Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 16, Dezember 1956

gesang von den knaben zu hören dann von den leuten", heißt es 1460 in einer Ordnung für den Kantor von 0t. Stephan in Wien?') Die musikalische Betätigung des Schulmeisters bei gottesdienstlichen Handlungen ist auch in der etchrer Pfarr- kirchen-Ordnung vom Jahre 1503 festgelegt?5) Zur Bestreitung des Lebensunterhaltes bezog der Schulmeister das Schulgeld, von dem auch im Spruchbrief Albrechts V. die Rede ist: „Von des Lons wegen so Si (die Bürger) von irn kind(crn) aim Schulmaister geben". Gewöhnlich betrug das Schulgeld in den süddeutschen Städten vierteljährlich 15 Pfennige, Armem schüler bezahlten nur die Hälfte oder leisteten keine Zahlung?") Dieses Einkommen erhöhten die Einnahmen aus dem gewöhnlichen und dein durch Stiftungen bedingten Chordienst.") Sie betrugen z. B. je 12 Pfennig aus den Stiftungen Äckherlein, Schmalzerin imb Hesiber, ein halbes Pfund Pfennig aus der Theurwanger-, 60 Pfennig aus der Tungössinger- und 30 Pfennig aus der Kammerhuber-Stiftung. Bemerkenswert ist auch die Stiftung des reichen Nürnberger Kaufmannes Kunz Horn zur Erhöhung des „Gottsleichnamb Lobamtes" vom Jahre 1492. Für die Teilnahme mi der Sakramentsprozession in der Stadtpfarrkirche erhielt der Schulmeister ein Pfund Pfennig. Bei dieser Prozession trugen acht Schüler, bekleidet mit Chorrock und rotem Barett, vor dem Allerheiligsten Steckkerzen?") Die Chorstiftung Peter Strahingers aus dem Jahre 1495 verlangte, daß Schulmeister und Schüler das Salve regina dem Kirchenjahr entsprechend täglich singen, dreistimmig jedoch an Sonn- und Feiertagen?") Aus dieseni Jahre stammen auch die Jahrtagsstiftung des Lederers Peter Wiesing rind die Stiftung um die Rumplmühlc in der Dietacher Pfarre. Aus ersterer bezog der Schulmeister fünf, aus letzterer ein Pfund Pfennig?") Ter Visitationsbericht des Jahres 1544 läßt vermuten, daß der Stadtschulmeister auch ein bestimmtes Jahreseinkommen vom Kirchenamt der Stadtpfarrc bezog?') so daß vor der Reformationszeit die wirtschaftliche Lage des Schulmeisters nicht ungünstig gewesen sein dürfte imb das Schulmeisteramt einem einträglichen Bencfizinm gleichkam?") Tie alte Stadtschule befstub sich in der Nähe der Pfarrkirche. Wie Stephan Lamp in dem oben erwähnten Schreiben mitteilt, unterrichtete er „in der Pürger Schuelhauß", das aber 1420 schon dem Stadtnachrichter gehörte. Im Jahre 1399 kaufte die Stadt vom Abte zu Garsten den „alten Pfarrhof" am Rande des kleinen Friedhofes neben der Pfarrkirche und richtete hier die Schule ein. Die Kaufurkunde trägt auf der Rückseite ben aufschlußreichen Vermerk: „kawffbrief ober den alten pfarrhoff, der tut die schnei ist"?*) Allerdings störte die Nähe des städtischen Nach- richtcrhauses, das ebenfalls an den Friedhof gebaut war, den Schulbetrieb. Im Jahre 1490 beklagte sich der Pfarrer über die ungünstige Lage des Schulgebäudes. Durch das der Schule gegenüberliegende Gefängnisfcnster sähen die Schüler Dinge, die für sie nicht erbaulich wären.") Auf Grund dieser Angaben befand sich die Stadtschule im 15. Jahrhundert im heutigen Mesnerhaus (Brucknerplatz Nr. 6). Voir hier aus konnte mau das aus dem Grimort (Grünmarkt Nr. 14) aufstrebende Schergenhaus erblicken. Die gegenwärtig den Friedhof abgrenzende Mauer, die den Ausblick zum Gefängnis verdeckt hätte, bestand mit 1490 noch nicht, denn die Pfarrkirchen-Rechnung aus dem Jahre 1544 verzeichnet Ausgaben für Holz und Laden „zu den Plankhe» aufs dem freit- hoff gegen dem Nachrichterhaus"?5) Im Jahre 1543 finden wir „Gemainer Stat Schuel" im Hause Berggasse Nr. 46, das die Stadt im Jahre 1500 vom Stift Spital am Pphrn durch Kauf erworben hatte?") Ilm 1525 hielt der Protestantismus seinen Einzug in Steyr. Einige Jahre später (1527—1529) wurde die Stadt zum Hauptstützpunkt der Wiedertäufer- Bewegung in Oberösterreich.") Diese Ereignisse beeinflußten nachhaltig das Schulwesen und führten schließlich zum Untergang der mittelalterlichen Stadtschule. An ihre Stelle traten „deutsche Schulen" und eine evangelische Lateinschule, deren An9

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