Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 16, Dezember 1956

Ende des 17. Jahrhunderts ließ sich der Seilermeister Kaspar Lenibecger dort nieder, dessen Witwe die Werkstatt 1726 an Ignaz Schillinge! abgab. Seine Witwe führte den Betrieb weiter und übergab ihn 1759 Wolfgang. Diesem folgte 1795 sein Sohn Jakob, welcher sie im Jahre 1800 an Johann Georg Jümschek verkaufte. 1831 übernahm der Seilermeister Ignaz Schladcr Haus und Werkstätte und überließ sie 1866 seinem Sohn Franz. Nach seinem Tode kani das Unternehmen an Anton Planicka, welcher es bis 1919 führte. Seine Witwe heiratete 1921 den Seilermeister August Wiklieky, welcher das Geschäft 1925 an Matthias Treber verkaufte. Seilermeistcr Treber, welcher im Hause Enge 16 einen kleinen Verkaufsladen besaß, übergab noch zu Lebzeiten das Geschäft seinem Sohn Karl, der es im neuen Geschäft in seinem Hause Stadtplatz 16 in stark erweitertem Umfang weiterführt. Im Stadtarchiv ist noch verzeichnet, daß im Jahre 1794 der Seilermeister Jakob Knillinger aus Schärding nach Steyr zuzog. Da er anscheinend keine Meister- urkunde vorweisen konnte, wurde ihm aufgetragen, sein Können als Meister durch eine Prüfung zu erweisen. Nach de» im Heimathaus noch vorhandenen Meistcrbüchern der Seiler, welche vom Jahre 1800 bis 1857 alle Neuaufnahmen ins Handwerk verzeichnen, waren auch die Meister der nächsten Umgebung dem Steyrer Handwerk einverleibt, so z. B. die Meister von Sierning, Losensteinleiten, Windischgarsten, Hall, Neuhofen, Neuhäusl bei Linz, Wevcr usw. Auch über die Ausnahme von Gesellen mürbe Bueb geführt und besonderer Wert auf die Feststellung gelegt, welche vier Gesellen hiebei Zeugen waren. Das eine Buch reicht vom Jahre 1809 bis 1829, das zweite von 1830 bis 1849. Als Erinnerungszeichen an dieses einst so blühende Handwerk bewahrt das Städtische Heimathaus den in einen barocken Holzrahmen gefaßten silbernen Schild der Seiler auf. Dieser hing einst in der Herberge des Handwerkes über dem Tische, um welchen die Seiler zu ihren Jahrestagen und Versammlungen saßen. In der Herberge sprachen auch die wandernden Geselle» vor und wurden dort beschenkt. 41

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2