Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 15, Dezember 1955

(Ein Beformntionshiftoriker - Valentin Vreuenkueber Univ.-Prof. DDr. KARL EDER, Graz 1. Ter Geschichtsschreiber Valentin Prcncnhncbcr (i* 1642) Die starken Antriebe, die der Humanismus der Geschichtswissenschaft gegeben hatte, wirkten auch im Zeitalter der Reformation und Gegenreformation nach. Freilich geriet die Geschichtsdarstellung immer stärker in die Kiellinie der Kon- sessionspolitik, wenn sic nicht überhaupt ausgesprochene Partcigeschichte war. ES genügt, an die Magdeburger Centurien des Matthias Flaeius (Basel 1559—1574) und an die Annales ecclesiastici des Cäsar Baconius (Rom 1588—1607) zu erinnern. Der ganzen Zeitlage nach konnte wohl keine Geschichtsdarstellung von der inneren Parteinahme ihres Verfassers für die eine oder die andere Seite durchaus frei sein. Niemand sieht seine Ideen interesselos in den Kampf ziehen. Dagegen erweist sich angesichts einer solchen Spannung, ob der Darsteller ein wirklicher Historiker oder nur ein Diener einseitiger Parteiinteressen ist. Dem ersten geht es um die geschichtliche Wahrheit, dem anderen um die Förderung seiner Partei, auch auf Kosten der Wahrheit. Es ist eine reizvolle Aufgabe, diese Untersuchung an Valentin Preuenhueber durchzuführen. Denn dieser berühmte Geschichtsschreiber der Eisenstadt Steyr zählt nicht nur zu den ersten Historiographen Österreichs und des gesamtdeutschen Raumes, sondern sein geistiger Standplatz liegt zwischen dem versunkenen Humanismus und der grobschlächtigen, nurpolemischen Ideologie der Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Diese Zeilen können nicht eine Gesamtwürdigung des Mannes sein, der längst ein literarisches Denkinal verdient hätte, sie wollen nur an der Hand einer, allerdings entscheidenden Frage nachweisen, ob und in welchem Ausmaße Preuenhueber das Anrecht auf die Bezeichnung eines wirklichen Geschichtsschreibers hat. Ich nehme das Ergebnis der Untersuchung vorweg: Valentin Preuenhueber war ein überzeugter Protestant, aber auch in der Darstellung der Religionsfragc ein echter Historiker, trotz mancher kritischer Vorbehalte, die zu machen sind. Da Leben, Werk und Geist dieses Mannes aus einem Guß waren, müssen ein kurzer Lebensabriß und das Verzeichnis seiner Werke vorausgeschickt werden. Valentin Preuenhueber^) entstammte einer obersteirischen Familie und wurde im letzten Viertel des sechzehnten Jahrhunderts geboren. Der Geburtsort (Eisenerz oder Radmer?) und das Geburtsjahr sind unbekannt. Während sein Onkel Hans Preuenhueber nach anfänglicher radikaler Betätigung wider die Gegenreformation Ferdinands katholisch wurde und zum Eisenamtmann emporstieg?) blieb der Vater unseres Historikers, Valentin Preuenhueber, protestantisch und wurde 1600 des Landes verwiesen. Die Festigkeit, mit der unser Geschichtsschreiber später zur Augsburger Konfession stand, beruhte auch auf Familienübcr- lieferung und auf Jugendeindrücken. Denn seine Jugend siel in die Zeit der Gegenreformation unter den Erzherzogen Karl und Ferdinand. Leidenschaftlicher Kamps durchtobte die Steiermark und entfesselte alle konfessionellen Kräfte?) Wo Preuenhueber seine Ausbildung genoß, wissen wir nicht. Angeblich hätte er in Graz seine 3

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