Die Kaufleute aus den Städten Salzburg, Regensburg, Wien, Ulm, S t e y r, Augsburg, Nürnberg, Frankfurt und Straßburg bezeichneten sich um 1600 als die „ächten, rechten Deutschen",103 ) denen allein das Recht zustehe, die Kammern zu benützen und an den gemeinsamen Tafeln teilzunehmen. Sie waren im Besitze mehrerer Privilegien. Seit 1521 war es ihnen z. B. gestattet, ihre Handelsgüter in beliebigen Barken in die Stadt zu führen, nach 1531 durften ihre Briefboten keiner Kontrolle mehr unterzogen werden.104 ) Zur Abwicklung der kommerziellen Angelegenheiten hielten sich durch längere Zeit Familienmitglieder der Steyrer Großhändler als Faktoren in der Lagunenstadt auf. Nachweisbar sind G e o r g und A eh a z F e n n z L A eh a z Gu t b r o t, B e r t h o 1 d und A d a m H ä n d 1 und E r a s m u s M a t schb erg e r. Im Jahre 1582 verfügte B e n e d i k t A e t t l in seinem Testament: ,,Zum Dreizehenden Vermelde Ich Zu uerhuettung kunftiger Irr, das Ich hieuor meinen freundlichen lieben Schwägern den dreien gebrüedern als abgedachten Georgen, auch Emanueln vnd Achazen den Fennzls meine gehabte K h a m e r Z u V e n e d i g Zu aigenthumb geschenkht Vnnd vbergeben habe wie Innen auch dieselbe schon beraith bey der Herrschaft105) Zuegeschrib(en) ist, darbey solle es, des mein endtlicher willen ist, nochmallen beleihen".10 n ) Die großen Beschwerden der Reise konnten die Handelsherren nicht abhalten, die Stadt an der Adria öfter aufzusuchen.'° 7 ) War doch Venedig zu Ende des 15. Jahrhunderts „das Schmuckkästlein der damaligen Welt," die „hohe Schule des Welthandels". Man mußte die „Meereskönigin", den „Traum von Stein, Sonne, Meer und Farben" gesehen haben, wenn man in der Heimat etwas gelten wollte. Zur Zeit des Karnevals lockten zahlreiche Festlichkeiten, hier herrschten Freude und Frohsinn.108 ) Die Lagunenstadt war die Vermittlerin der gesuchten Levantewaren. Hier gab es Seidenstoffe aus Damaskus und Bagdad, Goldbrokate aus Cypern und Syrien, Flachs aus Ägypten, Elfenbein aus Äthiopien, Ingwer von China und Vorderindien, Korallen, Kampfer und Perlen aus Südarabien und vom Persischen Golf, Pfeffer von Malabar, Alaun aus Kleinasien, Edelsteine aus Indien und Oberägypten, Gewürznelken von Java und Malakka.109 ) m) Wahrscheinlich wollten die Kaufleute mit dieser Äußerung auch die handelspolitische Bedeutung ihrer Städte zum Ausdruck bringen. 104) Simonsfeld„ a. a. 0.., S. 16„ 46„ 85, 89„ 127 f., 140„ 142„ 155. t'1 5 ) Für die Benützung der Kan1mer war an die venetianische Regierun� eine Miete zu entrichten. Simonsfeld, a. a. 0., S. 12. 106) F. Testamente, Buchstabe A, K. XI, L. 13. 107) Siehe Hieronymus Zuvernumb. - 1S93 mußte Michael Aidn dringend ·nach Venedig verreisen. E. Krohath, Michael Aidn. VKSt., Heft 1 b (1954) ., S. 37. 108) Simonsfeld„ a. a. 0., S. 267 f. - E. v. Seydlitz„ Handbuch der Geographie (1908), S. 207. 109) H. v. , Zwiedineck-Südenhorst, Venedig als Weltmacht und Weltstadl. Monographien zur Weltgeschichte, Bel. VIII (1899), S. 66. - G. Steinhausen, Der Kaufmann in der deutschen Vergangenheit. Monographien zur deutschen Kulturgeschichte (1912)., S. 36. 39
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