Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 15, Dezember 1955

Verbindung mit verschiedenen Herren und Rittern. Eine Reihe von Schrifteir und nicht zuletzt die Widmungen zeigen ihn im regen geistigen Verkehr mit dem Adel. Als Historiker nimmt er, was ihm der Boden, in erster Linie das reiche Archiv der Stadt, bietet. Darüber bcniitzt er die Adels- und Klostecarchive, die ihr» erreichbar waren. Klug pflegte er persönliche Beziehungen zu einzelnen Mitgliedern der Häuser, denn er wußte, daß der Zugang zu einem Archiv Vertrauenssache sei. Die einschlägige Literatur zieht er ausgiebig heran und verwertet glücklich die Quellen und Darstellungen. Die Wahl seiner Themen erwuchs aus der leiblichen Rühe zu den Menschen und Dingen, unter denen er sich bewegte. Das Hauptthema war Steyr, alle Nebenthemen gruppieren sich um dieses Zentrum oder erweisen sich als Abfälle der eigentlichen Lebensarbeit. Im Vordergründe stehen Stadt und Adel. Die Kirche kommt nur als Einschlag der Stadtgeschichte zur Geltung, fast ganz fehlt die Bauernschaft. Irgendwie bleibt Preuenhueber auch als Historiker Beamter. Da er nichts Unmögliches will, vergreift er sich weder in seinem Gegenstand, noch in den notwendigen Behelfen. Diese Selbstbescheidung ehrt Preuen- huebcr, denn ec hätte auf @runb seiner Begabung das Anrecht auf größere Themen gehabt und auf anderem Posten auch weitergreisende Werke geschaffen. Doch kommt seine wirkliche Befähigung den heimatgeschichtlichen Arbeiten außerordentlich zugute. Er verfällt nicht in die zwei Fehler, die Heimatgeschichtler so oft, auch in der Gegenwart, machen. Preuenhueber bewahrt sich den Blick auf das Ganze und er überschätzt seinen Gegenstand nicht. Er tritt zwar nicht, wie der mittelalterliche Mensch, ganz hinter seinem Werk zurück, doch zeigt er auch nicht die Ichsucht, die das geistige Klima des Humanismus und der Glaubensspaltung so großzog. Preuenhueber war ein Kind Österreichs. Infolge der Kultur dieses Raumes verzögert sich der Tiefgang geistiger Umwälzungen etwas und die österreichische „Lindigkeit" mildert auch in der Regel die äußeren Vorgänge. Ganz außer Zweifel steht die wirkliche Bildung Preuenhuebers, wenn man sei» Lebenswerk mit dem zeitgenössischen Schrifttum anderer deutscher Gebiete vergleicht. II. Tic Werke Preuenhuebers 1. Die Annales Styrenses sind die erste Arbeit des Geschichtsforschers und 1625 bis 1630 niedergeschrieben worden. Ein Vergleich mit den anderen Werken erweist sic nicht nur als das Hauptwerk, sondern es läßt sich zeigen, daß die späteren Themen nur einläßlichere Bearbeitungen von Fragen sind, die irgendwie mit dem Hauptgegenstand im Zusammenhange standen. Der vollständige Titel lautet nach der Nürnberger Ausgabe uou 1740: „Valentin Preuenhuebers Annales Styrenses, sammt dessen übrigen Historisch- und Genealogischen Schriften. Zur nöthigen Erläuterung der Österreichischen. Steyermärckischen und Steherischen Geschichten. Aus der Stadt Steyr uralten Archiv und andern glaubwürdigen Urkunden, Actis Publicis und bewährten Fontibus, mit besondern Fleiß verfaßt." Erst 1740 gab der Nürnberger Buchhändler Johann Adam Schmidt die Annales Styrenses heraus, und zwar mit vier anderen Schriften Preuenhuebers (Castrum Styrense, Alt Steycrmarck. Historischer Catalogus und Genealogia Polhaimiana). In der Vorrede bezieht sich de> Herausgeber auf die anerkennenden Worte, die Geheimrat Moser in seiner Bibliotheca Man»scriptorum dem Werke gab. Er hebt hervor, daß die Annales Styrenses nicht etwa nur eine Spezial- gcschichte der Stadt Steyr, sondern eine Geschichte der Steiermark und für die ganze steiermärkische und österreichische Geschichte höchst nützlich seien. Dem Druck lag nicht das Originalmanuskript aus der Bibliotheca Windhagiana in 2Bim,18) sondern eine beglaubigte Kopie zugrunde, die der Verleger „von hohen Handen aus einer vornehmen Bibliothec" erhielt. Das Werk reicht vom Ursprung von Steyr bis zum Tode des Kaisers Matthias (1619) und gliedert sich in zehn Bücher. Als Hauptquelle bezeichnet Preuenhueber das Archiv der Stadt Steyr. Daneben benützte er Handschriften (Alt Österreichische Chronica, Richard Strein, 5

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