Viel Aufsehen erregten die Predigten des Barfüßermönches Calixtus,") der 1525, dem Brauche dieser Zeit folgend, daß zur Advents- und Fastenzeit fremde Mönche in der Pfarrkirche predigten, nach Steyr gekommen war. Er fand rasch begeisterte Anhänger durch seine auf den Zeitgeist abgestellten Predigten. Letztere fanden nicht nur beim Magistrat und der Bevölkerung, sondern auch beim Stadtpfarrer Michael Förster große Zustimmung. Statt der damals üblichen Opfergaben, wie zum Beispiel Stiftungen von Jahrestagen, Altären usw., forderte er die Gläubigen auf, einen „gemeinen Kasten" zu errichten, wie dies auch Luther seinen Anhängern empfahl. Dieses Versorgungshaus wurde tatsächlich von reichen Bürgern gestiftet!'') Als Folge der Predigten des Mönches ließ die Opferfreudigkeit der Bevölkerung stark nach. Die Gesellenpriester beklagten sich, daß „wo zuvor an einem Hochzeitlichen Opffcrtag 10 oder 12 fl (Gulden) gefallen, jetzo nicht wohl 5 oder 6 Pfennig mehr einkommen". Es ist sicher, daß Calixtus durch lutherische Lehren beeinflußt war, vielleicht ohne sich dessen bewußt zu fein.* 13) Im Mai 1525 wurde Dr. Haber, der Beichtvater Erzherzog Ferdinands, vom Bürgermeister und beut Rat gebeten, eine weitere Predigterlaubnis für den Mönch bei seinen Ordensobcren zu erreichen. Im folgenden Jahre lehnte der Rat die Abberufung des Calixtus überhaupt ab und erklärte, daß ein Predigtverbot für diesen im Volke Unruhen hervorrufen würde. Calixtus blieb in Steyr, trotzdem der Provinzial seines Ordens keine weitere Genehmigung für sein Verbleiben erteilt hatte. Nun wurde er aufgefordert, beim Administrator der Diözese in Passau zu erscheinen. Bürgermeister und Rat wandten sich jetzt an den Landeshauptmann und an die Verordneten in Linz um Unterstützung in dieser Angelegenheit. Die Linzer Behörden ihrerseits suchten beim Verwalter des Bistums zu erreichen, daß ein Verfahren im Lande eingeleitet werde, um so dem Mönche Gelegenheit zu einer Stellungnahme zu geben. Erzherzog Ferdinand schrieb der Stadt, daß er kein Recht habe, in die Rechtssprechung des Passaner Erzbischofs einzugreifen, der Magistrat möge den Mönch bewegen, sich seinen Oberen zu stellen, täte er dies nicht, so möge der Magistrat seine Abschaffung aus Stadt und Land veranlassen. Calixtus reiste hierauf ab. Es scheint, daß er später lutherischer Prediger wurde. Fuchsperger war in erster Ehe mit Barbara Egkenbergin aus Graz vermählt, die 1539 starb.") Seine zweite Frau war Lucrezia Eckerin von Neuhaus (Bayern), die sich nach dem Tode Fuchspergers neuerlich mit dem späteren Bürgermeister Michael Pseffcrl verehelichte. ") 2.93. 1, S. 226 f. 1-2) 2.91. ß, S. 11. Der „Gemeine Kasten" war eine von den Protestanten geschasfenc earitative Einrichtung. 13) 2.93. 7, S. 23, Fußnote 3. ") 2.93. 1, S. 97. In dem mit seiner ersten Gattin Barbara am 14. 11. 1521 gemeinsam errichteten Testamente (recipr. Donation; St.A. K. XI, 2. 14) bedachte er großzügigst Kirchen, Priester, earitative und kirchliche Institutionen. Seinem Bruder Easper Fuchsperger, Bürger in Krems, hinterließ er, neben anderen Sachen, einen Wein garten in Mödling, dem Wiener Schottenstifte einen Weingarten in Gumpoldskirchen. Auch der sonstigen Verwandten wie der Kinder seiner beiden verstorbenen Schwester» Barbara Lippman in Wels und Appolonia N. gedachte er mit Geldbeträgen. Damit das Testament „bester Creftiger vnd Stattlicher / gehanndthabt / geschitzt und ge- schermbt / werde / so ames vor dem annbern . .. mit tob abgaungen ist" ... soll der Überlebende den „Erb Regirenden Lanndsfürsten / Ain vergolts Silbere Clainhait aufs drew marckh / und einem R a t zu Steir / ain Berget ü Chlainhait, aufs vievundzwainzig Lot / das sy all Zeit Bey ©emaillier Statt / zn aiucm Irin:k- geschirr / vnns zu gu et er gedechtnus / behalten füllen vnd wällen..." überreichen. Im zweiten aus dem Jahre 1540 stammenden Testamente wandte Fuchsperger den kirchlichen Einrichtungen keine Legate zu, vielleicht wegen des „Ihn bruches" dieser Jahre (Verbreitung der lutherischen Lehren). 22
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