Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 19, Februar 1959

In den folgenden Jahren, um 1671, wurden die Schießübungen durch längere Zeit vernachlässigt?3 Die Schützengesellschaft trat aber wieder mächtig in Erscheinung, als im August 1680 Kaiser Leopold I. und dessen Gemahlin die Eisenstadt besuchten. Zu den aus diesem Anlaß veranstalteten Festlichkeiten gehörte auch ein Schießen im Stadtgraben, dem der Kaiser zwei Stunden lang beiwohnte?" Da die Teilnahme an den Schützenfesten auf Gegenseitigkeit beruhte, besuchten auch Steyrer Schützen häufig auswärtige Veranstaltungen. Zum großen Freischießen in Linz im September 1560 wurden sogar Spielleute und Pritschenmeister aus Steyr abgesandt und erhielten für ihre Mühe auf Befehl des Linzer Stadtrichters ein Trinkgeld im Betrage von 1 Pfund 3 Schilling 20 Pfennig zu erkannt?" Die in Narrentracht gekleideten Pritschenmeister waren bei den Schützenfesten im 16. Jahrhundert als Aufsichtsorgane und Spaßmacher tätig und schrieben manchmal auch gereimte Festberichte. Die Pritsche, entweder ein Kolben aus Leder oder ein säbelartiges, mehrmals gespaltetes Holz, kennzeichnete ihre Würde. Mit Spott- versen und mitunter derben Spässen belustigten sie die Festteilnehmer und bestraften schlechte Schützen oder solche, die die Schießordnung verletzten auf einer erhöhten Bank („Pritschbank") durch Schläge mit der Pritsche auf den Hinterteil?' Im Jahre 1574 gewann der Steyrer Georg Leschenprant bei einem Festschießen zu Krems a. d. Donau den ersten Preis, weshalb ihm ein Kranz verliehen wurde. Der Rat zu Steyr verehrte ihm aus der Stadtmaut vier Taler. Da die Eisenstadt in den Besitz des „Khränzl" gelangt war, begehrten die Kremser Schützen die Durchführung eines Preisschießens in Steyr. Der Magistrat lehnte jedoch ab, weil durch die Wassergüsse der Jahre 1567 und 1572 die Stadt „sehr verderblich heimgesucht" worden fei.32 Über das große Linzer Festschießen im Jahre 1584 berichtet in einem umfangreichen Lobgedicht der Augsburger Pritschenmeister Kaspar Lerff. Für Steyr ist diese Dichtung insofern aufschlußreich, da sie die Namen der Steyrer Schützen, die in Linz anwesend waren, anführt: „Herr Hieronymus Hirsch. Steffan Lichtenberger. Jocham Klang. Christofs Scheuber. Hans Blockher. Blasy Ranecker. Petter Stain- pacher. Jörg Liechtenberger. Marttin Bongartner, Christofs Leinener. Hann Fux- büller. Hanns Leinener. Wolfs Sinteret. Jörg Löschenbrandt3! Lienhart Wagner. Abraham Ott." Mit dieser Abordnung war Steyr von den auswärtigen Schützenverbänden am stärksten vertreten. Wie Lerff berichtet, war Hieronymus Hirsch Mitglied der Neuner. „Oesterreich das Landt ob der Ennß / ■ Der sibent Neüner so vernems. Herr Hieronimus Hirsch von Steür / Sah ihn lang nie als eben hewr / Gott verleih ihm noch langes leben / Thet guten Rath zum Schiessen geben. Auch ander was man haben will / Kein kurtzweil ist ihm nicht zuuil / Jedoch das mit beschaidenhait / Ist er willig allzeit beraidt."33 Die Neuner33 bildeten den obersten Schützenrat. Sie trugen rot-weiße Schärpen und auf dem Hut einen schwarz-gelben Federbusch. Am 24. September 1584 wurde das Linzer Schützenfest, das acht Tage gedauert hatte, mit der Preisverteilung abgeschlossen. Acht Schützen aus Steyr konnten Fahnen und Geldpreise nach Hause bringen.33 In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ergingen an den Magistrat Steyr Einladungen zum Friedensschießen des Marktes Weyer am 23. November 1650, zum Freischießen in Wels (1652), zum Hauptschießen in Waidhofen a. d. Mbs (1654)37 und zu einem Freischießen der „Hochfürstlichen Salzburgischen Komissa- rien" im Jahre 1682. Die am Salzburger Festschießen teilnehmenden Schützen unterstützte die Stadtobrigkeit mit 30 Gulden, doch mußten ihr die „herausgeschosse5

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