Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 21, Oktober 1960

Im Juli und August 1959 wurden weite Teile Österreichs, vor allem Oberösterreich, Salzburg, Niederösterreich und die Steiermark von einer Hochwasserkatastrophe größten Ausmaßes heimgesucht. Zu den am meisten betroffenen Gebieten gehörten die an landschaftlichen Schönheiten so reichen Täler der Enns und Steyr, wobei insbesonders die Eisenstadt Steyr und ihre Umgebung innerhalb kurzer Zeit zweimal schwerste Schäden erlitten. In Abbildung I ist eine Übersichtskarte der Einzugsgebiete der Enns und Steyr dargestellt, die eine Gesamtfläche von über 6.000 km2 umfassen. Wie die auf dieser Karte eingezeichneten Isohyeten (für das Normaljahr 1901 bis 1950) zeigen, gehören diese Gebiete zu den niederschlagsreichsten der Ostalpen. Bei der im Mittel vorherrschenden Windrichtung aus West bis Nordwest ist die Niederschlagsmenge am größten in den Gebirgszügen nördlich der Enns, während die südlich davon gelegenen Niederen Tauern im Jahresmittel wesentlich geringere Niederschlagsmengen empfangen (Stau- und Leewirkung). Ein großer Teil der Niederschläge fällt dabei als Schnee, sodaß zur Zeit der Schneeschmelze (April bis Juni) die höchste Wasserführung der Bäme und Flüsse zu verzeichnen,ist. Die Wasserführung der Enns hat insoferne eine besondere Bedeutung, als an ihr neben einer stattlichen Zahl kleiner und mittlerer gewerblicher Betriebe auch eine Reihe großer Kraftwerke liegen, deren Leistung wesentlich zur Energieversorgung unserer Wirtschaft beiträgt. In der vorliegenden Arbeit sollen nun nach einer kurzen Darstellung des Ablaufes und Umfanges der beiden Katastrophen die Wetterlagen, welche in ihren Auswirkungen dazu führten, etwas näher beleuchtet und darüber hinaus ein Vergleich mit früheren Hochwässern versucht werden. DAS JULI-HOCHWASSER Die am 13. Juli beginnenden Regenfälle, die am 15. Juli einen ersten Höhepunkt erreichten, ließen den Wasserstand der Enns und Steyr sowie ihrer Zubringer beträchtlich ansteigen, jedoch blieb das Traunviertel zunächst vom Hochwasser verschont. Erst die ab Sonntag, den 19. Juli, neuerlich mit größter Intensität einsetzenden Niederschläge führten am Montag, 20. Juli, und am Dienstag, 21. Juli, zu katastrophalen Überschwemmungen, vor allem im Mittel- und Unterlauf der Enns und der Steyr. So wurden im Gesäuse die Straße und die Bahn unterbrochen, die Hengstpaßstraße mußte sogar gesperrt werden. Im Steyrtal wurden nächst der Haunoldmühle die Steyrtal-Bundesstraße und die Bahnlinie Steyr - Klaus vermurt, sodaß der Bahnverkehr einige Zeit unterbrochen war. Im Stadtgebiet von Steyr erreichten die Fluten ihren Höchststand in den Nachmittagsstunden des Dienstag, 21. Juli, wo um ca. 15 Uhr der höchste Pegelstand der Enns mit 600 cm erreicht wurde. Am Ennskai ragten nur mehr die Baumkronen aus den Fluten (Abbildung 2).

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