Sammlungen besahen. Ausnahmsweise wird also einmal die Notwendigkeit und die Berechtigung eines Heimathauses auch durch eine entsprechende Zahl belegt. Die Begründung ist leicht mit der Wechselbeziehung zum Fremdenverkehr gefunden. Es wird nunmehr heuer und im nächsten Jahr die Planung verwirklicht, das Mondseer Heimathaus aus dem Südtrakt der Kirche, wo es in einem Nebenraum untergebracht war, in den Nordtrakt zu verlegen und ihm als neue Heimstätte den ehemaligen Betchor und die ehemalige Klosterbibliothek zuzuweisen. Dadurch wird die Atmosphäre der Sammlung ungeheuer verdichtet. Zwei historische Räume des altehrwürdigen Benediktinerstiftes werden dadurch wieder zugänglich gemacht, erhalten eine neue Zweckwidmung, Tradition verbindet sich mit zeitgebundenem Geist. Diese erfreuliche Publizität eines Heimathauses und die damit verbundene sichtbare Aktivität gibt uns einen willkommenen Anlaß, das gesamte Thema einmal in seiner Geschlossenheit kurz zu behandeln. Heimathäuser gehören in die Gruppe der Museen. In den Veröffentlichungen des Verbandes Österreichischer Geschichtsvereine, Band 12, ist ein Vortrag von Universitätsprofessor August Loehr abgedruckt. Er betitelt sich: „Geschichte und Aufgabe der österreichischen Museen". Darin werden die Heimathäuser gleichwertig wie die Staatssammlungen behandelt. Sie sind sozusagen die Endpunkte der Entwicklung des musealen Gedankens. Dieser wurde zuerst auf der Ebene der Dynastie und der res publica entwickelt. Die Schatzkammer eines Herrscherhauses und die Schatzkammer eines Reiches wurden nach Aufkommen des historischen Denkens wissenschaftlich geordnet und beaufsichtigt. Von dieser Stufe erfolgte der nächste Schritt zu den Landesmuseen. Damit sind wir eigentlich schon auf der Ebene der Heimathüuser angelangt. Denn hier gilt nicht mehr der Schatzgedanke, sondern die Zielsetzung, das Bild eines Landes in seinen Wesenszügen darzustellen. So ist auch die Geschichte von Landesmuseen oft sehr verwandt der Geschichte von kleineren Heimathäusern. Das oberösterreichische Landesmuseum ist die Gründung eines Vereines, des Vereines Museum Francisco- Carolinum. In Salzburg war es das „vaterländische Museum Carolino-Augu- steum". Es war vereinsmäßig aufgebaut. Die Tendenz aller dieser Häuser ist es bis zum heutigen Tage, die Besonderheit, den Charakter eines Landes darzustellen, in historischer und in aktueller Sicht. Mit dieser Aufgabenstellung ist auch der Wirkungsbereich von Heimathäusern umschrieben. Es wäre ein schlechter Weg für sie —• leider wurde er früher oft begangen und wird manchmal auch heute noch nicht vermieden D wollten sie untergeordnete Schatzkammern und Kuriositätensammlungen im Kleinen sein, also sozusagen das Strandgut des Sammelns, Jas in den großen Museen nicht mehr unterkommt, zusammenhamstern. Am richtigen Weg der Entwicklung sind sie, wenn sie ausschließlich die historische und gegenwärtige Besonderheit ihres Heimatortes oder ihrer engeren Heimatlandschaft darstellen wollen. Untrennbar sind naturgemäß die Heimathäuser in ihrer Entstehung mit der Entwicklung der Heimatbewegung verbunden. Das gilt für die Landesmuseen in gleicher Weise. Denken wir nur an das im vorigen Jahrhundert so gern gebrauchte Eigenschaftswort „vaterländisch". Der Urgrund eines solchen Hauses ist die selbstlose Liebe zur Heimat. Will es jedoch in unserer Zeit bestehen und etwas bedeuten, wird es sich von dieser romantischen Einstellung in manchem freimachen und sich mehr der wissenschaftlichen Sachlichkeit zuwenden müssen. Auch diese Forderung ist nichts Besonderes. Sie gilt schon lange zum Beispiel bei der historischen Heimatkunde, in der sich der liebevolle Dilletantismus zur fachlichen Universitäts- und Jnstitutsarbeit entwickelt hat. Die Heimathäuser konnten in Oberösterreich in der Zeit nach dem Zweiten Weltkriege vielfach gewaltige Schritte nach vorwärts machen. Teilweise entstanden sie neu, teilweise wurden sie grundlegend neu orientiert. Weitgehend kommen sie der Forderung nach, ein spezifisches Gesicht zu entwickeln. Beginnen wir im Städteviereck des Landes! Neben dem oberösterreichischen Landesmuseum in der Museumstraße, von dem schon kurz die Rede war und das mit der geplanten Einbeziehung des Linzer Schlosses in sein Raumprogramm vor einer bedeutenden Weiterentwicklung steht, 9
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