Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 20, April 1960

folge aufgezählt: St, Stephan — Wten, St, Ägid und Koloman — Steyr und St, Mepyan — isggmourg. Wie alle Berufsstände in vergangener Zeit hatten auch die Bauhütten ihre Schutzpatrone, Es waren dies die sogenannten Vier Gekrönten, Schon in der Hüttenordnung von Straßburg aus dem Jahre 1459 sind sie erwähnt, Steyr besitzt zwei Darstellungen der Vier Gekrönten: Eine befindet sich — (charakteristischerweise) —- in der Stadtpfarrkirche, die andere im Heimathaus, Wer sind die Vier Gekrönten? Was macht die beiden Darstellungen erwähnenswert? Die historischen Tatsachen sind äußerst spärlich überliefert, viele Angaben über die Vier Gekrönten sind legendenhaft. Bisweilen geht die herangezogene Literatur über sie etwas auseinander. Einen Hinweis darüber gibt die Kirchengeschichte von Tomek im Kapitel „Die ersten Christen in den Donauländern": „ ... Die nächsten sicheren Nachrichten tauchen dann erst in der Zeit der diokletianischen Verfolgung ans: In den Marmorbrüchen von Sirmium (Mitrowitz) in Pannonien erlitten vier christliche Bildhauer, die einen fünften bekehrten, das Martyrium, weil sie sich vor Diokletian weigerten, eine Statue des Aesculap zu fertigen. Sie wurden in Bleisärgen in die Save gestürzt (294?)". Ihre Namen werden nicht angeführt. Im Lexikon für Theologie und Kirche werden die Namen der Vier Gekrönten angegeben. Sie heißen Sempronianus (oder Shmphorianus), Klaudius, Nikostratus und Kastor(ius), Weiter heißt es: „Nach der Legende arbeiteten die Vier Gekrönten als Bildhauer in den kaiserlichen Steinbrüchen Pannoniens, wurden wegen ihrer Weigerung, eine Statue des Asklepius und das Bild des Sonnengottes herzustellen, mit einem fünften Christen, Simplicius, getötet. Ist dies geschichtlich, so kam nicht nur der Kult früh nach Rom sondern es wurden auch die leiblichen Überreste im 4, oder 5. Jahrhundert dorthin übertragen und „ad duas lauros" beigesetzt," Irrtümlich wurden ste mit den Märtyrern von Albano, Viktorinus und Genossen identifiziert. Rach dem römischen Martyrologium wurden die Brüder Severus, Severianus, Karpophorus und Viktorinus in der diokletianischen Verfolgung um des christlichen Glaubens willen in Rom zu Tode gegeißelt (um 305). Da man lange Zeit ihre Namen nicht kannte, wurden sie die Vier Gekrönten genannt, Vielleicht ist die irrtümliche Identifizierung darauf zurückzuführen, daß in der Nähe ihres Grabes die vier Brüder an der Lavikanischen Straße beigesetzt und später ihre Überreste in der Kirche mit dem Titel „Die Vier Gekrönten" in Rom gemeinsam bestattet wurden, Ihr Fest wird am 8, November gefeiert. Es ist somit auf Grund ihres Berufes und ihrer Tätigkeit leicht erklärbar, daß sie als Schutzpatrone der Bildhauer, Steinmetze und Maurer verehrt wurden. Einer der künstlerisch wertvollsten Grabsteine der Stadtpsarrkirche zeigt ihre äußerst interessante Darstellung (2166. 1), Im Inneren der Kirche steht im südlichen Seitenschiff, nahe dem Haupteingang, das Grabdenkmal des Baumeisters Wolfgang Tenc (gest, 20. 9, 1513). Früher befand sich dieser Grabstein an der nördlichen Außenwand der Kirche, Jetzt erinnert noch eine Tafel an den ursprünglichen Standort, Auch Preuenhueber erwähnt ihn: „Dessen Grab-Stein ist zu sehen außerhalb der Kirchen, wo man von St, Gilgen-Thor über das Gatter in Freythof gehet, an der rechten Hand;", Der Grabstein besteht aus rotem, weißgeäderten Marmor und ist in zwei Teile gegliedert, von denen der obere eine viereckige gotische Einrahmung hat. Der größere obere Teil zeigt ein Kreuz, das auf einem Felsstück errichtet ist; vor diesem kniet links mit der Kopfbedeckung in den Händen der Baumeister Tenk, rechts steht ein Steinmetzgeselle im Schurzfell, der einen Schild mit dem Wappen Tenks oder der Steinmetzinnung von Steyr vor sich hält. Das Wappen zeigt vom oberen Schildrand einen rechtwinkelig abgebogenen Arm aus einer Wolke ragend, der in der Faust einen Maurerhammer hält. Neben den beiden Personen wachsen reiche Blattornamente hervor, welche gleichsam als Blumen die Vier Gekrönten tragen und je zu zweien an den Seiten des Kreuzes gruppiert, mit dem 16 .

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