Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 14, Dezember 1954

Weiterentwicklung in der Mitte des 17. Jahrhunderts. Eines der größten oberösier- reichischen kreuze nach einem „Wiener Rißbuch". Typisch für den reifen Bandlwerkstil gegen 1730. dach. Es muß nun auffallen, daß die Schutzdächer hier, vergleicht man sie mit den Kreuzen des Jnnviertels, sehr stark über den Halbkreis hinausgebvgen sind. Es scheint sich in ihnen dasselbe Gesetz, das wir auch im Neigungswinkel der Dächer der Bauernhäuser feststellen können, anzuzeigen. So spiegelt sich auch in den Grabkreuzen die starke Unterschiedlichkeit diesseits und jenseits der Traun, oder des alpenländischen kubischen Denkens mit seinem Flachdach und des norischen mit seiner Liebe zur Steildachung. Neben den Steyrer Kreuzen sprechen die des Braunauer Heimarhauses in Stücken mit nahezu waagrechten Dachblechen, die den Pfettendächern der dortigen Bauernhäuser entsprechen, unverkennbar ein anderes Formgesetz aus, als die Kreuze des Steyrer Bereiches, die durchaus den Dächern seiner Häuser (nicht nur der gotischen) in der Grundlinie ähneln. • Als die ältesten Kreuze dürfen wir jene ansprechen, die ihre Feldfüllungen in Spiralen bestreiten. Dabei kommen Verbindungen mit Ballusterstauchungen und Durchflößungen mit der Dornarbeit am häufigsten vor. Erst im Laufe der Entwicklung gesellen sich zu ihnen Figuren, die aus Blech herausgehauen sind. Sie waren von Anfang an kräftig farbig gehöht. Wir wissen dies nicht nur aus noch vorhandenen Kreuzen, sondern auch aus alten Rechnungsbelegen, wo z. V. von grünem Anstrich und goldenen Blättern gesprochen wird. Wir dürfen uns die Kreuze ja nicht außerhalb des Lebensstromes unseres Volkes, sondern selbstverständlich mit ihm verbunden vorstellen! Sie waren — kaum anders als unsere farbensatten Hinterglasbilder — Zeichen unserer Lebensbejahung, die selbst den Tod mit einbezog. Der Weihbrunnkesselträger sowie 46

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