Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 19, Februar 1959

unterlassen, kauften verschiedene Müller, unter ihnen auch der Müller in Raming, ein Unterthan der Herrschaft Steyr, Getreide auf, das sie ohne Wissen der Obrigkeit an anderen Orten zu erhöhten Preisen abgaben, und so den Steyrer Wochenmarkt und damit auch die Versorgung der Stadt gefährdeten.1" Der Rat traf verschiedene Maßnahmen, um die Versorgung der Bevölkerung mit den wichtigsten Lebensmitteln zu sichern. Den Bäckern wurde bei Androhung einer Strafe an Leib und Gut bis auf „enntliche abhanndlung der Neuen ge- pächtsordnung" befohlen, ordentliches Gebäck herzustellen." Schließlich wurde ihnen im Dezember 1572 auferlegt, daß sie Semmeln und Roggengebäck gut ballen sollten. Das Gewicht für ein Paar „Zwailling"-Semmeln wurde mit 18 Lot und das des Laibes Roggenbrot mit 4 Pfund 20 Lot festgesetzt; der ZweikreuzerLaib sollte halb so schwer sein. Bei Nichteinhaltung dieser Gewichte und unter Festlegung gewisser Toleranzen, die nicht einer Strafe unterlagen, müßten die Bäcker für jedes Lot Mindergewicht zwei Golddukaten und für schwarze oder schwammige Semmeln einen Dukaten als Strafe erlegen.12 Um eine Preisstabilisierung zu erzielen, beschloß der Rat, aus seinen Lagern an die Bürgerschaft und armen Bäcker Getreide zu bevorzugtem Preise gegen bare Zahlung abzugeben und zwar den Metzen Korn um zwei Gulden, den Metzen Weizen um 19 sh Pfg.13 Aber auch andere Güter waren begehrt. So hielt der Wirt „am Moß" die Säumer (Transportfuhrleute) auf den Straßen an und kaufte ihnen den zugeführten Süßwein ab, den er mit erheblichem Aufschlag weiter verhandelte. Wolfs Händl war es Vorbehalten, die als größte bekannte Hochwasserkatastrophe, die Steyr bis auf den heutigen Tag zu verzeichnen hat, zu erleben und als Bürgermeister an der Behebung der angerichteten Schäden mitzuwirken. Beide Flüsse der Stadt, Enns und Steyr, waren am 8. Juli 1572 wegen der andauernden Regengüsse aus den Ufern getreten. Die Enge und der halbe Stadtplatz standen unter Wasser, der Verkehr konnte nur mehr durch Zillen aufrecht erhalten werden. Alle Brücken der Stadt, die Stadtmauern und Türme entlang der Enns, die zwei oberen Tore, der hintere Teil des Rathauses und zahlreiche am linken Ennsufer gelegene Häuser waren stark beschädigt oder ein Raub der hochgehenden Fluten geworden. Auch die Lateinische Schule (das evangelische Gymnasium), die sich im heutigen Postgebäude (Grünmarkt 1) befand, stürzte ein. Mit aller Macht wüteten die entfesselten Wassermassen. Auf den tobenden Fluten kamen Holzstadel, Mühlen, Schleifen, entwurzelte Bäume und Tierkadaver geschwommen, die vom Wasser mitgerissen worden waren." Magister Georg Mauritius, Professor Extraordinarius aus Nürnberg und Nachfolger des am 28. 10. 1571 verstorbenen Magisters Thomas Pegaeus, Rektors der Lateinischen Schule in Steyr, verfaßte anläßlich dieser über die Stadt hercingebrochenen Katastrophe nachstehendes Gedicht.1" Nach der Geburt des Herrn Christ / als die Zahl nun Herkommen ist / tausend fünffhundert siebenzig zwey / und Julius nun kam herbey. An einen Sonntag Abends spat / das Wasser angefangen hat / zu wachsen / grausam / grimmig sehr / daß es war wie ein tiefes Meer. Aus wenig Tage / regnet stett / dermassen zugenommen hätt / daß es führt Holz und grosse Baum die man zweymahl erklafftert kaum. Zugleich die Steher und Ennß gar dick fürwahr viel manche tausend Stück 44 ein Katz darauf wol hätt Minen / sein Lauf übers Wasser gwünen: Die großen Aichen sammt der Wurtzl gantz ausgewachsen und im Burzl / ins Wasser fielen als umgeschlagen / was machet war daß drautz groß Zagen und Hertzenleid den leuten kam / Daß alles wegriß der Wasser-Strom; von grossen Buchen auch der Grund / sich mit dem Grieß umkehrn begundt. Montags früh um sechs Uhr ungefehr / die Brucken kamen geflossen her / vorm grausamen der Balcken Gewalt / der in der ganzen Stadt erschallt /

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