Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 20, April 1960

Weg in das Werkhaus. 1551 erlaubte ihm Hauser, das Wasser aus dem Grander im Bad in seine Werkstatt rinnen zu lassen. 1553 starb der unternehmende Mann. Es ist in Steyr sehr selten, daß man ein Haus bis 1433 zurückverfolgen kann. Nicht alle Bürger haben ihre Kaufbriefe sorgsam ausbewahrt und nur wenige Verlassenschaftsaufnahmen sind vorhanden. Aus der Verlassenschaft des Wolfgang Laufhuber vom 7. Mai 1544 erfahren wir, daß er das Haus zu Steyr in der Gleinker Gasse an der oberen Zeile zwischen Colman Straßkircher und Jörg Pleier besaß. Sie führt auch einen Kaufbrief von Samstag vor unserer Frauen Lichtmeßtag des Jahres 1492 an. An diesem Tage haben Hans Judenschlaher, Messerer und Bürger zu Steyr, und seine Hausfrau Affra das Haus, das auf 500 Pfund Pfennige geschätzt wurde, verkauft, vermutlich an Laufhuber. Wolfgang Laufhuber wird zwar erst 1539 als Messerermeister mit dem Zeichen: „Ein Rabenhaupt mit zwei Federn" genannt. Das Haus läßt sich nach den Steuerbüchern der Stadt eindeutig bestimmen: es ist das durch seine besonders breite Front besonders auffallende Haus Gleinker Gasse 16, mit dem Gasthausschild „Zum grünen Baum". Besonders interessant sind die Säulen der Hoflauben. Sie zwingen uns geradezu, der Vergangenheit des Hauses nachzugehen. Im Jahre 1573 kam der Messerermeister Andre Schönauer in den Besitz des Hauses. Er ließ eine der Säulen durch leichtes Ubermeißeln mit Ornamenten schmücken, in denen auch die Anfangsbuchstaben seines Namens: A. S. und die Jahreszahl 1573 eingefügt sind. Eine andere Säule, in gleicher Art bearbeitet, zeigt über dem Kapitel ein vierblättriges Kleeblatt, es soll den Bewohnern des Hauses Glück bringen. Das Kapitell zeigt, dem Hofe zugewandt, einen Christuskopf, ein Zeichen des Christentums der Bewohner. Unter dem Kopfe das Handwerkszeichen der Messerer, eine Krone, von 3 Schwertern durchstochen, zeigend, daß der Hausherr ein Messerer war. Unter dem Handwerkszeichen sehen uns zwei menschenähnliche Augen starr aus einem unkenntlichen Kopfe an. Aus welcher Zeit stammt dieses Haus? Es gibt noch einen Kaufbrief (Nr. 3989) im Stadtarchiv aus deni Jahre 1464. Darin steht, daß der Predigerorden zu Krems das Haus in Steyrdorf, an der oberen Zeile, zwischen Kappcnfuß und Aichinger gelegen, an Vinzenz und Dorothea Gwinner, Bürger und Messerer in Steyr, verkauft haben.-Auf das Haus Gleinker Gasse 16 führt die angeführte Dienstleistung des Hauses an die Herrschaft Steyr von 60 Pfennig. Meist haben sich die Häuser im Laufe der Jahrhunderte stark verändert. Jeder neue Hausherr läßt das Haus nach seinen Bedürfnissen um- oder ausbauen, mancher wird es gar von Grund aus neu aufbauen, insbesonders wenn Kriegsereignisse oder Feuersbrünste das Haus größtenteils zerstört haben. Architektonisch gestaltete Bauteile erlauben hie und da die beiläufige Bestimmung der Bauzeit. Meist aber tappen wir im Ungewissen, denn nur die Vornehmsten konnten sich den Luxus steinerner^Säulen, Tür- und Fenstergewände leisten. So sind wir glücklich, wenn wir eine Schrift finden, die uns erlaubt, die erste Erbauung eines Hauses vor dem 15. Jahrhundert festzustellen. Es fehlen uns auch Bürgerverzeichnisse vergangener Jahrhunderte und wir müssen froh sein, aus den Verlassenschaftsakten die Namen von Bürgern des 15. Jahrhunderts zu erfahren. Eines kann gesagt werden: im Hause des Andre Schälhofer hat sich das Ledererhandwerk, in dem des Vital Hauser das Baderhandwerk und in jenem des Wolfgang Laufhuber das Messererhandwerk durch Jahrhunderte erhalten. 14

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2