Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 17, November 1957

reihen sich hier an Enns, Steyr und Wels. Das Stadtmuseum Enns dient zwei Aufgaben, Es möchte die reiche bürgerliche Vergangenheit der Stadt darstellen. Vor allem aber befindet sich hier eine vorzügliche Römersammlung, die aus den laufenden Ausgrabungen in Lauriacum nach und nach sich angesammelt hat. Diese Römerfunde geben dem Hause seine Bedeutung und Besonderheit. Sie werden derzeit von einer Fachkraft wissenschaftlich bearbeitet und eingehend katalogisiert. Enns wird dadurch einen festen Platz in der Limesforschung gewinnen. Auch Steyr will in seinem Heimathaus seine reiche wirtschaftliche und bürgerliche Vergangenheit zeigen. Wesentlich aber ist auch hier die nach dem Kriege begonnene Spezialisierung zu einem Eisenmuseum. In langjähriger Arbeit, die sehr viel echte Heimatliebe erforderte, wurde ein alter.Sensenhammer in voller Originalität aufgestellt. Dieses Schaustück ist in wissenschaftlichem Sinne eine Kuriosität. Daneben wird die sogenannte Petermanndl'sche Messersammlung zur Schaustellung kommen. Sie stammt von einem Steyrer Privatsammler, war lange Jahre in Wien und ist nunmehr nach Steyr zurückgekehrt. Ihre sachgemäße Restaurierung wird noch viel Zeit und Geld erfordern^beide Abteilungen aber — Sensenhammer und die Messersammlung — werden Steyr zu einem Anziehungspunkt für Fachleute machen, die unbedingt hierherkommen müssen, wenn sie die Geschichte des Eisens studieren wollen. Eine gleiche Spezialisierung strebt^eit kurzem das städtische Museum in Wels an. Durch das Burgmuseum mit dem Sterbezimmer Kaiser Maximilians I. und einer interessanten gewerbekundlichen -schau hat es in seinem Ausbau ein erstes Etappenziel bereits erreicht. Nunmehr sammelt es intensiv landwirtschaftliche Gegenstände, um auf diese Weise den Grundstock eines Landwirtschaftsmuseums zu gewinnen. Dieser Gedanke ist ausgezeichnet. In kürzester Zeit werden die landwirtschaftlichen Arbeitsgeräte, die in ihrem technischen Prinzip seit Jahrhunderten in Verwendung stehen, kaum mehr im Einsatz zu sehen sein. Als Nutzgegenstände werden sie rasch verschwinden, verschrottet oder zerhackt. Somit ist es also höchste Zeit, diese ganze Welt einer lebenswichtigen Arbeit historisch zu erfassen, um sie für die Kulturgeschichte in Erinnerung zu behalten. Ein Spezialmuseum von Anfang an war immer das Heimathaus in Hallstatt. Es genießt bereits Weltruf, zeigt die Hallstattkultur und Wirtschaft wie Kultur des Salzbergbaues. Es ist aus dem Bild von Hallstatt nicht mehr wegzudenken und dokumentiert seinen hohen Stand durch die Herausgabe einer eigenen Schriftenreihe. Von dem Spezialmuseum Mondsee, das das Land der Mondseekultur darstellen will, wurde bereits gesprochen. Einen sehr speziellen Weg beschreitet auch das Heimathaus Schwanenstadt. Es hat sich ganz auf die Erforschung der römischen Poststation Tergolape konzentriert und ist wohl das erste Heimathaus, das sich in Österreich Grundbesitzer nennen kann. Im Ortsgebiet von Schlatt bei Schwanenstadt wurde nämlich eine ziemlich große Grundfläche erworben, auf der seit Jahren intensive Römergrabungen stattfinden. Ein Spezialmuseum eigener Art ist das Schiffleutmuseum in Stadl-Paura. Mitten im modernen Verkehr hält es die Tradition der alten Traunschiffahrt aufrecht. Neben diesen Heimathäusern mit einem starken Spezialcharakter bestehen gleichwertig Museen, die man als Bezirksheimathäuser ansprechen kann. Sie bemühen sich um die Erfassung des historischen Bildes eines ganzen Bezirkes. Die drei Innviertler Städte Ried, Schärding und Braunau sind seit langem im Besitze derartiger Einrichtungen. Während Ried und Braunau noch das Bild zeigen, das vielen altgewohnt ist, hat Schärding eine völlige Neuaufstellung erfahren. Hier wurde die Vorstellung des Heimathauses in geradezu idealer Form verwirklicht. In diesem Hause kann man nämlich wirklich leben und hausen. Es ist wie zur täglichen Bewohnung eingerichtet. Es bezieht den Beschauer in die historische Rückerinnerung ein, versetzt ihn spürbar in die Vergangenheit. Obernberg am Inn besitzt in einem seiner Stadttürme einen kleineren, aber nicht minder netten Ableger dieser Art der städtischen Innviertler Heimathäuser. 10

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