Abbildung 5 illustriert die Wetterlage vom 20. Juli, 7 Uhr. Der österreichische Wetterdienst beschrieb diese mit folgenden Worten: ,,Von einem Störungszentrum über Ungarn ausgehende Wolkenfelder und Niederschlagszonen bedecken große Teile Österreichs, nur in Vorarlberg ist es durchwegs sonnig. Die in großen Höhen lagernde, verhältnismäßig langlebige Störung bewegt sich nur wenig. Sie wird daher unseren Wetterablauf weiterhin entscheidend beeinflussen." Aus der Bodenwetterkarte allein, die über Ungarn ein flaches Tiefdruckgebiet zeigt, ansonsten über ganz Mitteleuropa eine recht flache Druckverteilung aufweist, lassen sich keineswegs die riesigen Niederschlagsmengen erklären, die in dieser kurzen Zeit fielen und beispielsweise in Hieflau 86 mm in 24 Stunden betrugen. Zur Erklärung müssen wohl die Vorgänge in höheren Schichten der Atmosphäre herangezogen werden. Die absolute Topographie der 500 mb-Fläche (ca. 5.500 m) vom 18. Juli, O Uhr (Abbildung 6), läßt ein abgeschlossenes Höhentief mit dem Zentrum über Ungarn erkennen. Dorthin hatte sich der noch am Vortage über Bayern gelegene Kaltlufttropfen verlagert. Er folgte dabei nicht, wie das sonst bei der Steuerung von Kaltlufttropfen üblich ist, der Bodenströmung nach SW, wohl unter dem Einfluß der Warmluft, die von SW heranströmte und einen Höhenhochkeil über Westeuropa aufbaute. Zur Illustration sind in der folgenden Tabelle 1 die Werte der Temperatur und der relativen Feuchtigkeit in den Niveaus 850 mb (ca. 1.400 m), 700 inb (ca. 3.000 m) und 500 mb (ca. 5.500 m) in der freien Atmosphäre über Wien für den Termin 3 Uhr MEZ angegeben. (Diese Meßwerte sind der „Monatsübersicht der Witterung für Juli 1959" entnommen, herausgegeben von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik in Wien.) Tag 1 850 mb 1 700 mb 1 500 mb oc % oc % oc % 13. 7. 19,0 41 7,0 - -11,6 - 14. 7. 15,6 58 3,7 81 -12,7 84 15. 7. 13,8 63 2,4 75 -12,4 73 16. 7. 11,9 92 2,4 91 -13,1 70 17. 7. 7,9 98 1,5 96 -lf>,9 86 18. 7. 8,2 94 1,0 88 -15,4 -- 19. 7. 11,3 99 2,4 96 -13,0 87 20. 7. 13,3 82 2,4 81 -13,1 66 21. 7. 12,5 87 2,8 73 -13,3 40 Tabelle I Das Höhentief wurde über Ungarn stationär (Abbildung 7: absolute Topographie der 500 mb-Fläche vom 21. Juli 1959, 0 Uhr) und bestimmte die Witterung in Österreich in diesen Tagen. Am Ost- und Nordostrand dieses Höhentiefs wurden feuchte, warme Luftmassen aus dem Schwarzmeergebiet und dem Mittelmeergebiet herangeführt, die in größeren Höhen (oberhalb 2 - 3 km) zum Aufgleiten kamen und sich dabei fast stationär ausregneten. 9
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