mit Blasel und Knaack die Glanzzeit des Wiener Vorstadttheaters im 19. Jahrhundert verkörperte. Zur Truppe Lutz gehörte der Heldenspieler Karl Gürtler, ein heiterer, für ideale Geselligkeit begeisterter Mensch, der an allen Theatern, an denen er spielte, Schauspieler-Geselligkeitsvereine mit witzigem Zeremoniell, wöchentlichen Zusammenkünften und einer eigenen handgeschriebenen Zeitung gründete. In Steyr hatte diese Vereinigung den Namen „Narrenbund", später „Götterbund" und ihre Zeitung hieß „Der Narrenturm, Organ für Verrückte", später „Hölle, Olympische Zeitschrift". Einzelne Nummern und Manuskripte dieser Gürtlerschen Zeitungen sind in der Wiener Stadtbibliothek noch erhalten. Gürtler war der beste Freund Anzengrubers, der schon in Wiener Neustadt mit ihm engagiert und der Hauptmitarbeiter der Gürtlerschen Zeitungen und Bünde gewesen war. Im Februar 1862 folgte Anzengruber von Krems Matras und Gürtler nach Steyr nach, kam aber nur mehr zum letzten „Monstre-Götterabend" des Steyrer Bühnenvolkes zurecht, für den er einige lustige Beiträge beisteuerte, dann löste sich die Steyrer Unternehmung Matras' vorzeitig auf und Anzengruber mußte, wie der Schauspieler Stelzhamer von Passau zum „Müederl" von Steyr enttäuscht zur Mutter nach Krems zurückkehren. Unter Viktor Berthal, der 1882—1884 und 1887—1889 das Steyrer Theater leitete, war mit Steyr als Sommerbühne das Kurtheater von Bad Hall verbunden, wo durch Badeverwalter Josef Hermann Htllischer das erste hölzerne Theatergebäude, die sogenannte „Arena" errichtet und 1833 das heutige Theatergebäude erbaut worden war. Berthal spielte mit dem Steyrer Ensemble auch in Wels. Noch viele andere, weniger klangvolle Namen, die uns meist auch in den übrigen kleinen Theaterstädten des Landes begegnen, nennt die lange Liste der Steyrer Direktoren, die sich an der Hand der Theaterpachtakten halbwegs lückenlos bis 1823 zurückverfolgen lassen, während für die frühere Zeit bei dem Fehlen der Akten Theaterzettel und sonstige Literatur nur die Namen einzelner Direktoren überliefern. Die Zeit nach dem Weltkrieg brachte nach fast 130jährigem Bestand die Schließung des Steyrer Theaters, das keine feste Spielzeit mehr hatte, sondern nur mehr zu gelegentlichen Gastspielen seine Pforten öffnete. Das Theatergebäude ist wiederholt gründlich erneuert worden, 1840 befand es sich in einem so schlechten Bauzustand, daß der Magistrat anläßlich eines Besuches des Erzherzogs Johann über das Aussehen des Theaters „erröten" mußte, wie es in einem späteren Bericht vom 26. Juli 1843 heißt; ein Inventar gibt Aufschluß über die damalige Einrichtung des Theaters. Das Haus wurde 1843/44 einer gründlichen Erneuerung unterzogen, wofür 1761 fl. 10 kr. aufgewendet wurden. Die Malerarbeiten besorgte der akademische Maler Matthias Größer aus Linz. Ein größerer Umbau, für den sich ein eigenes Baukomitee gebildet hatte, wurde 1879 vollzogen. Zu den Kosten von 8100 fl. steuerte die Stadt 3000 fl bei, der Hauptteil wurde durch Spenden und verschiedene Veranstaltungen aufgebracht. Auch anläßlich seiner Wiedereröffnung im Jahre 1938 wurde das Theater einer durchgreifenden Erneuerung unterzogen. 42
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