ergab sich nun auch eine Erklärung für jene Waffen, die das Volk als „Bajonette" bezeichnete (leider war auch nicht eines bei den Einwohnern aufzutreiben). Es kann sich nur um Skramasaxe gehandelt haben, jene einschneidigen Kurzschwerter, die wegen ihrer langen, knauflosen Griffangel vom Volk leicht für Bajonette gehalten werden konnten, was bei den zweischneidigen Langschwertern mit ihren Griff- knäufen nicht geschehen konnte. Seit der Völkerwanderungszeit war das Skramasax eine germanische Nationalwaffe. Es findet sich regelmäßig in den Männergräbern aller germanischen Stämme, also auch bei den Baiern. Aus frühbairischen Reihen gräbern Oberösterreichs liegen zahlreiche Skramasaxe vor. Der fränkische Geschichtsschreiber Gregor von Tours (540—594) erwähnt dieses Kurzschwert (IV, 46) mi! folgenden Worten: „cultris validis, quos vulgo skramasaxos vocant“ (mit wuchtigen Klingen, die man gemeiniglich Skramasaxe nennt). Es war zum Ein- und Aushenken am Gürtel eingerichtet. Erst am Ende der Karolingerzeit verliert diese Seitenwaffe des freien Mannes an Bedeutung. Nach E. Geßler (Die Trutzwaffen der Karolingerzeit vom 8. bis zum 11. Jahrhundert, 1908, S. 84ff.) wurde sie aber im Osten (also in Altbaiern und seinen Marken) noch bis ins 10. bis 11. Jahrhundert getragen. So enthielt eines der beiden spätkarolingischen Reitergräber von St. Georgen an der Gusen, die beim Bahnbau im Jahre 1871 aufgedeckt wurden, neben dem Langschwert (der Spatha) auch ein Skramasax (P. Karnitsch, Oberösterreichische Waffenfunde aus der Karolingerzeit. Heimatgaue, Jg. 12, 1931, S. 42ff.). Es spricht für die Beliebtheit dieser Waffe, wenn noch im 10. Jahrhundert Eigennamen wie Sahsbern, Sahsbert, Sahsmar, Sahsmunt, Saxrich und Saxolf auftreten, die nach E. Förstemann, Altdeutsches Namenbuch, Bonn 1900, Sp. 1289, kaum zum Volksnamen der Sachsen, sondern unmittelbar zu ahd. sahs = Messer gehören. Höchstwahrscheinlich wurden im karolingerzeitlichen Gräberfeld von Sierninghofen mehrere Skramasaxe gefunden, was für die ethnische Beurteilung der Bestatteten von entscheidender Bedeutung ist, wie wir noch hören werden. Um eine fachmännische Hebung der restlichen Gräber zu ermöglichen, bewilligte der Stadtrat von Steyr im Jahre 1953 in dankenswerter Weise einen ausreichenden Betrag, der vom Kulturamt der Stadt Steyr der frühgeschichtlichen Abteilung des o.-ö. Landesmuseums zur Verfügung gestellt wurde. Diese führte die Grabung in der vorletzten Oktoberwoche 1953 durch, wobei noch folgende Gräber gehoben werden konnten: Grab 5 Jugendliches Skelett in Rückenstrecklage, Richtung SW—NO, Tiefe 80 cm. Beigaben: braungraues Töpfchen aus Glimmerton mit schmalem, ausladendem Mundsaum; an der Leibung eine Horizontalfurche, auf der Schulter zwei Wellenbänder. Höhe 10 cm, Randdurchmesser 10.5 cm, Bodendurchmesser 7.5 cm, größte Breite 11.5 cm (s. die Abbildung). Das Gefäß konnte leider nur zum Teil geborgen und mußte ergänzt werden. In der Becken- gegend lag eine eiserne Gürtelschnalle und unter dem linken Unterarm ein eisernes Messer mit Resten der Holzscheide. Das Skelett war von Rundsteinen (Geröllen) umgeben, der Schädel von einem großen, länglichen Stein überdeckt. Grab 6 Skelett eines Erwachsenen in Rllckenstrecklage, Richtung SW—NO, Tiefe 65 cm. Beigaben: Rechts neben dem Unterarm ein Eisenmesier; in der Beckengegend ein Bronzeblechbruchstück; an beiden Handgelenken je ein offener Bronzearmring, an den verjüngten Enden mit drei Rillen, an der ganzen Außenseite mit eingestanzten Halbkreisen verziert. Links, halb unter Becken und Oberschenkel liegend, ein zweischneidiges Langschwert. Das Messer sowie das Schwert weisen Reste der Holzscheide auf, der Knauf des Schwertes Reste eines Gewebes. Die Bestattung war von großen Randsteinen umgrenzt. Grab 7 Skelett eines Erwachsenen in Rückenstrecklagc, Richtung NW—SO, Tiefe 65 cm. Beigaben: Eisenmesser in der linken Beckengegend; zwei Glas- oder Steinperlen neben den Halswirbeln. Auch dieses Skelett war von großen Steinen umgrenzt. 18
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