Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 14, Dezember 1954

Hauszeichen des Antoni 21ibn, Freistadt (L. 93. 4, Tafel T, Nr. 18) sich Michael Aidn beim Handel mit Rohleinwand („Rupfen") und Messern'). Wie viele seiner Berufskollegen trieb auch er den Handel mit Venedigs. Er führte dorthin die Waren seiner Branche aus und brachte als Rückfracht Wein und Wachs. Die Steuerbücher aus seiner Zeit zeigen ihn als sehr reichen Mann; er war Besitzer einer größeren Anzahl von Häusern und Höfen in der Stabt6). Unter ihnen sind besonders zu erwähnen das heutige „Aichetschlössel" (Sierninger Straße 82)'"), das -er selbst erbauen ließ, und das Haus Enge 5, das er 1567 erwarb und 1596 an Ulrich Auracher weiterverkaufte11). Ein anderes Haus, heute Enge Gasse 10, erwarb er aus der Konkursmasse des Wolf Gröbmer13), der früher mit Venedigwaren und. Kupfer -gehandelt hatte. Im Alter von 28 Jahren, 1564, scheint Aidn erstmalig als Mitglied des Inneren Rates der Stadt auf. Diesem gehörte er in den folgenden Jahren noch öfters an13). Vom Kaiser wurde im Juli 1578 die Erbhuldigung der Stände des Landes ob der Enns anbefohlen. Im Kontingente, das die Steyrer zu dieser Feier entsandten, wird Aidn als Fähnrich genannt"). Als 1594 Erzherzog Mathias gegen die Türken zu Felde zog, wird Aidn als Stadtoberst erwähnt"). Er versah auch die Stelle eines Verwalters der Pfarrkirche1") und war mehrfach Stellverteter des Bürgermeisters in den Ratssitzungen1'). Als Spitalmeister befahl ihm 1574 der Rat, daß er den baufälligen, mit einem Holzdach versehenen Turm der Spitalskirche abtragen und durch einen mit Ziegeln gedeckten Turm ersetzen lassen sollte, da „ein hülzen Tach also geferlich ist das hirdurch in Feursnötten den benachbarten vnd gannzen Innern Steir- dorff grosser Nachtl vnd verderblicher schaden Zuegesuegt werden möchte"1"). In der Folge wurde er von der Stadt auch mit der Erbauung des im Steyrer Stadtbilde so charakteristischen „Wasserturmes" betraut16). Das Wasserwerk desselben wurde vom Augsburger Brunnenmeister Peter Wagner um 200 Rheinische Gulden errichtet3"). Im Jahre 1574 war das Bauwerk fertig und versorgte die beiden damals am Stadtplatz befindlichen Brunnen61) mit Wasser"6). Dieses Wasserdruckwerk mit „drei Stifsten und einem hölzernen Rad" erregte als technische Neuerung allgemeine Aufmerksamkeit: die kaiserliche Hofkammer begehrte am 26. 8. 1586 ein Modell und „ainem ordentlichen abriß" desselben. Beide sollten ehestens nach Wien geschickt werden. Im Oktober desselben Jahres ersucht der Hofkanzlei- schveiber Daniel Melzer des Steyr 1584. - Im Vordergrund rechts der Wasserturm in seiner ursprünglichen Gestalt. Zeichnung F. Kulstrunk 36

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2