Zeit schon wieder nachhause gegangen war, hatte er sich über Befehl des Stadtgerichtes vom Verdachte des vorsätzlich begangenen Mordes „vermittelst angestellten Bahr-Rechtes zu purgiren und reinigen." Am frühen Morgen des 16. Jänner wurden die Leichen der Ermordeten auf Bahren in den Hof der heutigen Dominikanerkirche gebracht, wo sich die Ratsherren und das Stadtgericht versammelt hatten. Hier hatte Sallmayr den ihm vom Stadtrichter Adam Pfeffer! vorgesprochenen nachfolgenden Eid zu leisten: „Ich schwöre bei dem allmächtigen Gott, daß ich an der Entleibung dieser beiden Personen, deren Körper allda zugegen, unschuldig bin, und dazu weder mit Rath noch That geholfen, oder einiges Wissen darum habe, als wahr mir Gott helfe, und das Leiden Christi." Nach Leistung dieses ersten Teiles des Schwures wurden die beiden bedeckten Leichname von den anwesenden Badern an den Stellen, die die tödlichen Wunden aufwiesen, abgedeckt. In diese Wunden mußte Sallmayr nun Zeigen und Mittelfinger der rechten Hand legen und den zweiten Teil der Eidesformel nachsagen: „Wo ich aber mit oder bei dieser Entleibung, es sey mit eigener That oder Anweisung, verwandt gewesen, oder hiervon das geringste Wissen habe, so rufe ich hiermit an die heil. Dreifaltigkeit, Gott Vater, Sohn und heil. Geist, als die einige und höchste Wahrheit, daß sie, zur Erforschung des toalfren Grundes dieser Mordtat aus Gnaden schicken wolle, daß diese Leiche, zur Rache und Vollziehung der göttlichen Gerechtigkeit, ein öffentliches Blutzeichen von sich scheinen lassen und geben wolle, Amen!" Als nach dieser Anrufung Gottes keine Blutzeichen erfolgten, wurde Sallmayr vom Stadtgerichte als unschuldig an dem Morde erklärt und von der „gefaßten Jnzicht losgesprochen". Viele Jahre später erst, als die zur Zeit des Mordes lebende Generation bereits der kühle Rasen deckte, wurde in einem Anmerkbuche des verstorbenen protestantischen Magister Joachim Müller verzeichnet gefunden, daß der Täter ein Nachbar des Ermordeten war. Er hatte dem „Purgationsprozeß" Sallmayrs zugesehen, war dem Leichenzuge als Trauergast gefolgt und hatte überdies der Leichenpredigt beigewohnt. Mit tiefer Reue hatte er später dem Pfarrer den Mord einbekannt. der Stadt Stehr nach dem Dreißigjährigen Kriege Über bestimmte Zweige des kulturellen Lebens der Eisenstadt Steyr in früheren Jahrhunderten sind wir mangelhaft unterrichtet. So besteht auch die archi- valische Überlieferung, die sich auf das städtische Musikleben bezieht, zumeist nur in trockenen, kurzen Ratsbeschlüssen über Rechtsangelegenheiten der im Burgfried tätigen Musiker. Doch auch diese farblosen Hinweise deuten zur Genüge an, daß in der Barockzeit der Musik in Steyr eine besondere Pflege zuteil wurde. Die Hauptzentren ernster Musik waren naturgemäß die Stadtpfarrkirche und die Jesuitenkirche St. Michael in Steyrdorf. Aus Stiftsbriefen wissen wir, daß schon die ursprüngliche Stadtpfarrkirche, die bis zum Jahre 1443 an der Stelle der jetzigen stand, über eine Orgel für liturgische Gottesdienste verfügtes Im Jahre 1478 vollendete im heutigen Gotteshaus der Orgelmacher Hannes Laus aus Deg4
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