Geburtstage, den Armen des Bürger- spitales 20 Gulden zu spenden hätten.") Mathias Rädlinger (1614 — 1615) Wann und wo Mathias Rädlinger geboren wurde, läßt sich nicht mehr ermitteln. Bekannt ist, daß er seit 1595 abwechselnd den drei Räten der Stadt ange- hörtc, In den Jahren 1610 bis 1611 wurde er mit dem Stadtrichteramtc betraut, 1614 und 1615 war er Bürgermeister der Stadt. So ist auch die Herkunft der Familie Rädlinger nicht mehr feststellbar. Lediglich aus dem Steuerbuche 1599 ist zu ersehen, daß Mathias Rädlinger durch die Heirat mit der Witwe Margaretha Urkauf, einer geborenen Prevenhnberin, in den Besitz der Eisenhandlung und Gastwirtschaft im Hause Stadtplatz 30 — Berggasse 45 gelangte. Diese Geschäfte führte er weiter. Weiters besaß er einen Hof vor dem Gilgentor (in der Nähe des heutigen Brucknerplatzes) und das Haus Bindergasse 9.') Rädlinger verschied schon am 7. März 1615; bis zur nächsten Bürgermeisterwahl versah wieder Altbürgermeister Jahn als Mitglied des Rates der „Alten Herren" die Amtsgeschäfte. Eine Notiz in einem Ratsprotokolle des Jahres 1615 bezeugt, daß Rädlinger als begeisterter Anhänger der evangelischen Lehre in seinem letzten Willen der Kirche und den Schulen Legate aussetzte?) Wegen ihres evangelischen Religionsbekenntnisses verließ die Witwe Steyr. Sie starb 1628 und wurde in St. Peter in der Au begraben. Die Emigrantenakten des Steyrer Stadtarchives berichten hierüber: „Die Rädlingerin hat sich aufs und davon gemacht nach st. Peter, die und ihr Mann sind gestorben."* 2 3) Von den wesentlichen Ereignissen des Jahres 1614 sei eine Versammlung von Delegierten aller dem österreichischen Hause angehörenden Länder erwähnt, die vom Kaiser nach Linz einberufen wurde. Der Zweck dieser Zusammenkunft war die Beratung, ob man Ungarn und Siebenbürgen mit Krieg überziehen oder ob man am Frieden festhalten sollte. Die anwesenden Bevollmächtigten der Länder und Städte, unter denen sich als Vertreter Steyrs der Ratsherr Georg Thalhammer befand, entschieden sich für den Frieden. Da Linz nicht mit genügend Hausrat für so viele fremde Anwesende au>warten konnte, befahl der Landeshauptmann Volckeustorff dem Steyrer Magistrate am 19. 7. 1614 Betten, Wüsche, Tische, Stühle und Kochgeschirr für acht Häuser bereitzustellen und nach Linz zu liefern?) ") Testament u. 2. 7. 1614, St. XI, L. Ich Sit.A. ’) 1595, 1597—1602 war Rädlinger „Genannter" Steyrs, 1603—1604, 1607—1609 Mitglied des Rates der „Jungen Herren", 1605—1606 u. 1612—1613 Mitglied des Rates der „Alten Herren"; Stb. 1598, Bl. 12; RP 1694, 194, 199, 206; LB 5; LV 8. 2) RP 1615, 119: .. die Rädlingerin (soll) das Geschäft, so ihr Mathias Rädlinger ans Kirchen und Schulen vermacht richtig machen..."; LV 5, 262. 3) Emigr. (St.A.) 1626—1628, Bl. 48, LV 1, 306; Stb. 1620. Das Haus Stadtplatz 30 ist lauft Steuerbuch 1635, S. 15, timi Besitze der Erben Margarethe Rädlingers. *) Mil. A., K. XI, L. 38, Nr. 2193; RP 1614, 187; LV 2, 241. 6

Im Herbste desselben Jahres veranstaltete die Schützengesellschaft mit Genehmigung des Rates ein Freischießen, zu dem sich Schützen aus säst allen Ländern und Orten des Reiches einfanben. Dieses Schießen mit Feuergewehren dauerte vier Wachen und wurde aii| der Schießstättc oberhalb des Stadtgrabens (heute Areal der Hauptschule Promenade) abgehalten?) Mit der Landeshauptstadt Linz gab es hin und wieder wegen der zu leistenden Kontributionen und Abgaben Differenzen. So beschwerte sich der Magistrat Linz am 17. 6. 1614 bei der Landeshauptmannschaft über die übrigen sechs landessürstlichen Städte, unter ihnen Steyr. Die Linzer Stadtverwaltung glaubte, im Verhältnis zu den anderen Städten, mehr Kontributionen entrichten zu mügen. Die anderen Städte Österreichs ob der Enns hingegen beklagten sich ihrerseits am 23. 7. 1614 beim Landeshauptmann, daß Linz den Versuch mache, seine Kontributionsleistungen auf Kosten der anderen vermindern zu wollen?) Es kam in dieser Angelegenheit zu einigen Besprechungen und Sitzungen/) doch verliefen sie im Sande. Vizedom Hans Adam Gicnger hatte in Linz den Ausbau des Schlosses für Kaiser Matthias angeordnet?) Aus diesem Anlaß wandte er sich am 21. 12. 1614 an die Eisenkompagnie in Steyr, daß sie noch vor den zu erwartenden neuerlichen Preiserhöhungen verschiedenes Eisenzeug, das beim Schloßbau Verwendung finden sollte, liefere?) In einem weiteren Schreiben vom 2. 1. 1615 stellte der Vizedom das gleiche Ersuchen an die Gesellschaft.'") Die gewünschten Eisensorten wurden zum Gesamtpreise von 102 fl 7 ß 8 d geliefert und vom Hofschlcsser in Linz abgenommen. Trotz mehrmaliger Aufforderung wurde nicht bezahlt und noch drei Jahre nach der Lieferung ersuchte der Vizedom die Kompagnie, sich noch zu gedulden.") Im Jahre 1615 sah sich die Stadt verpflichtet, das Messererhandwcrk aufzufordern, seine seit „langen Jahren" nicht entrichteten Steuern und Umlagen zu bezahlen. Den Mitgliedern dieses Handwerkes wurde vor Augen geführt, daß sich die Steuerschulden mit jedem Jahr vermehren würden. Die Stadt aber habe dem „Einnember Amt" auf jeden Fall die ausständigen Steuern für dieses Handwerk zu entrichten, sonst würden ihr Zinsen angelastet oder sic hätte mit Strafen zu rechnen.") Diese Steuersäumigkeit der Messerer war drirch die allgemeine wirtschaftliche Lage begründet. Die Reformen, die durch die Gründung der „Steyrer Eisenkompagnie" 1581 angebahnt wurden, brachten nicht den gewünschten Erfolg. Am 5. Oktober 1600 schrieb der Eisenobmann Johann Christoph Strutz an den Innerberger Amtmann, daß er int Laufe seiner dreißigjährigen Dienstzeit das Eisenwesen noch nie in so. schlechtem Zustande wie zit dieser Zeit gesehen habe. Er sehe voraus, daß alle Hammermeister auswandcrn und die Geldgeber der Compagnie ihre Einlagen kündigen würden.") Diese prophetischen Worte des Eisenobmannes erfüllten sich in den folgenden Jahren. Der Eisenexport hatte sich nicht in dem erwarteten Maße entwickelt. Um die Wende des 17. Jahrhunderts waren die Roheisenpreise um 14 Kreuzer je Zentner erhöht worden;") diese Preissteigerung hatte zur Folge, daß die Hammermeister, die durch die Erhöhung der Preise für Lebenshaltung, Transportkosten, Abgaben für den Türkenkrieg („Türkengeld"), Wasserschäden, Feuersbrünste und die Geldverschlechterung übermäßig be-* 7 * * 10 s) LV st 241. *) Nr. 3342, Steuerakten, Mk, L. 23. 7) Nr. 3344, 3347, Steuerakten, Mk, L. 23. °) RP 1614, 154. ’) Eisenakten, Nr. 1031, K. IV, L. 19, St.A. 10) Eisenakten, Nr. 1066, K. IV, L. 19, St.A. ") Eisenalten. Nr. 1233, K. IV, L. 20, StA. ") RP 1615, 220, 221. ’3) LV 16, 612 ff. „Die Compagnie war eine Vereinigung von Bürgern unter Garantie der Stadt zum Zwecke des Eisenverlages". ") Eiseukapitulation vom 11. 9. 1599; LV 16, 613. 7

lastet waren, sich zeitweilig genötigt sahen, ihre Betriebe einzustellen. Eine weitere Behinderung der Entwicklung des Eisenwesens war die Gegenreformation, Zahlreiche Hammermeister, Hammerschmiede, Eisenarbeiter und Knappen, viele unter ihnen Bekenner der evangelischen Lehre, waren gezwungen, auszuwandern. Zur Bezahlung ihrer Schulden bei der Eisenhandelsgesellschaft stellten die Hammermeister dieser ihre Werke zur Verfügung. Es mußte also die Eisenhandelsgesellschast, die 100.000 Gulden Außenstände bei den Hämmern hatte, diese übernehmen. Wohl war schließlich, über zahlreiche Interventionen, den Hammermeistern erlaubt worden, im Lande bleiben zu dürfen, bis sie ihr Werk an einen Katholiken verkauft hätten. Doch dies gelang in den seltensten Fällen. Alle vorerwähnten Umstünde hatten eine außerordentliche Senkung der Produktion zur Folge, die sich in weiterer Folge auch ungünstig auf die Fertigwarenerzeuger, wie die Messerer, auswirkte. Am 18. 5. 1615 waren in Eisenerz mehrere Eisenschmclzwerke, 80 Häuser, das Rathaus und das fürstliche Amt niedergebrannt. Diese Stadt bemühte sich, am 15. Juni in Steyr eine Anleihe von 1500 oder wenigstens 1000 Gulden zu erhalten. Im Hinblick auf die eigene ungünstige Finanzlage mußte der Magistrat jedoch dieses Ansuchen ablehnen.1S) Pritz'H behauptet, Steyr habe den Eisenerzern Geld geborgt. Die Vernichtung so vieler Erzeugungsstätten ließ den Eisenprcis wieder ansteigen. Die Infektionskrankheiten, eine ständige Bedrohung der Menschen dieser Zeit, schienen 1614 nachgelassen zu haben. Deshalb beschloß der Rat, in seiner Sitzung vom 17. Jänner, die Anzahl der „Seuchenwachter" vor dem Enns- und Steyrtore von sechs auf drei Personen herabzusetzen. Für die Haltung der sechs Seuchcn- wächter waren an Kosten 1 Groschen auf den Kopf der Bevölkerung entfallen.") Die religiösen Gegensätzlichkeiten erstreckten sich in diesen Jahren auf kleinere Plänkeleien. Steyrs evangelische Prädikanten scheinen in Garsten Religionsunterricht bei Privatpersonen gehalten zu haben. Dies vcranlaßte die Administratoren des Klosters Garsten beim Magistrat vorstellig zu werden und ihn zu ersuchen, den Prädikanten das „Auslauffcn" nach Garsten zu verbieten.") Am Taborfriedhofe kam es wegen verschiedener religiöser Ansichten zwischen den „Thurner Gesellen" und den Teilnehmern an einer Leichenfeier zu einem Zusammenstöße. Der Rat stellte in der Sitzung vom 9. 5. 1614 fest, daß der Friedhof wegen dieses Vorfalles, da das Erdreich mit Blut verunreinigt worden war, durch einen Weihbischof neuerlich cingesegnet werden müßte.") Am 1. 12. 1614 traf ein Befehl des Kaisers ein, der besagte, daß alle in Steyr anwesenden Handwerksgesellen verhört werden müßten, da in der Judengasse der Stadt Frankfurt geplündert worden war und der Verdacht bestand, daß Plünderer versuchen würden, auswärts Unterstand zu finden?") Im Februar 1614 war ein starkes Erdbeben zu verzeichnen. Im Herbste folgten heftige Regengüsse, die alle Wege am Wehrgraben so zerstörten, daß die Bewohner von der Umwelt abgeschnitten waren?') Der früh und mit aller Härte einsetzende Winter des Jahres 1614 vernichtete die Wintersaat und brachte cs mit sich, daß deshalb Not an Getreide herrschte. Der Rat sah sich genötigt, in anderen Ländern des Reiches Getreide einzuhandeln und an die ärmeren Bevölkerungsschichten zu tragbaren Preisen abzugcben. Weil das Wetter so „scharpf und kalt" war, wurde den vier deutschen Schulmeistern der Stadt am 10. März 1614 erlaubt, mit dem Unterrichte auszusetzen, bis sich wieder ein „linders Wetter erzeigen" mürbe?* 2 * * ) ’5) RP 1615, 126. "> LV 2, 408. ") RP 1614, 12; RP 1615, 224. ’=) RP 1614, 113. ") RP 1614, 114. 2°) RP 1614, 315. 21) RP 1614, 275. --) RP 1614, 62; LV 5, 250; LV 1, 354. 8

Auch auf die Bautätigkeit wirkten sich die leeren Stadtkassen aus. Nur die notwendigsten Arbeiten wurden durchgeführt, so wurde, z. SB., im August 1615 im Rate beschlossen, einen Gang „in die Hintere Rhatstuben" zu bauen, damit mau auch in dieser Sitzungen abhallen könne.") Gleichzeitig wurde auch der Bau eines „Keller!" für das „Haus am Perg (ehemalige Lateinschule, Berggasse 46)" ange- irrbnei. Im Vorjahre waren auch die Grenzen der Stadt mit Marksteinen versehen worden.") Wappen des Mathias Rädlinger gezeichnet nach einem Siegel aus dem Jahre 1604.") Cosman Mann von M a n n s p e r g (1616, 1617, 1628, 1629, 1634, 1635, 1638 — 1641) Der erste Abschnitt der Bürgermcistcrtätigkeit Manns in den Jahren 1616 und 1617 fiel in die Zeit, in der Steyr ganz dem evangelischen Glauben zugewandt war. 1617 gehörten nur mehr 18 Bürger der katholischen Religion an.') In die Zeit der politischen Gegenreformation der Jahre 1624 bis 1634 reichte die zweite Amtsperiode (1628, 1629, 1634 und 1635) hinein, Cosman Mann hatte inzwischen seine religiösen Ansichten geändert und war Katholik geworden. Nach langen Unterhandlungen übergab der bayrische Kurfürst das Land ob der Enns am 5. Mai 1628 dem Kaiser Ferdinand II. Die bayrische Pfandherrschaft hatte damit aufgehört. Als Statthalter verblieb im Lande Graf Adam von Her- berstorff, bei dessen Tod im Jahre 1629 der Protestantismus im wesentlichen erloschen war. Wenn auch noch manche Bewohner der Stadt dem lutherischen Glaubensbekenntnisse zuneigten, so konnte dies nur im geheimen geschehen, da in Durchführung der Reformationsbefehle jede religiöse Tätigkeit überwacht wurde. Der dritte und letzte Zeitraum der Amtsführung Manns füllt zum Teil in jene unglückliche Periode der Geschichte Steyrs, die durch die mittelbaren und “) RP 1615, 166. «;■ RP 1614, 218. ") Siegel auf dem Testamente der Susanne Stander. ') LV 6, 3. 9

unmittelbaren Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648) gekennzeichnet war. Die Wirtschaft lag darnieder, die Bevölkerung war verarmt, die Uneinigkeit der Bürger in religiösen Belangen hemmte jede gewerbliche Tätigkeit, die vermögenden Protestanten waren abgewandert oder ausgewiesen worden. Hiezu kamen die durch den Krieg bedingten hohen Abgaben und Steuern, die Entwertung des Geldes, häufige Durchmärsche und Einquartierungen von Truppen, die verpflegt werden mußteir und die der Stadt mannigfaltige Leistungen abverlangten. Es läßt sich nicht mehr feststellen, von wo die Familie Mann nach Steyr zugezogen war. Gegen Erlag einer Gebühr von 6 Talern wurde im Jahre 1572 der Vater des Bürgermeisters, Thoman Mann, vom Rate in Steyr als Bürger ausgenommen. Er und seine Vorfahren hatten im Innerberger Gewerkschaftswesen gearbeitet?) Sechzehn Jahre hindurch diente er dem Gemeinwesen in den drei Räten der Stadt?) Aber erst vom Zeitpunkte seiner Heirat an beteiligte Thoman sich selbst am Eisenverlage. Er hatte sich mit Barbara Theiß, der Witwe des Bürgers Christoph Pichler, vermählt. Die Schwester Barbaras, Margarethe, war mit dem rührigen Hammergewerken Christoph Präntl in St. Gallen, Steiermark, verheiratet gewesen?) Von den Nachkommen Thoman Manns sind uns nur drei Söhne und eine Tochter bekannt. Der älteste Sohn, Cosman, und sein jüngster, Simon, hatten in Wittenberg studiert und waren im Oktober 1604 nach Stevr heimgekehrt, um die Erbschaft nach ihrer inzwischen verstorbenen Mutter anzutreten?) Simon verbrauchte sehr bald sein ererbtes Geld und war dann einige Zeit als Prädikant bei Hans Fenzl auf Schloß Mühlgrub tätig. Von hier verzog er nach Wien und starb in Hernals. Cosman, der spätere Bürgermeister, wußte jedoch sein Erbe geschickt zu nützen. Er betrieb im Hause Stadtplatz 35 (heute Gasthof zum goldenen Ochsen) einen Eisenhandcl und brachte es zu einem der bedeutendsten Verleger in der Messerindustrie?) Durch seine Verehelichung mit Maria Waldner, der Witwe des im Jahre 1609 verstorbenen Bürgermeisters Colman Dorningcr, hatte er Anschluß an die alteingesessenen Familien gefunden. Schon in jungen Jahren war Cosman in bcn JRäten7) der Stadt tätig, 1613 und 1614 wurde er zum Stadtrichter gewählt. So lernte er die verschiedenen Sparten der Gemeindetätigkeit kennen, was für seine langjährige Amtsführung als Bürgermeister sicherlich von wesentlicher Bedeutung war. Nicht weniger als zehnmal war er in der Zeit von 1616 bis 1641 Oberhaupt der Stadt. Zu dieser Gegebenheit trug vielleicht vor allem seine politische Wendigkeit bei. Als es zur Durchführung der Gegenreformation kam, hatte er sich rechtzeitig der katholischen Seite zugcwandt, was sehr bald belohnt wurde. Kaiser Ferdinand II. erhob ihn am 24. August 1634 in den rittermäßigen Adel mit dem Prädikate „von Mannsperg". Außerdem wurde ihm eine Wappenänderung gewährt?) Nach vorher „ordentlich beschehner Aufkündigung" war die „Erwehlung vnndt Veränderung der Ämbter bey Gem. Stadt" für das Jahr 1616 am 16. Dezember 1615 „fürgangen"?)* 6 7) Resignation Cosman Manns, Präs. 8. 12. 1629, Rr. 492, Mk., L. 10, St.A. 3) LV 8; Genannter 1578, 1581, 1585; Junger Herr 1588 bis 1591; Alter Herr 1596—1600. 4) Ihre Eltern Leopold und Katharina Theiß waren von 1567 bis 1577 Besitzer des Hauses Stadtplatz 6. Außerdem besaßen sie die Häuser Schulstiege 1, StadtPlatz 4 und Berggasse 25 (Gib. 1567, 1573). 5) LV 5, 121, 204: „Hoc etiam mense duo Styrenses iuvenes Studiosi post mortem suae matris Thomae (!) Manin, Cosmas et Simon Man pro adeunda relicta haereditate a studiisWittenberga domum Styram reversi sunt". 6) 233 492__494. 2V 8. 7) Genannter 1611 u. 1612, Junger Herr 1613, Mer Herr 1615. °) RP 1615, 330. ') LV 14, 194. 10

Schon nach drei Monaten'") versuchte der neue Bürgermeister, seine Stelle als Obervorgeher (höchster Beamter) der „Eisenhandels Compagnie" zurückzulegen, da es ihm nicht möglich erschien, beide Stellen zu bekleiden und beiden in vollem Maße gerecht zu werden. Tie nicht vollzählig anwesenden Räte konnten sich nicht entschließen, dieses Rücktrittsgesuch Manns anzunehmen und verschoben eine Entscheidung bis „mehrere der Eltern Herrn (Mitglieder des Rates der alten Herren)" bei einer der nächsten Sitzungen anwesend wären.") Gleich in der ersten Ratssitzung des Jahres 1617 hatte Mann dem Rate über Schwierigkeiten in der Eisencompagnic geklagt. Die Leiter der Gesellschaft, selbst Händler, tauften das Eisen zu dem für die Abgabe an die heimischen Handwerker bestimmten „Landsatze". Die so erworbene Ware wurde dann ins Reich verhandelt. Dadurch wurde der ohnehin rückgängige Absatz der Compagnie geschädigt. Besonders war er über das Benehmen des Kassiers Haider verärgert, der weder auf schriftliche noch mündliche Anordnungen reagierte. Der Bürgermeister wollte daher schon damals auf das Obervorgeheramt verzichten, doch ließ er sich durch die Erklärung der Räte, dem Kassier eine schriftliche Verwarnung zu erteilen, beruhigen.'") Am 26. und 28. April 1617 stellte Cosman Mann neuerlich das Vorgeheramt zur Verfügung^ In beiden Sitzungen erklärten die Räte, daß sie eine Aufkündigung dieser Stelle während des Jahres nicht annehmen könnten. Nach der Sitzung am 28. April ließ man sogar ein Schreiben an den Bürgermeister ausser- tigen, in dem ihm versichert wurde, daß man nach Ablauf des Jahres seinem Ansinnen nähertreten werde. Man könne jedoch auf seine Person nicht verzichten, da bei der Eisencompagnie „große vurichtigkhait noch im weeg" sei. Mit anderen Worten gesagt, herrschte bei der Eisenhandelsgesellschaft eine gewisse Unordnung, die der Bürgermeister abstellen sollte.'") Cosman Mann verblieb bis zum Ende des Jahres 1617 Bürgermeister und wurde aus nicht ersichtlichen Gründen erst wieder elf Jahre später, am 30. Juli 1628 zum Stadtoberhaupt gewühlt. Mit Vertrag vom 22. 2. 1628 war Oberösterreich wieder dem Kaiser zurückgegeben worden. Herzog Max von Bayern, dem das Land verpfändet worden war, wurde mit der Pfalz entschädigt. Die nächste ordentliche Wahl für das Jahr 1629 erfolgte im Beisein kaiserlicher Kommissare am 26. Dezember 1628. Zum Bürgermeister wurde wieder Cosman Mann erkoren.") Dieser hatte zu Beginn des Jahres 1629, über dringenden Vorschlag des Rates, wieder die Stellung als Obervorgeher der Eisenhandelskompagnie angenommen. Vor den Wahlen, am 8. Dezember 1629, verfaßte er ein Schreiben an den Rat, in dem er für das erwiesene Vertrauen dankte und bat, ihn künftighin des Bürgermeisteramtes zu. entheben. Er wies darauf hin, daß er 54 Jahre alt und neuerlich Obervorgeher sei und dieses Amt auf drei Jahre angenommen habe.") Trotzdem wurde Mann für 1630 wiederum mit Stimmenmehrheit an die Spitze Steyrs berufen. Er wandte sich nun an den Abt Anton Spindler, daß dieser seinen Einfluß als kaiserlicher Wahlkommissar geltend mache und die Wiederbestellung verhindere. Der Garstcner Abt berichtete darüber am 3. Jänner 1630 dem Magistrate in Steyr. Er teilte mit, daß ihm Mann einen Bericht über seinen schriftlich abgegebenen Verzicht auf Wiederwahl als Bürgermeister übergeben und ihn gebeten habe, diesen, zusammen mit dem Berichte des Abtes über die durchgeführten Wahlen in Steyr, an die Regierung weiterzuleiten. Der Abt gibt in seinem Schreiben der Überzeugung Ausdruck, daß der Rat vor der Bürgermeisterwahl sicherlich ausreichende Überlegungen angcstellt habe. Mann könnte nicht „Beede “>) Am 13. 3. 1617. ") RP 1617, 79. ’") RP 1617, 1. '") RP 1617, 129, 121. ") LV 6, 112; LV 2, 277. ’5) Nr. 492, Mk., L. 10, @1.81.; RP 1629, 221. 11

Müehsambe officio", wie das Bürgermeisteramt und die Obervorgeherstelle, zu Nutzen der Stadt und ohne „Verabsaumbung" des einen oder anderen, gleichzeitig auschllen. Es sei auch zu erwarten, daß das Jnnerbergische Eisenkammer-Grasen- amt") Einspruch erheben werde. Schließlich sei zu erwägen, ob nicht vielleicht der Rat, falls Mann nicht beide Ämter gleichzeitig versehen könne, ein anderes „guali- fieierte8 subiectu" als Obervorgeher Vorschläge. Der Abt ersuchte den Rat, zu seinen Anregungen Stellung zu nehmen, damit er seinem Berichte an den Kaiser über die Wahl auch die Stellungnahme des Rates beifügen könne. Das Antwortschreiben des Rates an beit Abt vom 7. Jänner 1630 gibt uns ein genaues Bild über die enge Verflechtung der wirtschaftlichen Lage der Stadt mit dem Gedeihen der Eisenhandelsgesellschaft. Vorerst erwähnte der Rat, daß Eosman Mann auch im abgelaufenen Jahre beide Tätigkeiten zum Nutzen und Vorteile der Stadt verrichtet hatte. Obwohl man in Ratskreisen einsehe, daß Mann beide Ämter „in die lenge nit werde erschwingen mögen", bat mau den Abt, seinen Einfluß für das Verbleiben Manns in beiden Stellen geltend zu machen. Der Abt solle erreichen, daß der Kaiser einen Befehl an die Jnnerösterreichische Kammer und das Jnnerbergische Kammergrafenamt erlasse, demzufolge Mann auch künftighin beide Stellen bekleiden müßte und dies „Zu beeder seits nuz vnd woi- sahrt". Die Stadt hob hervor, daß sie an der Eisenhandelsgesellschaft mit einem nicht geringen Kapital beteiligt sei. Es sei der Bürgermeister als Obervorgeher daher die Brücke zur Gesellschaft und gleichzeitig der Garant für die Sicherheit der von der Stadt in die Eisenkompagnie eingebrachten Kapitalien. Schließlich erwähnten die Ratsherren in ihrem Antwortschreiben, daß die Stimmen für Eosman Mann „zu Nutz, Wohlfahrt und Auferbauung der Stadt als auch der Kompagnie" gegeben wurden, da an „solchen Zwayen ortten vnnser Heil vnnd Wohlfahrt de- pendiert.......... “ (abhängig ist).") Mit Entschließung vom 9. 1. 1630 hatte der Kaiser jedoch schon Nielas Frizler zum Bürgermeister bestellt. Gleichzeitig wurde dem nunmehrigen Altbürgermeister Mann auferlegt, daß „Er nicht allein in wichtigen Sachen die Rhats Sessiones (Sitzungen) allwegen besuche / Sondern auch den Jetzt Neubestätten (neu bestätigten) Bürgermaister / alle guette Information gebe / außerdem zur Einbringung der von Jrem (der Stadt) bei der Eompagnia (Eisenhandelsgesellschaft) habenden Capital / Järlich gebärenden Ertragnus / Zu abZahlung der außgezaigten CreditsPartheien (Gläubiger) / Verhilfflich sei vnd zwar so / alß man Er noch würcklich in administratione des Burgermaisters ambts" wäre.") Für das Jahr 1634 war noch keine Wahl vorgenommen worden. So beschloß der Rat am 6. März 1634 den Ratsherren Wernberger nach Linz zu entsenden, um den Landeshauptmann und den Vizedom zur Ratswahl abzuholen. Wernberger wurde ersucht, am nächsten Tage „bey gueter Zeit Zu Ross neben dem Wagen" nach Linz zu reiten. Es wurde ihm auch versichert, daß ihm seine Unkosten für diese Reise mit Dank ersetzt würden.") Am 12. März kam der Landeshauptmann in Begleitung des Vizedoms und des Landschreibers zur Vornahme der Wahl in Steyr an. Die Ergebnisse wurden vom Landcshauptmanne versiegelt und nach Wien gesandt. Aus Grund der erfolgten kaiserlichen Resolution wurde am 5. Mai im Rate ein Befehl des Landeshauptmannes verlesen, daß sich Eosman Mann am 26. Mai zur „glib laistung" (Leistung des Gelübdes) für das Bürgermeisteramt nach Linz zu begeben habe. Als Begleiter wurden vom Magistrate drei Ratsherren, Gottlieb Hoffmann, Joseph Achtmarckht und Wolfs Burger, beigegeben.20) Am folgenden Tage wurden der Bürgerschaft Eosman Mann als Bürgermeister und Gottlieb Hoffmann als Stadtrichter vorgestellt.* 2 ") Nr. 495, Mk., L. 10, St.A ”) Nr. 496, Mk., L. 10, St.A. '-) Nr. 497, Mk., L. 10, St.A. ") RP 1634, 36. 2°) RP 1634, 38; LV 6, 154, 155; Nr. 521, 523, 526, Mk., L. 10, St.A. 12

In der Ratssitzung vom 23. Juni erbrachten die Ratsherren Vorschläge, was dem Landeshauptmanne, dem Vizedom und dem Landschreiber für ihre Anwesenheit bei der Ratswahl zu „verehrn sye". Dem Landeshauptnianne waren bereits 18 Zentner Eisen im Namen der Stadt gegeben worden, dieser hatte also nichts mehr zu bekommen. Dem Vizedom wollte der Magistrat 6 Zentner kleine „Gätter- eisen" und 40.000 „Schindl 9tegt (Nägel zum Befestigen von Dachschindeln)" überreichen, lassen, dem Landschreiber 4 „Schin Buschen", 200 „Schinnegl", 1. Zentner kleine „Gättereisen" und 1 Dutzend Hufeisen. Die gehorsame Bitte mit diesen Geschenken vorlieb zu nehmen, da die Stadt „ganz verarmbt" sei, sollte die Übergabe begleiten?') Zum Jahresende erhielt der Ratsherr Plauz den Auftrag, beim Landeshauptmanne schriftliche Weisungen wegen der Wahl für das Jahr 1635 zu erbitten.") Erst am 6. Mai 1635 antwortete Landeshauptmann Graf von Khuefstainn den „Fürsichtigen Ersamben Weißen 9t. Burgermaister, Richter vnd Rath der Stadt Steyr". Er und der Vizedom hatten „woll Demomen", daß Bürgermeister Mann wegen seiner „immer forth mchrers Zue wachsendten Leibß indisposition" das Bürgermeisteramt nicht mehr bekleiden wolle. Da seit dem Ersuchen des Rates um Neuwahlen für 1635 und der Antwort durch den Landeshauptmann, der, wie er schrieb, „mit anderen wichtigen Verrichtungen oecupiert (beschäftigt)" war, fast ein halbes Jahr verstrichen sei, brauche in diesem Jahr keine Wahl vorgcnommcn zu werden. Den kranken Bürgermeister Mann hingegen solle mit „rath vnd vorwissen des Statt Magistrats biß Zu wider erhollung" eine andere geeignete Persönlichkeit vertreten. Dieser möge, wenn nötig, mit „rath vnd Information alle guete ahsistenz" geleistet werden. Zum Schluß bemerkte Graf Khuefstainn, daß dies auch der Wille und die Meinung des Kaisers fei.23 * * ) Eine Teilwahl für 1638 erfolgte an einem Zeitpunkte zwischen dem 12. Jänner und 2. Februar 1638.") Im Ratsprotokoll vom 3. Februar ist scstge halten, daß die Wahl an einem der nächsten Tage fortgeführt wurde. Bemerkenswert ist, daß beim Landeshauptmann angefragt wurde, ob vor Wahlbcginn eine Messe mit Predigt erwünscht wäre.23) Die kaiserliche Bestätigung der Wahl ließ auf sich warten, denn Cosman Mann scheint erst in der Ratssitzung vom 13. Juli 1638 als Bürgermeister auf.26) Aus die Anfrage des Rates beim Landeshauptmann vom 13. 12. 1638 wegen der Wahl für das künftige Jahr kam zunächst keine Antwort. Bei einer Vor- sprachc des Ratsherren Sebastian Kueberger am 2. März 1639 äußerte sich der Landeshauptmann, daß die Wahl im vergangenen Jahr erst im Sommer vorgenommen worden war und iroch später das Gelübde geleistet wurde. Man solle sich gedulden, da es „aniezo (jetzt) kalt" sei.22) Endlich kam am 27. Mai der Auftrag des Landeshauptmannes, die Wahl am 8. Juni vorzunehmen.26) Um Genehmigung der Ratswahlen, „wie alters herkhomen", für das künftige Jahr bewarb sich diesmal der Rat schon am 24. Oktober 1639.2’) Mann verblieb weiter im Amte. Für das Jahr 1640 war der frühere Stadtrichter Gottlieb Hofman zum Bürgermeister gewählt worden. Es war ihm auch am 21. März 1640 aufgetragen worden, zur Ablegung des Amtseides beim Landeshauptmann zu erscheinen. Da sich Hofman aber „aus; Villen Vrsachen vnd motiven von solchem officio entschuldiget", also das Bürgermeisteramt nicht übernehmen wollte und auch beim 2') 22) 23) 24) 2S) 26) 27) 2°) ”) RP 1634, 53. RP 1634, 147. Nr. 553, Mk., L. 10, St.A. RP 1638, 25, 47, 60, 84, 103, 108, 109. RP 1638, 14. RP 1638, 125. RP 1639, 2. RP 1639, 105. RP 1639, 218. 13

Landeshauptmann auf das „höchstslechendlichiste" bat, ihm die Amtsübernahme zu erlassen, erklärte Graf Khuefstainn, daß er das Ersuchen beim Kaiser Vorbringen wolle. Dem Cosman Mann aber befahl der Landeshauptmann „daß bishero von ihm bediente Burgermaistcr Ambt provisorio modo (provisorisch) gebüclich" zu versehen?") Am 9. Juni 1640 wurde dem Magistrate von: Landeshauptmanne mitgeteilt, daß auf seinen Bericht dem erwählten Bürgermeister Hofman vom Kaiser die Übernahme des Bürgermeisteramtes „mit gnaden erlassen" worden sei. Es solle jedoch eine andere „taugliche und qualifizierte Person fürgcnomben" werden, über die dann der Kaiser entscheiden werde. Landeshauptmann und Vizedom hätten darüber bereits einen „gehorsambisten bericht" an die niederösterreichische Regierung abgesandt und erwarten eine endgültige Entscheidung?') Erst am 29. August traf diese ein. In ihr wird der „bishero geweste Burgermaistcr Cosman Mann" für 1640 neuerlich als Stadtoberhaupt bestätigt. Gleichzeitig wurde ihm aufgetragen, am 5. September beim Landeshauptmanne den Amtseid zu leisten?") Stammwappen der Familie Mann (Nach einem Siegel des Thoman Mann vom Jahre 1581) „Auf einem Dreiberge steht ein wilder Mann, der in der rechten Hand einen vor den rechten Fuß gesetzten Knüttel hält und die linke Hand in die Seite stemmt. Zier: Auf dem geschlossenen Helm die Schildfigur wachsend." Dem Bürgermeister Cosman Mann wurde vom Kaiser am 24. August 1634 ein neues aufgebessertcs Wappen verliehen: „Geviert, 1 und 4 in Weiß ein mit einem bis zu den Füßen reichenden roten Rocke bekleideter bärtiger Mann, die Linke in die Hüften gestemmt, in der Rechten einen silbernen Halbmond haltend; 2 und 3 in Schwarz ein goldener Löwe. Mit goldener Heidenkrone gekrönter roter Herzschild mit einem silbernen dreispitzigen Eisenfelsen. Offener gekrönter Helm mit rechts schwarz-gelben, links rot-weißen Decken. Zier: offener Flug, rechts Weiß über Rot, links Gelb über Schwarz geteilt." -°) Nr. 547, Mk. L. 10, St.A. -') Nr. 548, Mk., L. 10, St.A. Nr. 549, Mk., L. 10, St.A. 14

Über die Bürgermeister-, Richter- und Ratswahlen für 1641 wurde, da der bezügliche Bescheid des Landeshauptmannes schon eingetroffen war, am 18. Dezember 1640 beraten. Ratsherr Wernberger wurde beauftragt, sich mit dem „Wagen vnd anderer Raiß Notturft (Notwendigkeiten)" am kommenden Freitag nach Linz zu begeben und den Vizedom als Wahlkommissär abzuholen. Unter dessen Vorsitz wurde am 21. Dezember die Wahl des Stadtrichters33 * 35 * * ) und am folgenden Morgen die Wahl des Bürgermeisters vorgenommen. Acht Kandidaten waren vom alten Rate und sechs vom jungen Rate für diese Stelle vorgeschlagen worden. Von den abgegebenen 14 Stimmen entfielen auf Joseph Achtmarckht vier, aus Cosman Mann nur drei, auf Johann Egger drei, auf Nikolaus Frizler zwei, auf Johann Spindler und Ägydius Sippachmapr je eine Stimme.") Trotz dieses Abstimmungs- ergebnißes verblieb, über kaiserliche Entschließung, Mann weiter im Amte. In der zweiten Jännerwoche erfolgte bei der Innerberger Hauptgewerkschaft, der der Magistrat als drittes Glied") angehörte, die Abrechnung für das verflossene Jahr. Mann als Dbervorgeher hatte namens der Stadt auch daran teilzunehmen. Deshalb wurde vom Rate festgestellt, ihn für die Zeit der Abwesenheit von Nikolaus Frizler, als „angesetztem" Bürgermeister, vertreten zu lassen.") Wider Erwarten sollte Mann nicht mehr ans den Bürgermeisterstuhl zurückkehren. Ende Jänner ereilte ihn der Tod und beendete damit ein bewegtes und schaffensreiches Leben. In Anwesenheit des „angesetzten" Bürgermeisters Frizler, des Stadtrichters Georg Wernberger und der Räte Achtmarckht, Bürger, Sippachmayr, Wagner und Wagendorffer wurde am 31. Jänner über das Leichenbegängnis des verstorbenen Bürgermeisters beraten. Es wurde angeordnet, daß der „Todte Leichnamb" am 4. Februar der Erde übergeben werde. Vor der Leiche sollten zwei Stück Tuch Eintragung im Sterbebuch der Stadtpfarre Steyr (Februar 1641), Band II, Seite 14: „Feberuoryus den 3 dito ist Herr Coöma man gestorben an der Handt gotteg gedroffen bei 75 Jar das goß gleith" (Am 3. Februar starb Herr Cosman Mann, vom Schlage getroffen, fast 75 Jahre alt. Ist mit großem Geläute zu Grabe zu tragen.) 33) Von den vorgeschlagenen neun Kandidaten erhielten sieben Stimmen, und zwar Wgrnberger 165 Wagendorffer 46, Egger 13, Achtmarckht 12, Riß 10, Spindler 6, Schröffel 1; Plauz und Burger erhielten keine Stimme. RP 1640, 175. ") RP 1640, 180. 35j Das erste Glied der Innerberger Hauptgewerkschaft waren biiei Radmeister mit ihren Werken in Eisenerz: die Hanuncnneister mit ihren Betrieben, Wäldern, Grund, Eisen, Holz und Kohls waren das zweite Glied; das dritte Glied war der Magistrat Steyr mit seiner Einlage, zu dieser gehörte auch das Geld, das die Stadt bei Rad- und Hammerwerken liegen hatte. Dis drei @[icb«r waren in der Gewerkschaft vereinigt. “) RP 1641, 187. 15

getragen werden, die dann an Arme zu verteilen waren. Der „Corpus" habe durch Angehörige des Messererhandwerkes getragen zu werden. Alle Zünfte sollten zum Begräbnis eine Deputation entsenden. Den Ratsdienern wurde als „Khlag Claidt (Trauerkleidung)" ein Mantel, ein Hut und ein „revercndo par strumpff" zu kaufen beschlossen?') Im Sterbebuch der Stadtpfarre Steyr ist der 3. Februar 1641 als Todestag Manns angegeben. Sicherlich ist diese Eintragung erst nachträglich erfolgt, da sich ja der Rat schon am 31. Jänner mit den Vorbereitungen für den Leichcnzug beschäftigte. Ani 2. Februar verfügte der Rat mit der Tcstamcntseröfsnung bis nach der Beerdigung zuzuwarten?°) Ü6er Ersuchen der Erben und der „nächsten Befreundeten" wurde eine städtische Kommission zur Aufnahme des Inventars gebildet, da „wegen der vor Augen stehenden Fcindts vnd anderen gefahr die Inventur soviel Immer Möglich schleinigist Zuewcrckh gesetzt" werden sollte. Vorerst ließ der Rat mit Vorwissen der Srfien”) die bei den Gewerken Panz und Bischofs liegenden Waren des Verstorbenen nach Steyr bringen?") Der Landeshauptmann, dem vom Ableben Manns durch die Stadt Mitteilung gemacht worden war, verfügte, daß man mit der Verteilung des Nachlasses warte, bis „fernere Verordnungen" erfolgt seien?') Vom Landeshauptmanne langte dann noch ein weiterer Befehl ein, durch den die Bekanntgabe der Bargeldsumme des Nachlasses gefordert wurde.") Manns Testament ist nicht erhalten geblieben. Aus der kommisstonellen Schätzung kann man ersehen, daß Mann außer dem Stadthaus (Stadtplatz 35), das damals einen Wert von 800 Gulden darstellte, ein von seinem Vater ererbtes Haus, mit 600 Gulden bewertet, am Ketzerfriedhof (zu dem ein Garten gehörte) und überdies eines „bey der stigl albert" (beim Ketzerfriedhofe) zum geschätzten Werte von 300 Gulden besaß.") Cosman Mann hatte auch der Stadt in Form eines Legates in einer heute nicht mehr festzustcllenden Höhe gedacht. Dieses wurde von einem Gläubiger der Stadt, Oberstleutnant von Rhomazoll, der sich einen Exeku- tionsbesehl des Landeshauptmannes verschafft hatte, beschlagnahmt.") Auch die Dominikaner hatte der Verstorbene bedacht. Ihr Prior, Sengler, ersuchte beim Magistrat um Einantwortung des „legierten Güetls in der Räming.") Aus nicht bekannten Gründen protestierte im Juli 1641 der „römisch kaiserlichen Majestät Raith Rat" (Rechnungsrat) Corphin gegen Verteilung der Mann'schen Nachlassenschaft.") Beim Magistrate langte weiters eine Bitte der „Ehehalte" (weiblicher Dienstbote) des Verstorbenen ein, die Erben zu veranlassen, ihr den „Lidlohn" (Dienstbotenlohn) auszuzahlen und ihr den Abschied zu geben?')* 39 * 41 ") 1641, 194. --) RP 1641, 203. 39) Nur mehr ein Sohn Cosman Manns kann nachgewiesen werden. Dieser vermählte sich am 12. 8. 1652 mit Barbara N., die ihm einige Kinder gebar. Die einzige bekannte Schwester das Bürgermeisters, Elisabeth, heiratete den Vorgeher der Innerberger Hauptgewcrlschaft, Abraham Schlosst. Vom zweiten bekannten Bruder des Bürgermeisters, Go(man, stammten mehrere Söhne: Hans, Georg, Johann, Wolf und Laurenz. Diese waren in Stevr unb seiner Umgebung als Messerer tätig. 4°) RP 1641, 195. 41) RP 1641, 199. «) RP 1641, 218. ") RP 1641, 218. ") RP 1641, 245, 247. ") RP 1641, 218, 245. ") RP 1641, 285. ") RP 1641, 251. 16

Viiftf :;f . V, M-Sr ' i'C-v **^V - , -V. w*. v. Ein Schreiben des Landeshauptmannes Graf von Khuefstainn besagt, daß er vom Tode Manns Kenntnis genommen habe. Die Abbildung gibt einen Teil des Briefumschlages wieder, auf dem zu lesen steht: „Denen Fürsichtig Ersamb vnd Weisen N: Burgcrmaistcr Richter Ambts Verweser vnd Rath der Khayl: (kaiserlichen) Statt ©teuer." Unter dieser Anschrift der Vermerk: „Den Pötten (Boten) werden die von Steyr Zu bezahlen wissen." Siegel des Landeshauptmannes auf der Rückseite des Schreibens Sehr mannigfaltig waren die Probleme gewesen, mit denen sich der Magistrat Steyr in der Zeit, da Cosman Mann das Bürgermeisteramt bekleidete, beschäftigen mußte. So wandten sich die in Admont ihres evangelischen Glaubens wegen des Landes verwiesenen Hammermeister, die Mitglieder der Eisenhandelsgesellschaft waren, an den Magistrat um Hilfe. Der Rat beschloß, den Stadtrichter Madlseder 17

zum Abte von Admont zu entsenden und ihn um seine Fürsprache zugunsten der Vertriebenen zu ersuchen. Am 23. September 1616 berichtete Madlsedcr im Rate, daß er den Abt nicht angetrofsen habe, da dieser verreist gewesen sei. Doch hatte er mit dem Pfleger von Gallenstein, der „alle beuelch (alle Vollmachten)" besaß, in der gegenständlichen Angelegenheit verhandelt. Der Psleger erklärte, daß jede Fürsprache zugunsten der „außgeschafften" Hammermeister vergeblich wäre, sie hätten das Land zu verlassen. Würden sie nicht gehorchen, so hätten, über Befehl der Regierung in Graz, der „Landt Profoß" den Auftrag, sie sestzunehmen. Die Hammermeister hätten noch vor dem Feste Michaelis (29. September) abzureisen. Auf diesen Bericht hin beschloß der Rat, drei seiner Mitglieder zum Eisenobmanne zu entsenden, die diesem über die Maßnahmen gegen die Hammermeister berichten und ihn um sein Gutachten befragen sollten. Nach Admont hatten Bürgermeister Mann, der Stadtrichter oder der Stadtschreiber und der Buchhalter der Kompagnie mit den Geschäftsbüchern zu reisen. Weiters solle über die Angelegenheit dem Landeshauptmanne, der niederösterreichischen Regierung in Wien, ja selbst dem kaiserlichen Hofe nach Prag berichtet werden. Ten Entsandten schlug der Eisenobmann vor, vom Gallensteiner Pfleger Albert Wirich einen schriftlichen Bericht über die vor gesehenen Maßnahmen zu verlangen und ihm zu sagen, daß er ohne Vorwissen des Landesfürsten nichts Präjudizierliches unternehmen lönne.4 * * 8) Neuerlich baten die Hammermeister im Mai 1617 den Rat um ein „Fürschreiben" an den Abt von Admont, daß dieser einen Aufschub für ihre Landesverweisung bewillige. Diesmal wurde Stadtrichter Madlseder beauftragt, den Hammermeistern „anzudeuten", daß ein neuerlicher Aufschub nicht bewilligt werden würde.4 *') Vom September 1617 an wurde den Hammermeistern auch das Betreten des Landes verboten.'") Bis 1620 lebte der Großteil der Ausgcwicsenen in Stepr und seiner Umgebung Als aber 1624 auch in diesen Gebieten die Gegenreformation einsetztc. waren sie gezwungen, sich neue Aufenthaltsorte in anderen Gebieten des Reiches zu suchen. In Garsten war Anton Spindler von Hofegg seinem verstorbenen Vorgänger Johann Wilhelm Heller als Abt gefolgt.51 52 53 ) Mit großem Eiier nahm sich das neue Oberhaupt des Klosters der Wiedereinführung des katholischen Gottesdienstes in den Stevrer Kirchen an. Er leitete seine Bemühungen im Juni 1616 mit einer großen Fronleichnamsprozession ein. Dem Stadtrichter wurde aus diesem Anlasse vom Magistrate aufgetragen „gebürliche Fürseh vnd Anordnungen" zu tun, also zu achten, daß das Fest nicht gestört werde.5'). Im Juli darauf teilte der Abt dem Magistrate mit, daß er sowohl in der Bruderhaus- als auch in der Spitalkirche Gottesdienst halten wolle.55) Der Rat beschloß, dieses Ansinnen des Abtes b"im Landeshauptmanne „glimpflich" anzubringen und von ihm einen „gemeßnen stillstandt" bis zur rechtlichen Austragung zu erreichen. Inzwischen solle Abt Spindler bewogen werden, „wo nicht mit der Bruderhauß Capellen", doch wenigstens mit der ..Mittelkirchen (Spitalskirche) stillstandt" zu halten.54) Als sich Abt Spindler im April 1617 wieder wegen der Rekonziliation der Spitalskirche an den Magistrat wandte, wurde das Schreiben einfach unerwidert abgelegt.55) Der geistliche Würdenträger verfolgte jedoch hartnäckig sein Ziel und 4S) RP 1616, 220, 221, 230. ") RP 1617, 154. — In jedem dieser Hammerwerke waren mindestens 40 bis 50 Personen beschäftigt, die zu beaufsichtigen waren. Außerdem hielt jeder Hammcrmeistcr 10 bis 12 Pferde. Es ist also verständlich, daß die Eigentümer bei den Wcrkgaden, den Holz- und Kohlenarbeiiten, Nachschau halten wollten. 5°) LV 18 17. 51) LV 3, 96. 52) RP 1616, 134. 53) RP 1616, 169. 54) RP 1616, 200; auch RP 1617, 76, 102. 55) RP 1617, 106. 18

teilte der Stadt mit, daß er mit der Wiederaufnahme des Gottesdienstes in d--r Kirche am 9. Juli beginnen merbe.56) Auf diese Mitteilung hin beschloß der Rai den Ratsherren Talhammer mit dem Stadtschreiber nach Garsten m entsenden, um den Prälaten zu „persuatirn" (überzeugen), er wolle zuwarten bis die niederösterreichische Regierung entschieden habe, da es der Abt selbst war, der die Regierung zur Stellungnahme aufgefordert hatte. Der Rat faßte überdies den Entschluß, sich an den Landeshauptmann zu wenden, der den Abt beauftragen solle, mit der Wiedereinweihung der Spitalskirche bis zum Eintreffen der Entscheidung aus Wien zu märten.57) Bürgermeister Mann berichtete am 8. 9 in der Ratssitzung, daß alle Bemühungen, die Spitalskirche für den evangelischen Kult zu erhalten, vergeblich seien und daß es die Stadt „darbei beruehen laßen" müsse. Um Ungelegenheiten mit der Bevölkerung zu vermeiden, wurde den Viertclmcistern der Auftrag gegeben „fleißig aufznpassen".56) An den Abt soll aber ein Protestschreiben abgefaßt werden. Ohne aber eine Entscheidung abzuwarten, beaab sich Prälat Spindler am 24. 10. 1617 nach Steyr und weihte hier die Spitalskirche neu ein. Er hielt ein. Hochamt, bei dem Kapuzinerpater Dominikus die Predigt hielt. In derselben Woche wurde auch die Bruderhauskirche aewstht.5') Abt Anton verfolgte auch mit aller Energie die Errichtung eines Kapuzinerklosters in Stein1 *.60 61 62 63 * ) Zu Beginn des Jahres 1616 schon waren die Mönche eingetroffen, die für das zn erbauende Kapuzinerkloster vorgesehen waren. Der Burggraf und frühere Landesbauptmann von Oberösterreich, Georg Sigismund Lambera, hatte ihnen als vorläufige Wohnstätte ein Haus im Hofgarten (heute Schloßvark) eingeräumt, später bekamen sie noch eines in Pyrach, im Keherfriedhofe. Im Kampfe um die Rekatholistcrung der Stadt sollten fürderhin die Kapuzinermönche wertvolle Hefter werden Sie trieben den Bau des Klosters mit aller Energie voran u wurden hiebei vom Garstener Abte und dem Burggrafen Lambera unterstützt.6') Schon im Juli 1616 batten sich die Äbte von Garsten, Kremsmünster und ScitenfUtten getrosten. wobei der Baugrund bestimmt worden war. Bei diesem handelte es sich um einen Garstener Klostergrund vor dem ehemaligen Gilgentore (heute Werndlpark), um den die Stadt Prozeß geführt und ihn verloren hatte.67) Die Räte waren über den Ausgang des Prozesses sehr verstimmt. Als Abt Spindler sie zur Grundstein- leaung einlud, wurde in der Ratssitzung vom 10. Avril 1617 beschlossen. „mit Stillschweigen zu verantworten".67) Einer weiteren Einladung glaubte man sich nicht mehr entstehen m können und entschied am 14. April, wenigstens ein „aebührlichs vnnd Glimpffliches Antwort! schreiben" abzusenden") Wie der Gbr^nift Lindner berichtet, wurde die Grundsteinlegung am 6. Mai 1617 in Anwesenheit der Äbte von Garsten. Kremsmünster. Seitenstetten und des Burggrafen mit großem Gepränge und unter Geschützdonner begangen.65) Vom Rate waren bewaffnete Bürger a6arorbnet worden, um Zwischenfälle mit der Stadtbevölkerung, die ja in ihrer großen Mehrheit der evangelischen Lehre huldigte, vorzubcugen.66) Ein anderer Chronist, der Färbermeister Zettl aus Ennsdorf, verzeichnete. daß den Steh^m und ihren evangelischen Predigern diese Feier nicht gefallen habe, „dieweillen die Ganze 56) RP 1617, 243. 57) RP 1617, 241. 5S) RP 1617, 257. ”) LV 6, 5. — Pritz (S. 242) schreibst daß in der Bruderhauskirche am 29. 7. 1616 der erste katholische Gottesdienst gehalten wurde. 60) LP 2 243; LP 6, 2. ' " ' 61) Bamberg versprach 4000 Gulden beizutragen; er kaufte am 9 11. 1617 12.000 Ziegel. 62) LP 5 . 297, LP 6, 3. 63) RP 1617, 102. 6») RP 1617, 109. 65) LV 7. 85; LV 5, 309; Lindner und Preuenhuber geben den 16. 4. als den Tag der Grundsteinlegung an. Pritz behauptet, daß mit beim „Bau um 1615 begonnen" wurde. 66) „Plurimi etiam cives Styrenses interim pro aliqua tutela ad hoc senatu ordinati in armis steterunt". 19

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