Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 21, Oktober 1960

Einzelheiten über die von den Steyrern in Venedig durchgeführten Handelsabschlüsse sind nicht überliefert. Hauptsächlich wurden Tauschgeschäfte getätigt. Mit einem Bargelderlös sollte kein deutscher Handelsmann die Republik verlassen.1 10) Den hiesigen Kaufleuten wurde 1587 die „Verführung der Münzen" ins Ausland untersagt.111 ) Mannigfach sind die aus Venedig importierten Waren (,.Venediger Waren"). Die Steyrer Quellen erwähnen: Samt, Seide, Baumwolle, öl , 112 ) Seife, Theriak, Glas, Pfeffer, Süßwein, Feigen, Mandeln, Weinbeeren und andere „Fastenspeis". 113 ) Zu dieser Warengruppe gehörten auch Seefische, Johannisbrot, Rosinen, Maroni, Kapern, Oliven, Zitronen und Orangen.1 14) D2. die städtischen Apotheker Theriak nicht zubereiten durften, bezog man diese Arznei aus Italien. Man verwendete zur Herstellung .derselben das Fleisch der bei uns nicht heimischen Redischen Viper. In der Apotheker-Ordnung der Stadt Steyr aus dem Jahre 1577 findet sich folgende Bestimmung: „Theriac a Andromachi und methridat, so zu Venedig und sonst im welschen Land gemacht würdet, denselben mögen sie ausgeben und gebrauchen " . 11 5 ) Die Einfuhr von Glas wird schon im Ennser Zolltarif vom Jahre 13 8 6 bezeugt: ,,Von ainer krägsen von Venedig dy ainer tregt mit glesern der geit dauon 2 d vnd ain volls glass".116 ) Im Jahre 1577 ließ der Rat die vom Wetter stark beschädigten „ schönen geschmolzten glöser" in der Stadtpfarrkirche mit „anderen venedischen gmainen Vngeschmelzten scheiben" ausbessern.117) Von den eingeführten Gewürzen findet' nur der Pfeffer118) Erwähnung. Die Einfuhr von Safran untersagte schon 1500 ein kaiserliches Generale. Dieses Gewürz wurde in bedeutenden Mengen und in guter Qualität im Lande unter der Enns gebaut.11 9 ) ln Steyr besaß im 16. Jahrhundert der Bürger Lueger auf dem „ Perg" (Berggasse) einen Kraut- und Safrangarten". 120 ) 110) Zwiedineck-Südenhorst, a. a. 0., S. 7.J,. 111 ) Rp. 1587, 28, 308. - 1898 fand man im Hause Grünmarkt Nr. 7 eingemauerte venetianische Münzen, die unter dem Dogen Michael Steno (1400-1413) geprägt worden waren. Steyrer Geschäfts- und Unterhaltungskalender 1899. Auch im Stohlhause, Sierninger Straße Nr. l, sollen um 1904, Münzen der Repuhlik Venedig znm Vorschein gekommen sein. E. Schmiele!, Die Eisenstadt und der Erzberg. Separat-Ahdrnck aus der Steyrer Zeitung v. 6. 3. 1904. 1 ") F. Eisenhandel 1496-1754, K. IV, L. 39, Nr. 11. 113 ) F. Handelssachen 1501-1782, K. IV, L. 2, Nr. l. 1 14 ) Kurz, a. a. 0., S. 57. - Simonsfeld, a. a. 0., S. 198. 11'' ) F. Allgem. Sanitätswesen 1599--1775, K. III, L. 20, Nr. III. - J. 0fner, Zur Geschichte des Steyrer Sanitätswesens im 16. J ahrhundert. VKSt. ( 1950 ) , s. 8. 116 ) K. 0berleitner, Die Stadt Enns im Mittelalter ( 1860 ) , S. 88 ff. 1 1 7 ) Rp. 1577, 151 3., S. 465. 118) Für Steyr wirkte sich die Auffindung der „Stralle" nach „Calecut" ungünstig auf den Pfefferha11del aus. Preuenhueher, a. a. 0., S. 177 f. 11�) 1 . Maade, Freistadts Handelsgeschichte und Handelslehen. 12. Jahresbericht des k. k. St;iats-Gymnasiums zu Freistadt in 0herösterreid, (1882 ) , s. 25. •·loJ F . Berndt, Alte Häuser in Steyr. Steyrcr Zeitung 1929. 40

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