Veröffentlichungen des Kulturamtes, Heft 14, Dezember 1954

thänigste Kirchfahrt zu dem JEsu-Kindl in dem Baum / unter dem so genannten Himmel". Bemerkenswert ist, daß sich Pater Ambros in seinem Widmungsbrief an die Kaiserin daraus berufen tonn, daß Ihre Majestät die Wallfahrt nach Christkindl unter ihren hohen und vermögenden Schutz gestellt hat. War es allgemein üblich, eine Veröffentlichung einer hochgestellten Persönlichkeit zu widmen und sich damit deren Schutz für das Druckwerk gegen etwaige Feinde oder Neider zu erwerben, so hatte Pater Ambros die besondere Gunst, sich mit dem Geschenk der Kaiserin nähern zu dürfen, freilich nicht, ohne sich deren Geneigtheit versichert zu haben, wie der Autor selber schreibt. In der Tat hatte Kaiserin Eleonora eine besondere Beziehung zu der eben aufgeblähten Wallfahrt in Christkindl, wie Pater Ambros im Verlaufe seiner Erzählung berichtet oder zumindest deutlich erkennen läßt"). Nachdem Pater Ambros schon im Widmungsbrief an die Kaiserin bemerkt hatte, daß er das Büchlein so abgefaßt habe, daß es auch „dem gmeinen Volck" faßbar wäre, wendet er sich in einer Vorrede an den „andächtig geneigten Leser", um den Zweck der Edition zu erläutern. Er wolle mit diesein „Tractatl" in die Herzen der Leser einen „ewig -grünenden Baum pflanzen, dem keine Kälten / kein Herbst - Reiff die grüne Blätter verbrennet / kein Wind die Laub abschnittlet." Die Hauptursache dieser „Jnscription" aber wäre keine andere, „als dieweilen ich durch den Befelch meiner Vorgesetzten Obrigkeit die Feder ergriffen zu einen Tractatl / welches die eigentliche Beschaffenheit / und die Gnaden - Geschichten deß Wunderthätigen IEsus - Kindl / unter dem also genannten Himmel / solle in sich halten". Nach dieser Vorrede beginnt Pater Ambros schließlich unter der Kapitelüberschrift „Historische Geschichts - Beschreibung deß wunderthätigen Baum deß Lebens" von dem Ursprung der Wallfahrt zu berichten, wieder nach einem Exkurs, diesmal über die „Singularitet", also die „Absonderlichkeiten", des Geistes und des Herzens. „Äuß diser letztern Singularitet und Absonderlichkeit wolte seinen ersten Wachsthumb nemmen unser geistlicher Lebens - Baum / das Gnadenreiche IEsus - Kindl in dem Baum: indeme Ferdinandus Sertl der Zeit ThurneümeifterH zu Steyer bereiths vor 30. Jahren / als er irr gleicher Bedienung noch zu Mölck gestanden / eine sondere Andacht / umb ihme von der Dil Jahr anhaltenden hinfallenden Kranckheit abziuhelffen / zu der Freundschafft Christi geschöpffet / und selbige zu gewissen Zeiten wenigst alle Sambstag durch sich oder seine Hauß - Würthin Elisabetham in einen abgelegenen Orth / welches allein seiner sondern Andacht dienen / und andern unwissend seyn sollte / zu verrichten / sich vorgenommen. Gestalten er auch zu gedachtem Mölck etliche Jahr hindurch gethan / und als er vor 21. Jahren nacher Steyer sich begeben / hat er gleichfalls zu solcher intention und Meinung ein kleines Wäldl und Baum / undweith der Lands - Fürst!. Stadt Steyer / in deß Closter Garstnerischen Grund und Pfarr - Obrigkeits District, unter dem so genannten Himmel / erküset. und zwar eben jennen Orth / welchen sich der Abdeckers vor seine Werckstatt gebraucht / villeicht auß Göttlicher unergründlicher Vorsichtigkeit / damit das IEsus - Kindl durch dife Wohnung / gleich wie durch den Stall in seiner Geburt / einige Verachtung der Welt / und ihres eytlen prachts an Tag gebe / S. Bern. ferm. 3. de Nativ. / oder aber dieweilen zu seiner Zeit allhier auch denen jenigen ihre viechische Haut solle abgezogen werden / welche durch die Sund gleich seynd worden denen unvernünfftigen Thiern." Weiter heißt es: „Allda hat er Anfangs an dem Baum ein gemahlenes Bild der Heil. Freundschafft ChristiH, welches anheunt unter dem Gnaden- Alltar zu sehen / angehefftet / und beständig eyfferigst verehret / und als er von dem Steyerifchen Wohl - Ehrwürdigen Closter Frauen Ord. B. V. An- nuntiataeH ein waxenes IEsus-Kindl überkommen / hat er in mitten deß 23

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