Während der Primizamtes lasen die übrigen anwesenden Geistlichen die Messe an den Seitenaltären. Nach dem Hochamt begaben sich die geistlichen Würdenträger wieder zurück in das Stift Garsten. Von diesem Tage an wurden, wie Pater Ambros in seinem „Wunder- würchendem Lebens - Baum" weiter berichtet, in der Kirche von Christkindl täglich Messen gelesen, vom 1. Oktober 1709 bis zum August 1712 insgesamt 3676. Während dieser Zeit haben 22499 Personen die Kommunion empfangen. Damit schließt Pater Ambros den historischen Teil seines Buches. Im „änderten Teil" nennt er die zwölf Gnadenfrüchte des „Wunderthätigen Lebens - Baum", also diejenigen Leiden und Anliegen der Menschen, in denen das „Christkindl im Baume" bereits geholfen habe, und zählt zu jeder „Gnadenfrucht" auch mehrere Begebnisse auf, wie sie schriftlich niedergelegt oder wie sie ihm berichtet worden. Als die zwölf Gnadenfrüchte nennt Pater Ambros: Hilfe in der Gefahr der Augen, Hilfe für die „Krumpen und Lahmen", in gefährlichem Bluten, für Aussätzige und Bruchleidende, Hilfe „in den Unbäßlichkeiten deß Haupts", bei Schwerhörigkeit, Hilfe für jene, „welchen unversehens in dem Schlung / Ohren / oder Nasen etwas stecken verbliben", Hilfe in den „Weiblichen Zuständen", „in den hinfallen / und in der Fraiß", in verschiedenen gefährlichen Krankheiten, in Gefahr zu Wasser und zu Land und Hilfe für die Armen Seelen im Fegefeuer. Pater Ambros Freudenpichl, dem wir das Wissen um die Anfänge der Wallfahrt zum Christkindl bei Steyr verdanken und dessen Büchlein auch eine Fundgrube für die sprachliche Betrachtung und für die Mentalität seiner Zeit ist, konnte das Aufblühen der Christkindler Wallfahrt noch zwei Jahrzehnte miterleben, sowohl als Administrator der Kirche und als Subprior der Con- ventualen, die sich im Gnadenort angesammelt hatten, als auch als Abt von Garsten. Er war ein würdiger Nachfolger Abt Anselm Angerers, der das Kloster zu seiner größten Blüte gebracht und auch den Bau der Kirche in Christkindl mit Feuereifer durchgefetzt hatte. Anmerkungen 1) Das Exemplar, das der Veröffentlichung zugrunde liegt, befindet sich irrt Besitze von Prof. Hanns Pichler, Kustos des Heimatmuseums Steyr. Ein Exemplar des Druckwerkes befindet sich auch im Heimatmuseum in Steyr, doch fehlen darinnen die Seiten 3 bis H. -) Anfelm Angerer wurde (647 in Steyr als Sohn eines Messerers geboren; er besuchte die Lateinschule in Garsten, wurde 1672 zum Priester geweiht und am 7. November 1683 zum Abt gewählt. Er ließ den Neubau der Klosterkirche vollenden, Abtei und Bibliothek erbauen und zahlreiche Pfarrkirchen des Grdens neu ausstatten. Abt Anselm starb a,rrt 29. April 17(5. — Ambrosius Freudenpichl wurde (67$ zu Gberndorf in der Steiermark geboren und war adeliger Herkunft. Gär wurde am (0. August (7(5 als Abt von Garsten infuliert starb aber schon am 22. Dezember (729 im Alter von 50 Jahren, (vgl. Franz Xaver Pritz: Geschichte der ehemaligen Benediktiner-Klöster Garsten und Gleink iirrt Lande ob der Enns und der dazugehörigen Pfarren, Linz, (841; S. 77 ff. Seite 83.) 3) Hier ist der bekannte Ausdruck „krebsgängig" seiner Herkunft nach verständlich gebraucht: Im Tierkreiszeichen des Krebses (22. Juni bis 23. Juli) erreicht die Sonne ihren höchsten Stand und finkt dann in ihrer Bahn wieder tiefer. 4) Kaiserin Eleonora Magdalena, geb. (655, war die Tochter des Kurfürsten Philipp Ivilhelm von der Pfalz und seit (676 mit Kaiser Leopold I.. verheiratet. Kaiser Leopold I. starb aftri 5. Mai (705. Die Regierung übernahm beider Sohn Josef I. Kaiserinwitwe Eleonora Magdalena starb im Jahre (720. 5) Türme»;, zur damaligen Zeit Ehorregent. fi) Der Abdecker war der Schinder, dem die Verwertung der Tierkadaver übertragen war. 7) Die ©eilige Dreifaltigkeit. 31
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