Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 20, April 1960

Im Jahre 1832 zählte die Brunnengemeinde 121 Mitglieder. Die Abgabe von Wasser blieb streng auf die Grenzen der alten Vorstadt Jnner-Steyrdorf beschrankt! (Sie wurde auch Edlbauerleitung genannt). Im Jahre 1880 wurde die Leitung neu hergestellt und die Beitragsleistung mit den Parteien neu geregelt. Noch in den letzten Jahrzehnten wurden neue Parteien an die Leitung angeschlossen: So erhielt das Haus Sierninger Straße 95 Wasser für den Garten, die Vorstadtpfarre wurde 1882 angeschlossen und die Häuser Sierninger Straße 2, Kirchengasse 20, 18 und 4 wurden 1910 mit Wasser versehen. Die Leitung lieferte 3.250 Liter Wasser pro Stunde. 1911 wurden die schadhaften Holzrohre durch Eisenrohre ausgewechselt. Die Leitung wurde „Städtische Aichetleitung" oder „Michaelerleitung" genannt. Heute endigt die Leitung beim Hause Kirchengasse Nr. 8. Der Brunnen beim Realgymnasium wurde an die Leitung in der Schlüsselhofgasse angeschlossen. Im Jahre 1559 baten zirka 20 Bürger der Siechengasse äußers Tor (Sierninger Straße außerhalb des Frauentores) die Stadt um Geldhilfe, da sie sich auf Jörg Mälzers Brandstatt einen Brunnen graben lassen wollten, um das zu ihrer Notdurft nötige Wasser, das sie in der Nähe nicht bekommen konnten, zu erhalten. Die Stadt ließ durch den Stadtmautner Matthias Reischko den beiden Viertelmeistern Hans Hohenauer und Hans Haller und an Jörg Mälzer, auch Messerer, 32 Pfund Pfennige auszahlen. Es dürfte dieser Brunnen beim Aichet- schlößl gegraben worden sein; der Auslaufbrunnen aber stand vor dem Bruderhaus. Der Brunnen wurde später in die Bruderhausmauer verlegt. Die „Brunnengemeinde Bruderhaus" besteht heute noch. Am 17. Dezember 1928 wurde eine neue Wasserleitungsgenossenschaft in Steyrdors gegründet. Eine weitere Leitung, deren Quelle im Garten des Hauses Gärtnergasse 4 liegt, ist die Kleinheitzische- oder Rathmayrleitung, so genannt, weil sie im uralten Bäckerhaus, dessen Besitzer Kleinheitz und Rathmayr waren, endete. Die Leitung dürfte sehr alt sein. 1443 verkaufte Philipp Lederer dieses Gut an den Bäcker Peter Wiersing samt dem Wasser, welches von diesem Gut herabrinnt. An den gleichen Strang ist ein Haus in die Sierninger Straße angeschlossen. Die Hausbesitzer zahlten der Herrschaft Oberaichet Brunngeld. Von der Brunnstube in der Stiegengasse (hinter dem Hause C. Nr. 495 — Sierninger Straße 116) führte eine „9" Leitung durch die Sierninger Straße in das „Außensteyrdorf". Sie speist den „Roten Brunnen", weshalb sich die Gemeinde, welche den Brunnen erhält, auch „Rotenbrunnengemeinde" nennt. Der „Rote Brunnen", so genannt, weil er früher ein rotes Holzdach hatte, wurde 1852 durch einen Brunnen aus dem Kloster Gleink ersetzt und 1868 umgesetzt. 1875 heißt er „Marienbrun". 1893/94 wurde er in seiner jetzigen Gestalt erneuert. Auch der „Fleischhackerbrunnen" zwischen C. Nr. 143 und 140 erhält sein Wasser aus dieser Leitung. Nachdem noch zwei Brunnen im Bürgerspital von ihr gespeist wurden, fließt das Leitungswasser in die Steyr ab. Das überwasser des „Roten Brunnen" wird an die Häuser C. Nr. 139, 157 und 134 — das des Fleischhackerbrunnens an die Häuser C. Nr. 166 und 82 abgegeben. Im Jahre 1635 nahm die Stadt von 90 Hausbesitzern und fünf Einwohnern das Brunngeld ein. III. Wieserfeld Eine weitere Leitung aus der gleichen Brunnstube führte in das Wieserfeld. Sie wurde vermutlich zur Zeit der Entstehung der Wieserfeldvorstadt erbaut, wenn ste nicht vorher schon zum „Wieshof", dessen Lage heute noch unbekannt ist, führte. 24

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2