in welchem ein hoher Obstbaum steht. In einer tiefen Nische in Stockhöhe steht eine Holzfigur, den hl. Florian darstellend. Der Wasserkrug ist ihm schon entfallen und das Häuschen, dessen Brand er löschen sollte, ist dem Verfall nahe. Im Hause selbst sucht man vergebens nach schönen, steinernen Tür- oder Fenstergewänden. Man hat das Gefühl, daß die adeligen Besitzer nie in dem Hause gewohnt haben. Das Adelshaus am Gissübl wird heute die „Seifentruhe" genannt. Sie liegt westlich vom altbekannten Stadlmayrhof auf einem Hübl, von welchem die Regenwässer (Güß) gegen das Aichet abflosseu. Daher der Name Güßhübl. Zwei Adelsgeschlechter bemühten sich, im Aichet und am Gissibl festen Fuß zu fassen: die Engel von Wagrain und die Aidu. Der reiche Eisenhändler Stefan Engl von und zu Wagrain besaß die Häuser Enge 2 und 8, viele Häuser im Aichet und den Lilienhof, einen Adelssitz in der Leopold-Werndl-Straße (bei der Brotfabrik). Seine Tochter Regina war die zweite Frau Michael Aidns. Aidu war ein ebenso reicher Handelsmann mit Venedigerwaren. Er hatte sich in der Aichetgasse, am Mehlgraben und Güßhübl viele Häuser erkauft, war 1585 und 1586 Stadtrichter und 1595, 1596 und 1597 Bürgermeister der Stadt. Den Edelsitz, das Aichetschlößchen, erbaute er sich selbst. Das Adelshaus am Güßhübl aber scheint sein Schwiegervater Stefan Engl erbaut zu haben. Nach dem Bauernkriege ging der Besitz in bürgerliche Hände über. Die Pfeffer- büchschen wurden abgebrochen. Merian hat die Lage des Ketzersriedhofes eindeutig angegeben. Aber das Kirchlein oder die Kapelle, welche er gezeichnet hat, steht heute nicht mehr. Sie stand am Oberen Schiffweg im Eck des mit einer hohen Mauer umgebenen Gartens des Anwesens Oberer Schiffweg Nr. 18 bis 21, der heutigen Gärtnerei Angerer. Das Steuerbuch 1598 nennt das Haus Nr. 18 „des Pfarrers Hof". Es war der Meierhof des evangelischen Pfarrers Wolsgang Lampl, dessen Wohnhaus in der Leopold-Werndl-Straße stand und das „Pfarrhöfl" genannt wurde. Im Friedhof nächst dem Meierhof steht ein Wohnhaus. Unter dem abfallenden Putz aus der Barockzeit kommt ein Sgraffitoputz zum Vorschein. Das Haus dürfte also Ende des 16. Jahrhunderts erbaut worden fein. Ein kleines Gewölbe zu ebener Erde zeigt eine Bemalung mit Weinreben. Es könnte die Weinstube des Totengräbers gewesen sein. Das Steuerbuch 1567 bezeichnet eines der nächsten Häuser mit: „Paul Khöbe- rers Haus und Garten am Ketzerfreithof". Der Friedhof hat offenbar bis zur Eröffnung des Friedhofes am Tabor im Jahre 1584 bestanden. Ein anderer Ketzerfriedhof muß der Bestattungsort der 1397 verbrannten Waldenser gewesen sein. Prevenhuber schreibt:" „Wo der Ketzer-Freydhoff befindlich: eine Weyde oder Au, im Früxen-Thal (so anjetzo eine schöne Wiese unterm Puech- holz ist)". Also im Kraxental unterm Buchholz. Auf dem Ausschnitt des Stiches von Merian sind die von ihm angeführten Nummern und Benennungen wiedergegeben. Merkwürdig ist, daß die Nummer 22 im Bilde fehlt. ') 1564 Ratsbürger, 1579 bis 1581 Bürgermeister der Stadt, 1595 am Friedhof bei der Stadtpfarrkirche begraben. 2) Stötner (Stettner) entstammte einer Rad- und Forstmeisterfamilie und war 1599 im Rate der Stadt. Er starb 1611 in Linz. 3) Stevrer Annalen S. 72. 25
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