Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 15, Dezember 1955

Noch wichtiger ist, daß Prcuenhuebcr auch mit katholischen kreisen in Verbindung stand. So korrespondierte er mit dem Garstner Archivar Pater Scraphin (Georg) Kirchmayr O.S.B.37) Dieser Benediktiner war 1595 zu Rottenmann in Steiermark als Sohn protestantischer Eltern geboren worden, trat als Jurist in Köln zur katholischen Kirche über und wurde 1627 Benediktiner in Garsten. Er betätigte sich mit Hingabe an der Ordnung des Abtciarchivs und arbeitete seit 1630 an der Geschichte seines Hauses. Im Jahre 1635 ordnete er das Archiv von Gott- weig, war 26 Jahre Novizenmeister und 1654/60 Prior seines Hauses, wo er im Jahre 1660 starb. Dieser Landsniann Preuenhuebers schrieb am 17. März 1630 an seinen Freund in Regensburg, er möge nichts Nachteiliges über die katholische Religion und über Garsten bringen. In seiner Antwort vom 31. März 1630 bc ruhigte Preuenhueber den Mahner und schreibt unter anderem: „In meinen unter Henden Habenten Collectareis wirdet nichts wider die catholischc Religion directe vel indirecte geschriben und ob wollen die von anno 1524 ungesehr daselbst zu Steyr angesangne, in volgenden Jarn aber continuirte Religions-Veränderung und sonderlich wass sich darunter mit Fr. Calixto und den Widertauffern zucgc- tragen, also auch die anno 1598 et segq. sürgenumbene Religions-Reformation, die Entsezung Abbt Anthoni Prundorfferss -und Äbt Geörgenss zu Gürsten neben andern mehr eingeführth wirbt, doch solches allein nur historice et nude auss den verhandte- nen Actis erzelt, von der. Religion selbst aber weder pro vel contra etwass und also ohn alless Urtl oder Affect gemelt und eingefürth, im Politischen aber neben Einführung der Fundation dess Closters vom Herkhumen und geschlecht D. Berch- toldi (wass ich hievon gefunden) Verenderung der Heren Prelaten, Erzelung des unbestendtigen Verlauffs (ex actis und der Thätter Bergichten benumben) in Er- mördtung Abbt Leonhardts, item dess Closters mit der Statt strittig geweste Purksrids Sach und wass bergt Particularia mehr, ist alles dermassen doch der Wahrheit ohne Schaden moderiert, dass khainem Thaill ainichcs Preiudiciuw drauss zu besehren."33) Preuenhueber bedankt sich im gleichen Brief für die vom Abt zugesagte Förderung seiner Arbeiten und bat, ihm wieder zu schreiben. Der Gedankenaustausch zwischen diesen zwei Historikern setzte sich fort, als Prcuen- hueber längst Oberpfleger von Salaberg geworden war. Ein Brief vom 9. August 1636 enthält die bittere Bemerkung, daß die Steyrischen Annalen bei ihrem Verfasser liegenblieben, da bei den jetzigen Steyrcrn keine Nachfrage gespürt würde. Es ist sonderbar genug, daß gerade das Hauptwerk Preuenhuebers erst 1740 gedruckt wurde. Der Forscherdrang des Mannes war glücklicherweise durch diese Gleichgültigkeit seiner Mitbürger nicht gebrochen. Zwei Sachen von Garsten, schreibt er im gleichen Brief, möchte er nur aus eine Stunde sehen: die Privilegien des Klosters und die Bücher mit den Jahrtägen der zu Garsten Begrabenen, die ihm für seine Zusammenstellung der österreichischen Herren- und Adelsgeschlechtcr von großem Werte wären. Die Wendung: „Davon etwan mündlich", bezeugt doch wohl den persönlichen Verkehr zwischen diesen zwei bedeutenden Männern. In einem Punkte allerdings blieb Preuenhueber unnachgiebig, in seiner religiösen Überzeugung. Kirchmayr scheint ihm den Gedanken einer Aussprache über die eigene Religionsauffassung nahegelegt zu haben. Preuenhueber wollte sich, wie er in einem Brief vom 2. Mai 1637 zurückschreibt, in theologische Kontroversen nicht einlassen. Es sei vermessen und unweise, sich mit einem besser Armierten in einen Kampf einzulassen. Er sei jetzt ohne Wehr und Waffen (Bücher und gelehrte Leute), die er sonst wohl zur Hand hatte. Niemand hätte Mitleid, wenn er in diesem Falle geschlagen würde. Der ganze Glaube der Zeit an den Wert der Bücher und an den Wert des Umganges mit Gelehrten spricht ebenso aus dieser Auffassung wie die Trauer darüber, daß er in seiner jetzigen Stellung von diesen Anregungen abgeschnitten war. Da er „sonst" der alte Valentin Preuenhueber bleiben wollte, erwies sich arich angesichts dieser heiklen Frage die Liebe zur Wissenschaft der Geschichte als das einzige Scmb.. Inmitten der Verwüstungen, die der Dreißigjährige Krieg im Seelenleben der damaligen Geschlechter anrichtete, mutet die Freundschaft zwischen dem katholischen Benediktiner ttttb dem protestantischen 12

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