Dominikanerklosters in Steyr 1472 gegen den Willen Garsiens (©, 128), die Ermordung des Abtes Leonhard von Garsten 1493 (S. 156 ff.), die Ablaßpredigt des Kardinals Peraudi 1502 (@. 171), der Anschlag der kaiserlichen Achtserklärung gegen Luther in Steyr 1521 u. a., sind rein sachlich geschildert. In dem traditionellen Streit zwischen der Bürgerschaft und beut Klerus von Steyr neigt Preuenhueber aus die Seite der Bürger (€5. 207). Die Auszählung der sonderbaren Reliquien des Dreifaltigkeitsaltares der Schneiderzunft wirkt durch die bloße Wiedergabe seltsam (S. 220 f.). Da auch die Zeit der Gegenreformation schärfere Worte der Kritik und eine einseitigere Ausmalerei der angezogenen Vorfälle gc- stattet hätte, ist der Verfasser innerhalb der heiligen Gesetze der Geschichtsschreibung geblieben. Den Beginn der Glaubensspaltung in Steyr im Jahre 1525 schildert er etwas breiter unter Berücksichtigung der entfernteren und näheren Ursachen. Er beginnt mit den eigentümlichen Rechtsverhältnissen der Pfarre Steyr zwischen 1305—1437, hebt die Aufwendung der Bürgerschaft für die Pfarrkirche (Neubau 1443 und Wiederaufbau nach dem Brande von 1522) hervor, zählt die reichen Stiftungen der Bürgerschaft auf und gibt unter einer Sicherungsformel als Motiv aris den Stiftsbriesen den Glauben an die Verdienstlichkeit der guten Werke an.33) Bei den reichen Gefällen war der Klerus so zahlreich, daß der Rat beim Landesfürsten um die Erlaubnis einkam, einen halben Dom aufzurichten, da jeder Benefiziat eine eigene Wohnung beanspruchte. Es gab außer dem Pfarrer, 4 Gesellen und 3 Kaplänen 10 Benefiziaten und 22 Zechen und Bruderschaften. Auf die Predigten des Bar- jüßermönches Calixtus, für dessen Weiterverwendung sich der Rat und Dr. Johannes Faber verwendeten, nahmen 1525 die Einkünfte des Klerus stark ab. Der Kampf um den Mönch, den schließlich Administrator Ernst von Passau 1527 wegbrachte, ist unter starker Bevorzugung des Calixtus dargestellt (S. 226 ff.). Das Gleiche gilt von der Rückberusung des Stadtpfarrers M. Michael Förster 1527 in die Abtei (S. 232). Auffallend breit (S. 233—240) ist der große Miedertäuferprozeß von 1527 behandelt. Den Streit zwischen Garsten und Steyr wegen Neigung der Steyrer zu neuen Lehren, bzw. wegen Mangels an „gelehrten Predigern", beendet Preuenhueber mit der Bemerkung: „Welche Theil nun, Steyer oder Garsten hierinnen Recht oder Unrecht gehabt, ist nunmehr ferner nicht zu disputieren: Vielleicht ist beydes bey beydeir gestanden" (S. 242). Zur Verehelichung des Pfarrers Waldner von Steyr im Jahre 1548 bemerkt er: „Das war nun ein unerhörter neuer Handel zu Steyr" (S. 267). Die Vorladung nach Passau glojsiert Preuenhueber so: „Herr Wolffgang konnte ihm die Rechnung leicht machen, daß er mit seiner Erscheinung zu Passau ein unannehmlichcs Hochzeits-Präsent haben würde; daher machte er sich mit samt seinem neuen Ehegatten, fein in der Still von hinnen, und gar nach Augspurg" (S. 267). In einem Schreiben an den Bürgermeister spielte er auf das Schicksal des „Leonhardt Kayser (welcher Anno 1527 zu Schärding verbrennet worden)" an. Unter 1557 verzeichnen die Annalen die Unterlassung der Elevation während der Messe. Wegen der Annahme des Gregorianischen Kalenders wurden die Steyrer Prädikanten vom Superintendenten von Regensburg 1584 beschuldigt, sie hätten sich wieder unter das Papsttum begeben. Die wirtschaftlichen Gravamina der Bauern im Jahre 1595 findet Preuenhueber „nicht gerade so ohne", doch hätten die Bauern zu dem unrechten Mittel der Waffen gegriffen (S. 311). Den Bauernaufstand faßt er rein wirtschaftlich auf, obwohl dieser mit dem Mühlviertler Kirchensturm begonnen hatte.34) Die Gegenreformation von 1597—1600 im Anschluß an diesen langwierigen Aufstand ist ziemlich ausführlich geschildert, doch geht Preuenhueber über zahlreiche Ausschreitungen des Pöbels gegen die Katholiken mit der Bemerkung hinweg: „Dergleichen Tumult und Unruhen trugen sich hernach öfters zu, die ich als verdrießlich, nicht all erzehlen mag" (S. 325). Dieser Abschnitt ist, wie ein Vergleich mit Lindncrs Annalen ergibt, ungenügend bearbeitet und muß als das schwächste bezeichnet werden. Am letzten August 1608 wurde das Religionscxerzitium A. C. im ganzen Lande wieder eröffnet „mit höchstem Frohlocken und Freude derselben Rcligions10
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