Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 21, Oktober 1960

sehen 1691 und 1693 ließ er das Schloß Rosenegg neu aufbauen. Er plante, in diesem Schloß eine Akademie im Geiste der Aristoteles und Thomas von Aquin zu errichten. Wohl wurde dieses Vorhaben begonnen, doch auf Grund vieler Hindernisse konnte der Plan nicht verwirklicht werden. Rosenegg diente daraufhin als Landsitz für die Konventualen von Garsten. Aber nicht nur auf dem Gebiete der Kunst und Wissenschaft erwarb sich der Abt große Verdienste, sondern auch als Abgeordneter der Stände war er um den wirtschaftlichen Aufstieg Steyrs bemüht. Als die sieben landesfürstlichen Städte Oberösterreichs, zu denen Steyr gehörte, hohe Summen als Rüstgelder zahlen sollten, bewirkten er und Georg Buel, der Syndikus der landesfürstlichen Städte, einen bedeutenden Nachlaß. Dafür überreichten die Städte dem Abt als Zeichen der Dankbarkeit einen vergoldeten Silberbecher, der mit ihren sieben Wappen versehen war. 1692 machte er sich anläßlich der herrschenden Hungersnot in sozialer Hinsicht verdient. Anselm I. und Gundacker von Starhemberg wurden zu Deputierten ernannt, die für Oberösterreich sorgen sollten. Sie kauften in Niederösterreich 6000 Metzen Getreide, 1000 Metzen wurden nach Steyr geführt und Anselm ließ sie durch seine Offizialen, billiger als er sie eingekauft hatte, auf dem Stadtplatz verkaufen. Zum Schluß sei noch der Bau der Wallfahrtskirche Christkindl erwähnt. Es würde zu weit führen, hier auf die Entstehungsgeschichte näher einzugehen. Anselm 1. war ein Förderer der Wallfahrt „Zum gnadenreichen Christkindl im Baum unterm Himmel"; zur Bewachung der Gnadenstätte gründete er 1702 eine Einsiedelei und fing gleichzeitig mit dem Bau der Kirche an. Manche Hindernisse stellten sich anfangs diesem neuen Kult, und damit auch dem Weiterbau der Kirche, entgegen, doch gab die Diözese Passau am 16. April 1708 dem Abt die Erlaubnis, die Kirche weiterzubauen. Am 31. Mai 1708 nahm er die feierliche Grundsteinlegung vor. Daran erinnert unterhalb der Kanzel eine Tafel mit folgender Inschrift: ,,PRINCEPS LAPIS HIC POSITUS AB ANSELMO ABBATE GARSTENSI XXXI. MAY MDCCVIII." (Hier wurde der erste Stein vom Abt Anselm von Garsten am 31. Mai 1708 gelegt). Als die Kirche bis auf die Kuppel fertig war, wurde am 29. September 1709 der erste Gottesdienst gehalten. Feierlich geweiht wurde die Kirche allerdings erst unter seinem Nachfolger Abt Ambros I. von Freudenpichl (1715-1729), durch den Bischof von Passau, Josef Dominik Graf von Lamberg. Ambros Freudenpichl schrieb ein Mirakelbuch, das 1712 oder 1713 in Steyr bei Josef Grünenwald im Druck erschien. Dieses berichtet auch über die Entstehungsgeschichte der Kirche von Christkindl. Ein Exemplar befindet sich im Heimathaus Steyr, doch fehlen die Seiten 3 bis 14 (Abbildung 3). Als Baumeister führt Freudenpichl Johann Carlon und nach dessen Tod Jakob Prandtauer an. Das Superioratshaus (heute Pfarrhof) neben der Kirche wurde ebenfalls von Abt Anselm begonnen und von seinem Nachfolger fertiggestellt. Ab b i I d u 11 g 2: Steyr im Jahre 1688 (Original im Heimathaus Steyr). Insdirift: ,,EINZUG Der Heilligen COLUMBAE Ju11gfräulidie11 dreyzehc11jährige11 Märtyrin in die Pfarkürdien zu Steyr A 1688 den 16. Sontag 11am Pfingsten und 26. Septemb. an weldien Tag Zugleim wegen Erorberung Kriegisdiweissenburg daselbst das TE DEUM LAUDAMUS gehalten worden." 49

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