der Landschaften Österreichs. Cuspinian schreibt am Schlüsse seiner „Austria": „Run bleibt noch übrig, das; wir alle Flüsse, Berge, Städte, Burgen und Dörfer zur Vervollständigung einfügen, die alle Johann Stabius auf seiner Wanderschaft berührt und auf Geheiß Kaiser Maximilians beschrieben hat. Georg Collimitius hat sie erweitert und zu einer schönen Karte verwertet"-). Daraus läßt sich erkennen, daß diesem Werk Landkarten beigefügt waren, die bedauerlicherweise verloren gegangen sind. Kam Stabius auch nicht dazu, seine österreichische Geschichte zu schreiben (der Plan war sogar auf eine gesamtdeutsche Geschichte ausgeweitet worden), so ist seiner Tätigkeit als Hofhistoriograph doch ein Werk zu verdanken, das in aller Welt berühmt geworden ist. Es ist dies der „Triumphbogen" oder die „Ehrenpforte" Kaiser Maximilians. Der Kaiser selbst hat das historische Material aus seinem Leben gesichtet und geordnet. Stabius faßte die Lebensstationen des Kaisers in Texte, Albrecht Dürers Meisterhand verfertigte die Zeichnungen hiezu, die von seinem Schüler Hieronymus Rösch (Andree) in Holz geschnitten wurden. So entstand das großartigste aller Holzschnittwerke, die wir kennen. Auf dem Titelblatt, das einen Triumphbogen darstellt, prangt des Stabius Wappen. In weiteren 24 Blättern sind die wichtigsten Ereignisse aus dem Leben Maximilians dargestellt und mit Texten erläutert. Den Auftrag zu diesem großartigen Werk bekam Albrecht Dürer zu Ansang des Jahres 1512, als Kaiser Maximilian und Stabius in Nürnberg waren. Die „Ehrenpforte" war eine Vorstufe zu dem geplanten noch größeren Werk, dem „Triumphzug Kaiser Maximilians". Zu diesem Werk liegen wohl zahlreiche Zeichnungen Dürers vor, doch wurde es nie vollendet. Der Tätigkeit des Johannes Stabius als Geograph und Astronom sind zwei wunderbare Werke entsprungen: die Weltkarte (1512) und die Sternkarte (1515). Beide wurden von Albrecht Dürer in Holz geschnitten; die Holzstücke zu beiden sind uns noch erhalten^). Diese Weltkarte ist deshalb historisch so bedeutend, weil sie den ersten Versuch einer perspektivischen Abbildung der Erdkugel darstellt. Stabius galt bereits in seiner Zeit als der Meister der geographischen Projektion. Die Weltkarte besteht aus zwei Blättern, von denen das eine die linke Hälfte, das andere die rechte Hälfte der Erdkugel abbildet. Sie läßt genau erkennen, welches Wissen man damals vom Aussehen der Erde hatte und wie weit die Messungen ungenau oder falsch waren. Ziemlich gut war zu des Stabius Zeiten bereits die Breitenbestimmung, während das Verfahren zur Bestimmung der geographischen Längen noch unvollkommen und eine deutlich merkbare Fehlerquelle war. Die perspektivische Sicht der Karte bedingt starke Verzerrungen an den Krümmungen (bedauerlicherweise auch in Europa). Erwähnenswert ist ferner, daß Stabius die Erdbeschreibung des Ptolemüus zuhilfe nahm und daß es ihm deshalb gelang, etwa die Nilquellen deutlich einzutragen, die im vorigen Jahrhundert erst neu entdeckt werden mußten. Rund um die Erdkugel sind als bizarre Köpfe die zwölf Winde eingetragen, die nach antiker Anschauung das Klima bewirken. Auf dem Blatt der westlichen Hälfte befindet sich links oben das Wappen des Gurker Erzbischofs Lang von Wellenberg, eines Gönners der Humanisten, links unten aber das Wappen des Stabius mit dem Dichterlorbeer. Das Blatt der östlichen Hälfte zeigt rechts oben die Widmung an den Kirchensürsten und rechts unten ein kaiserliches Privileg, das ein Nachdrucksverbot der Weltkarte für zehn Jahre vorschreibt. ") Superest, ut nunc omnes fluvios, montes, oppida, castra et villas pro Complemento subjiciamus, quae omnia sua peregrinatione Joannes Stabius lustravit et jussu Maximilian! Caesaris descripsit, Georgius Collimitius auxit et in pulchram tabulam redregit.“ 3) Die Holzstöcke zur Weltkarte, zur Sternkarte und zu den Wappenbildnissen, ferner zum Holzschnitt des heiligen Koloman befinden sich in der Albertina. Wien. — Vgl. Joseph Meder, Dürer-Katalog, Wien 1932. 40
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2