// ... unD sage euch ab auf euer Leib uuub guot... Von ®r. Ilse Neumann Ein Mann hatte in den Jahren 1506—1512 die Nerven der Steyrer Stadtväter irritiert, hatte die kleinen Handwerker gegen die reichen Patrizier aufgehetzt und hatte dafür schließlich mit dem Verlust seiner Heimat und, das wissen wir allerdings nicht sicher, mit dem Tode bezahlt. Ulrich Prandtstetter hieß er und er erwarb sich einen zwar wenig ehrenvollen, aber sicheren Platz in der Geschichte unserer Stadt und in ihrem Archiv, nicht nur als Führer eines kleinen Handwerkeraufstandes, sondern auch als ein Mensch, an dem wir deutlich den Stempel der Zeitenwende erkennen können. Der „letzte Ritter" Kaiser Maximilian I. ist wie ein Symbol vergangenen mittelalterlichen Rittertums und Schildwache für Recht und Ordnung im Staat selbst in dieser Episode der Steyrer Stadtgeschichte erkennbar, doch im Vordergrund paradiert der Bürger, eröffnet uns die Stadt einen Blick in ihr Leben. Im Rathaus saßen die Stadtväter, lauter ehrenwerte und wohlhabende Leute, die von ihren Mitbürgern gewühlt worden waren, damit sie für das Wohl der Stadt sorgten, das Handwerk schützten, dessen goldener Boden Steyrs wirtschaftliche Bedeutung ausmachte und natürlich sollten sie auch Garanten für ein friedliches Zusammenleben der Bürgerschaft sein, damit diese in Ruhe ihrer Arbeit und ihrem Vergnügen nachgehen konnte. Da gibt es nun zu allen Zeiten Bürger, an deren Herzen die Unzufriedenheit nagt und solange nicht Ruhe gibt, bis nicht ein kleiner Wirbel um sie herum anzeigt, daß etwas zur Entladung der Atmosphäre im Gange ist. Zu dieser Sorte gehörte auch Ulrich Prandtstetter, von seinen Freunden kurzweg „Utz" genannt. Er war so ziemlich gegen alles, was vom Rathaus kam, und wo er nur konnte, versuchte er seinen Mitbürgern klarzumachen, wie sehr sie betrogen und ausgebeutet wurden. Der Chronist spricht von ungefähr 180 Anhängern Prandtstetters, und daß er die Leute von überall weg zu den Versammlungen in seinem Haus in der Enge holte, egal, ob sie beim Wein, in der Kirche oder zu Hause bei ihrer Familie saßen. Auf der Straße und in der Weinzeche hielt er seine aufrührerischen Reden und in einem besonderen „conventiculo" vor den Ratswahlen des Jahres 1506 verlas er einige Artikel, die bei den kommenden Wahlen zur Sprache kommen sollten: Offene Rechnunglegung der Gemeinde; Schutz der kleinen Handwerker; öffentliche Verlesung der Stadtprivilegien, damit sie jeder Bürger kenne; Neuregelung der Bürgermeister- und Richterwahl; Schwäger, Vettern, Eidam, Schwiegerväter etc. dürfen nicht gleichzeitig bei der Gemeinde angestellt werden.. ., die Liste seiner Beschwerden war von beachtlicher Länge, die Antwort der Stadtväter dementsprechend. Sie ersparten ihm nicht den Vorwurf, daß er mit seinen Freunden beim Wein sitze und krakeele, während sie auf dem Rathaus ihre Kräfte dem Wohle der Stadt opferten — und es folgte auch sofort die Liste der erfolgreich durchgeführten Stadtgeschüfte. Von nun an gab es einige Jahre lang vor jeder Bürgermeisterwahl ein für die zuschauenden Bürger sicherlich ganz interessantes Tauziehen: Prandtstetter
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