Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 21, Oktober 1960

Dieser Warmluftschwall aus dem Südosten und das Vorhandensein einer schmalen Kaltluftzunge über dem Donauraum und dem Alpenostrand (siehe Tabelle l und Topographie), die dort fast unverändert lag, dürften wohl im wesentlichen für die abnorm großen Niederschlagsmengen verantwortlich sein, die in einer solchen Höhe sonst nur bei ausgesprochenen V-b-Zyklonen beobachtet werden. Die geringeAusdehnung der Kältezunge würde auch den verhältnismäßig kleinen Bereich des Niederschlagsgebietes, welches Niederösterreich und die im Westen und Südwesten angrenzenden Teile von Oberösterreich und der Steiermark umfaßte, erklären. Die westlichen Bundesländer blieben unter dem Einfluß des westeuropäischen Höhenhochkeils fast niederschlagsfrei. Neben diesen in der Wetterlage, also in der Luftmassenverteilung und den Strömungsverhältnissen liegenden Gründen, sind für die Höhe des Niederschlages an den einzelnen Stationen sicherlich auch orographische Effekte maßgebend. Stau- und Leewirkung führen gerade in diesem geographisch so reich gegliederten Gebiete zu. größeren Verschiedenheiten. Im folgenden Abschnitt wird nun ein kurzer Überblick über die Niederschlagsverhältnisse im Einzugsgebiet der Enns und Steyr in der Katastrophenzeit gegeben. Tabelle 2 enthält die täglichen Niederschlagsmengen von einigen Stationen dieses Gebietes für die Zeit vom 13. - 22. 7. Dabei sind jeweils die Niederschlagshöhen (in mm) des betreffenden Tages, 21 Uhr, sowie des folgenden 7-Uhr-Termines zusammengezählt. Die größten Niederschlagsmengen im Berichtszeitraum fielen im Gefolge der aus dem Mittelmeerraum gegen die Alpen vordringenden Störung am 14. und 15. Juli und als Folge des Ungarntiefs vom 19. bis 21. Juli (Niederschlagssummen in der Tabelle). In den beiden Abbildungen 8 un·d 9 sind die Isohyeten (Linien gleicher Niederschlagshöhe) für die angegebenen Zeiträume gezeichnet. Dazu ist zu bemerken, daß diese Darstellungen nur eine grobe Übersicht über die Hauptniederschlagszentren darstellen, da in ihnen weder die Windverfälschung der Meßwerte auf den Bergstationen, noch die Niederschlagsabhängigkeit von der Höhe berücksichtigt werden konnten. Um die Zunahme der Niederschlagsmenge mit der Höhe einigermaßen richtig abschätzen zu können, die nach · der allgemeinen Erfahrung am Nordrand der Alpen infolge der Stauwirkung besonders groß ist, müßte eine viel größere Anzahl von Beobachtungen zur Verfügung stehen, aus denen sich die Höhenkorrekturen bestimmen lassen. Im ersten Zeitraum war das Zentrum der Niederschlagstätigkeit auf österreichischem Staatsgebiet das Inn- und Hausruckviertel; im Raume von RedlZipf entstanden dabei die ärgsten Zerstörungen. Jedoch waren die Regenmengen auch im Traunviertel und der angrenzenden nördlichen Steiermark recht beachtliche. Steyr beispielsweise meldete am 15. Juli 37 mm in 24 Stunden, Hieflau sogar 49 mm. Dadurch wurde die obere Bodenschichte stark durchfeuchtet und es entstand, da infolge der durch die Wetterlage bedingten kurzen Sonnenscheindauer die Verdunstung ziemlich gering war, eine die Hochwasserkatastrophe begünstigende Vorsituation, besonders in den waldreichen Gebieten, die erfahrungsgemäß die Bodenfeuchtigkeit viel besser erhalten als waldfreie Gebiete. So kamen dann die Hauptniederschläge vom 19. bis 21. Juli größtenteils zum Abfluß, die Wasserstände der niederösterreichischen Flüsse sowie der Enns und Steyr mit ihren Nebenflüssen stiegen rasch an. 11

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