Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 21, Oktober 1960

Wurde durch den Schiedsspruch des Kaisers die nicht unbedeutende Konkurrenz Waidhofens zwar auf längere Zeit zurückgedrängt,32 ) so gestalteten sich die Handelsverbindungen der Stadt Steyr zum „Emporium orbis", wie Petrarca Venezia einmal nannte,33 ) in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts doch nicht günstig. Vor allem beeinträchtigten Kriegsereignisse am Ausgang des Mittelalters34) die Wirtschaftslage der Stadt. Das Messerer-Handwerk lag völlig darnieder. Im Jahre 1495 vermochte Steyr die vom Kaiser geforderten 700 Gulden nicht mehr aufzubringen.35 ) Die innere Entwicklung hemmten der von 1506 bis 1511 währende Kampf der Handwerker wider die Ratsbürger und die um 1520 einsetzenden konfessionellen Wirren.36 ) Auf dem Generallandtag zu Augsburg im Jahre 1525 beschwerte sich Steyr über die Messererzunft zu Steinbach a. d. Steyr, weil sie seit längerer Zeit den Handel mit Venediger Waren betreibe.37 ) Um 1534 stürzten Teuerung und Geldentwertung die Stadt in „große Armut".38 ) Die Entdeckung des Seeweges nach Ostindien hatte die Handelsvormachtstellung Venedigs in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts noch nicht erschüttert. Nach Simonsfeld fallt sogar in diese Jahre die Blütezeit des Handels mit der Lagunenstadt.39 ) In Steyr nahm in den vierziger Jahren dieses Jahrhunderts ·auch das Handwerk der Messerer wieder einen mächtigen Aufschwung. Die Zahl der Eisenhändler stieg von 15 im Jahre 1545 auf 27 um 1570.' 0 ) Diese Konjunktur befruchtete weitgehend den Venediger Handel. Im November 1556 richtete Steyr an den Landeshauptmann von Österreich ob der Enns die Bitte, man möge den ,;Wienern, Salzburgern und anderen Ausländern" nicht gestatten, die untere Straße von St. Veit über Zeiring zu befahren. 41 ) ,,Wir khunden noch möchten uns auch", heißt es am Schlusse des Bittbriefes, ,,samt unseren Weibern, Kindern und Gesind länger bei d(er) Hanthierung nit Erhalten".42 ) Die in den Jahren 1558 bis 1563 eingerichtete 32 ) 1559 entbrannte zwischen Steyr und Waidhofen neuerlich der Handelsstreit, der erst 1569 beendet wurde. G. Friel�, a. a. 0., S. ,19_ '1� ) G. M. Thomas, Die Stellung Venedigs in der Weltgeschichte (186-l), S. 16. 34 ) Kriege gegen Ungarn und in Oberitalien. Vgl. Vancsa, a. a. 0., S. 609.· 35 ) Preuenhueber, a. a. 0., S. 160. 36 ) K. Eder, Glanhensspaltung nnd Landstände in Österreich ob der Enns 1525-1602 (1936), S. 25. :n) Hoffmann, Wirtsd1aftsgeschichte, S. 209. 38 ) Preuenhneber, a. a. 0., S. 255. 39 ) Simonsfeld, a. a. 0., S.' 123. ·10) A. v. Pantz, Die Gewerken im Bannkreise des Steirischen Erzberges. Jahrbuch der k. k. Heraldischen Gesellschaft ,.Adler". Nene Folge. Bd. XXVII und XXVIII (1917/18), S. 333, Anmerkung 2. 41 ) 1513 wurde die Steyrer Stadtobrigkeit vo•n der N.-Ö. Regierung znr Verantwortung gezogen, weil sie Wiener Kaufleuten, die die in Steyr erstandenen Pfennwerte nach Venedig bringen wollten, den Handelsweg über die Zeiring gesperrt hatten. F. Handelssachen 1501-1782, K. IV, L. 2, Nr. 2. 4 �) F. Handelssachen 1501-1782, K. IV, L. 2, Nr. ;� (Konzepl). 33

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