Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 15, Dezember 1955

Studien vollendet?) Jedenfalls verriet seine spätere schriftstellerische Tätigkeit eine gute Schule. Zwischen 1607 und 1612 trat er, vielleicht im Zusammenhang mit dem Umschwung der allgemeinen Lage durch den Bruderzwist zwischen Rudolf und Matthias, als Beamter in den Dienst der Stadt Steyr. Im Jahre 1619 war er noch Schreiber in der Stadtkanzlei,°) anfangs 1620 hatte er diese Stelle aufgegeben. Die Jahreszahl legt wiederum einen Zusammenhang mit den großen politischen Veränderungen nahe. Ende Jänner 1620 heiratete er eine Steyrer Bürgerstochter aus dem Geschlechte der Urkauf«) und wurde vom Magistrat zum Sekretär der Eisengewerkschaft befördert. Der Ehe entstammten zwei Söhne, Valentin und Matthias?) In seiner angesehenen Stellung ist Preuenhueber noch am 30. Sep tember 1628 nachweisbar, dann verließ er Steyr und scheint sich nach Regensburg begeben zu haben. Die Jahreszahl und die Stadt Regensburg lassen eine Emigration vermuten, doch ist der Sachverhalt nicht klargestellt?) Jedenfalls hat Preuenhueber seine Annales Styrenses der Hauptsache nach noch vor seinem Weggang von Steyr zusammengestellt. In den Jahren 1630 und 1631 ist er in Rcgens- burg nachzuweisen?) 1635 treffen wir den Mann in der „oberen Gegend" Ricder- österreichs in Stellung10) und von 1636 bis 1642 ist Preuenhueber als Ober- pfleger von Salaberg bezeugt.11) Die Herrschaft Salabcrg war seit 1607 im Besitze der Freiherren von Salburg1?) und unterstand der Burggrafschaft Steyr.1«) Die zahlreichen Fäden, die Preuenhueber laut der Widmungen verschiedener Werke mit dem Grafen und mit der Beamtenschaft der Burg Steyr verbanden, sind durch diesen Rechtszusammenhang von einer neuen Seite beleuchtet. Es ist erwiesen, daß Preuenhueber in dieser seiner Eigenschaft auch die Linzer Märkte besuchte.11) Wäre er 1628 des Landes ob der Enns verwiesen worden, müßte eine weitgehende Milderung in der Durchführung der Verweisung angenommen werden. Dagegen spräche seine Anstellung in Niederösterreich nicht dagegen, da hier die politische Lage anders war. Verschiedene Anzeichen deuten darauf hin, daß Preuenhueber in Salabcrg in guten Verhältnissen lebte.15) Er beschloß als „Salburgischer Regent und Oberpfleger" sein Dasein und wurde am 7. April 1642 in Haag bestattet.10) Das Prädikat „Edel und fest", das ihm die Eintragung in das Totenbuch der Pfarre gibt, gilt ivohl nur dem Oberpflcgcr, Preuenhueber selbst hat sich nie ein Adelsprädikat beigelegt.17) Sein Sohn Valentin gab später verschiedene Schriften des Vaters heraus. Spiegelt der Lebensgang Preuenhuebers die Schicksale eines Beamten in gehobener Stellung vor und während des Dreißigjährigen Krieges ab, so wurzelt die schriftstellerische Tätigkeit dieses Mannes im Boden seiner engeren Heimat lind in der Liebe zu Land und Leuten. Der Lieblingsgegenstand seiner Forschungen war die Stadt Steyr im Zusammenhange mit der österreichischen und steirischeil Geschichte. Da ihn sein Spezialgebiet auf die Genealogie und auf die Familiengeschichte verschiedener Adclsgeschlcchter und bürgerlicher Patrizier hinwies, er gaben sich von selbst verschiedene genealogische Sonderarbeiten. Diese sowohl wie die vielen Stammbäume in seinen Annalen und einige Beamtenschematismen zeigen, welche Bedeutung Preuenhueber dem Menschen in der Geschichte beilegte. Die Herkunft des Menschen, seine Einordnung in das verschluiigene Geflecht der Blutsund gesetzlichen Verwandten, die Reihe als Träger der geschichtlichell Entwicklung nach einer bestimmten Richtung, müssen Preuenhueber bedeutungsvoll geschienen haben. Es geht nicht an, diesen charakteristischen Zug mit der durch die Renaissance in Mode gekommenen Ruhmsucht des Adels und der Bürgerschaft erklären zu wollen, vielmehr erkannte Preuenhueber aus seiner naturhaften Auffassung heraus die Bedeutung der Blutszusammenhänge. In Steyr stand er allerdings auf einem Platz, der ihm nach dieser Richtung hin zahlreiche Anregungen bot. Reiche Familien der Stadt, die nicht selten Kaisern und Fürsten aushalsen, und die Ilntcr- nebmerschaft und Angestellten der Eisengewcrke ließen einflußreiche Geschlechter hochkommen. Die Burggraischaft Steyr mit ihren adeligen Beamten und der Geschäftsgang der Stadt und die Eisengewerkschaft brachten den Sekretär in nahe 4

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2