Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 19, Februar 1959

des Baumeisters Camada gefallen zu haben, denn in der Ratssitzung vom 14. 11. 1572 wurde angeregt, des Betroffenen Einverständnis vorausgesetzt, ihn zum „Paumeister Gemainer Statt" zu bestellen?" Der Vorgenannte scheint also wesentlich am Planen des Wiederaufbaues vieler zerstörter Gebäude beteiligt gewesen zu sein. Im Jahre 1575 konnte Camada, der inzwischen besoldeter Stadtbaumeister geworden war, wegen „wahrhafter Leibßschwachhait" dem Rate nicht mehr den allmonatlichen Bericht über die Bautätigkeit abgeben. Statt seiner hatte dies nunmehr der Ratsherr Magnus Ziegler zu tun?1 Mit den Bauhandwerkern gab es allerlei Schwierigkeiten. Der Maurer Kaspar Jnnzinger wollte z. B. nicht mit den welschen Baumeistern zusammenarbci- ten; überdies erzeigte er sich gegen den städtischen Baubeauftragten Ziegler „stolz". Der Rat mißbilligte dieses Verhalten und gab Jnnzinger einen „starken verweis". Weiters wurde ihm aufgetragen, der Stadt „gebeü Vleissig Zuerrichten vnd sich vmb guettes gessinde Zubewerben". Jnnzinger erhielt eine wöchentliche Besold düng von 12 ß?- Durch das Hochwasser waren auch fast alle Verbindungswege, Roß-, wie auch Schiff- und Landwege mit dem Ennstale zerstört worden. In einer Sitzung wurde festgelegt, die „mengeligen Vnd geferlichisten ortt", so „es mit einem wenigen gelt zu wenden", sofort passierbar machen zu lassen?" Um den Umfang der Zerstörungen jedoch auch beurteilen zu können, wollte man den Landweg bis Mühlbach persönlich besichtigen?1 Die Instandsetzung des Wasserweges auf der Enns war von vordringlicher Notwendigkeit, da man das Eisenzeug aus den Anlieferungsgebieten nicht verschiffen konnte. Zur Durchführung der Arbeiten für die „Räumung der bösen und geferlichen ortt" auf der Enns und in der Schmiedleiten wurden Hieronymus Händl und Eustachius Lindentaller bestellt?" Dem Ratsmitglied Georg Sterr wurde der Auftrag erteilt, den Weg von Dambach bis zum Mühlbach?" wie den durch das Hochwasser vertragenen Steg über den Ramingbach"' und die Wasserbauten im Reichenschwall wieder errichten zu lassen?" Mit der Durchführung des Baues im Reichenschwall wurden Wolfs Nestler, Zimmermann und Gartenbauer aus Schwaming, sowie Sigmundt Hauenstein und Paul Mair, Bürger und Schleifer in Steyr, beauftragt. Hieronymus Hirsch wurde als Brückenmeister der Stadt beauftragt, die Neubrücke erbauen zu lassen und das nötige Holz für diese wie auch für die Erbauung der unteren Ennsbrücke zu besorgen?" Vorerwähnter Nestler sollte laut Ratsbeschluß vom 7. 12. 1572 mit seinen zwei Söhnen sofort zur Arbeit an der Neubrücke und im Reichenschwall eingesetzt werden. Wenn er sich bei dieser Arbeit fleißig verhalten würde, sagte der Rat ihm und seinen Söhnen noch ein „Trinkgeld" zu. Den mittätigen Zimmerknechten wurde beim Bau ein Tageslohn von 8 Kreuzern, den Tagwerkern ein solcher von 6 Kreuzern zugestanden?" Mit aller Tatkraft gingen Bürgermeister und Rat auch an die Behebung der zahlreichen anderen an den Straßen und Wegen der Umgebung Steyrs entstandenen Schäden?1 damit das Wirtschaftsleben wieder seinen geregelten Gang nehmen könnte. Alle diese Jnstandsetzungsarbeiten und Bauvorhaben erforderten aber große Geldmittel, die der Stadt in den benötigten Ausmaßen nicht zur Verfügung standen. Am 22. November 1572 faßten Bürgermeister und Rat erstmalig den Entschluß, den Kaiser um Hilfe anzugehen?" Der „vilfaltigen Gemainer Statt sachen" wegen wurde weiters im Februar 1573 beschlossen, an den kaiserlichen Hof nach Wien das Ratsmitglied Dorninger mit dem Stadtschreiber zu schicken. Bürgermeister Händl selbst wollte mit Adam Pfefferl zu Erzherzog Karl nach Graz fahren, doch kam es zu dieser Reise nicht, da in der Steiermark Bauernaufstände"" ausgebrochen waren. Erst am 10. 1. 1575 erschienen in der Stadt kaiserliche Kommissare zur Besichtigung der vom Hochwasser angerichteten Schäden?1 der Kommission überreichte der Rat eine Aufstellung der wahrscheinlichen Schadenssumme. So war die Stadt bei Beschaffung des benötigten Geldes im wesentlichen auf sich selbst angewiesen. Ausständige Guthaben wurden mit aller Energie eingetrieben, 46

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