Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 15, Dezember 1955

Big ößorggnbßrgßr üonDfgftß JOSEF OFNER Schon nach dem ersten Einfall der Magyaren in das bayerische Herzogtum ini Jahre 900 wurde zur Sicherung des Reiches die feste Ennsburg errichtet. Wahrscheinlich entstand auch bald hernach an der Mündung der Steyr in die Enns die mächtige Styraburg. Als ihre Erbauer können vielleicht die den Traungau beherrschenden Grasen von Wels-Lambach angesehen werden. Erstmalig lesen wir von dieser Burg im ältesten Traditionsbuch des Hochstiftes Passau, das über die Synoden des Bischofs Pilgrim berichtet. Nach der Niederlage der Magyaren in der Lechfeldschlacht (955) suchte der Passauer Bischof die alten kirchlichen Zehentrechtc wieder zu ordnen und berief zu diesem Zwecke in Mistelbach bei Wels, in Lorch und Mäulern Synoden ein. Der Bericht über jene zu Mistelbach, die nach I. Ziber- mayr („Das O.-O. Landesarchiv in Linz", 1952) bereits um 972 stattfand, erwähnt nun erstmals die „Stirapurhc", die wie Garsten und andere Orte in der Umgebung an die Kirche zu Sierning den Zehent zu entrichten hatte. Im Jahre 1035 übernahmen die Wels-Lambacher als Markgrafen auch die vom Herzogtum Kärnten abhängige Mark an der mittleren Mur, die Karantaner Biark. Aber schon um die Mitte dieses Jahrhunderts erlosch dieses reichbegüterte Geschlecht und ihr ausgedehntes Herrschaftsgebiet übergab 1056 der Kaiser dem Grafen Otakar, der einen Bezirk am Chiemsee verwaltete und jedenfalls auch die große Burgherrschaft Steyr inne hatte. Als Grafen des Traungaues und als Markgrafen der Kärntner Mark unterstanden die „Otakare" den Herzogen von Bayern und bis 1122 denen von Kärnten. Ihre verwandtschaftlichen Beziehungen zu den einflußreichsten Familien des Reiches und zu den Babenbergern, Otakar II. war vermählt mit Elisabeth, der Tochter Leopold II., sowie bedeutende Erbschaften, vor allem durch das Aussterben der Eppensteiner, vergrößerten beträchtlich ihren Besitz in Ober- und Mittelsteiermark. Im Wappen führten sie den Panther, das Feldzeichen der Kärntner Herzoge. Die Otakare gründeten Klöster (Garsten 1082) und beteiligten sich an den Kreuzzügen. So unternahm Markgraf Otakar III. mit König Konrad III. im Jahre 1147 eine Kreuzfahrt ins Heilige Land und begleitete 1155 Friedrich Barbarossa zur Kaiserkrönung nach Rom. Die große Machtstellung der Markgrafen von Steyr kommt weiterhin zum Ausdruck in der Errichtung eigener Münzstätten zu Fischau im Gebiete von Pitten und in der Stadt Enns sowie in der Verleihung der Herzogswürde an Otakar IV. (1165—1192) auf dem Reichstage zu Regensburg (1180), womit allerdings keine Erhebung seines Territoriums zum Herzogtum verbunden war. In den Urkunden nennt sich Otakar seit 1181 „Herzog von Steyr (dux Styrie)", eine Bezeichnung, die seinen gesamten Machtbereich umfaßte, d. h. der Name „Steyrland" galt nicht allein für die Steiermark, er wurde auch für den Traungau verwendet. Herzog Otakar war aber vom Aussatze befallen und konnte daher mit keinen Nachkommen rechnen. Er entschloß sich deshalb, seinen großen Besitz dem Babenberger Leopold V. zu vermachen. Am 17. August 1186 kam auf dem Georgenberge bei Enns in Anwesenheit zahlreicher Adeliger aus der Steiermark, aus Österreich und Bayern der feierliche Erbvertrag zustande. Er bestimmte, daß nach dem Ableben Otakars die Babenberger in der Steiermark die Herrschaft mit allen Rechten antreten sollen und verlangte die Sicherung der den Klöstern und den steirischen 43

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