Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 15, Dezember 1955

Im Holzstock erhalten ist uns auch das Wappen des Johannes Stabius aus Dürers Hand, vermutlich aus dem Jahre 1512. Was Stabius noch geschaffen hat, erwähnt dessen Schüler und Freund, der Astronom Tannstetter Collimitius, 1514 in seiner Ausgabe der „Tabulae Eclipsium“ des Georg von Peuerbach. Es sind über die erwähnten Werke hinaus Veröffentlichungen antiker und zeitgenössischer Autoren, Gedichte, geographische und astrologische Darstellungen (Horoscopia), Meßinstrumente u. v. a. In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte sich Stabius, einem Zuge seiner Zeit folgend, viel mit Astrologie. Wie eben der Astronom seiner Zeit das All als etwas wunderbar Geordnetes und geheimnisvoll Wirksames erkannte, so schien es ihm unvermeidlich, daß auch das Geschick des Menschen mit diesem unendlichen Genius verwirkt sei. Stabius schuf deshalb mehrere große, im Holzschnitt prachtvolle Horoskoptafeln, welche ebenfalls die Hand Dürers erkennen lassen. Es sind dies Liniensysteme, nach der Sternzeit eingeteilt, die es an Hand einer eigenen Anleitung jedem ermöglichen sollten, seine Zukunft und and) die Stunde seines Todes zu erforschen. Es ist überliefert, daß Stabius mit seinen Horoskopen die Todesstunde Maximilians vorhergesehen hat. Dasselbe behauptet man auch von bem kaiserlichen Leibarzt Maximilians, der deshalb dem Kaiser nicht nach Wels folgen wollte, als er Ende 1518 schwer erkrankt war. Stabius blieb am Krankenlager des Kaisers und las diesem selbst noch in den letzten Nächten vor dem Tod aus seinem Geschichtswerk vor. Kaiser Maximilian, der letzte Ritter, starb am 12. Jänner 1519. Auch des Stabius Leben neigte sich dem Ende zu. Trotz des Todes seines kaiserlichen Gönners war für sein weiteres Leben gesorgt. Noch vor dem Tode hatte ihm Maximilian ein jährliches Honorar von 200 Gulden aus der Stadtsteuer von Nürnberg zugebilligt. (Übrigens hatte Stabius vom Kaiser auch für Albrecht Dürer im Jahre 1515 eine jährliche Leibrente von 100 Gulden aus der Nürnberger Stadtsteuer erwirkt.) Stabius erhielt außerdem von Erzherzog Ferdinand im Herbst 1521 zur Vollendung seiner geschichtlichen Arbeiten über Maximilian das „Hasenhaus" in der Kärntnerstraße zugewiesen. Dieser Stiftung konnte sich indes der Gelehrte nicht mehr lange freuen, denn er starb am 1. Jänner 1522 in Graz während einer Reise nach Görz. Literaturnachweis: E. Weiß, Albrecht Dürers geographische astronomische und astrologische Tafeln, Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen, VII, Wien 1888; — H. Rupprich, Der Briefwechsel bieg Konrad Celtis, Veröffentlichungen der Kommission zur Erforschung der Geschichte der Reformation und Gegenreformation, Humanistenbriefe, III, München 1934; — Allgemeine deutsche Biographie, Band 64 (Krones). 42

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