Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 19, Februar 1959

Die Schützenscheiben Des tljeiniachause; Steyr Von Adolf Bodingbauer Im Mittelalter (um 1300) bildeten sich in den Städten Schützenbruderschaften; im 16. Jahrhundert fand das alljährliche Schützenfest auf dem Lande Verbreitung. Der Anlaß eines Abschieds- oder Familienfestes, einer Ehrung oder eines Jubiläums bestimmte die ernste — lokale Geschehnisse bestimmten die heitere Darstellung der meist vom Tischler selbst bemalten Schützenscheiben. Häufig nannte sich der Stifter mit vollem Namen, der Schützenkönig brachte oft die Scheibe unter dem Giebel seines Hauses an. Gewöhnlich verblieben aber die Scheiben im Schützenhaus, so daß dort wahre Sammlungen entstanden. Motiv- und kulturgeschichtlich sind die Scheiben von Interesse, da sie oftmals bedeutende historische oder religiöse Ereignisse so ausdrücken, wie sie sich den Augen des einfachen und der Sache nicht ganz kundigen Volkes zeigen. Manche der Scheiben sind in ihrer naiven Strenge und moritatenartigen Erzählerfreude beste Laienmalerei. In Bild und Vers wird Schabernack gespielt, lustige und fatale Abenteuer unter Spannung und großem Hallo enthüllt. Auch sagenhafte Begebenheiten, lokale Episoden und viele folkloristische Darstellungen machen die Scheiben bemerkenswert. Von rein künstlerischem Standpunkt aus betrachtet, sind die Schützenscheiben nicht besonders wertvoll und als kleinbürgerlich-allegorische Stilkunst zu bezeichnen. Doch gibt es bei der großen Anzahl vorhandener Schützenscheiben genug Beispiele eigenständiger Volkskunst, zumat wenn sie in entlegenen ländlichen Gebieten entstanden sind. Im Heimathaus Steyr befinden sich 13 Schützenscheiben; 8 besitzen Quadrat- sorm, während 5 kreisförmig sind. Ihr allgemeiner Zustand ist verhältnismäßig gut. Die interessantesten Schützenscheiben werden hier angeführt und kommentiert. Eine Scheibe stellt 3 Männer bei einem Würfel- oder Brettspiel dar. Die Inschrift „Casus in eventu est" läßt sich verschieden übersetzen:1 2 1. Im Ausgang (im Ereignis, in der Entscheidung) ist Zufall. 2. Der Fall ist in der Entscheidung (im Ausgang).

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