Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, März 1953

kein Zweifel mehr darüber, daß Steyr und das gesamte oberösterreichische Eisenland mit dem ganzen oberen Enns- und dem ganzen Steyrtal schon in prähistorischer Zeit bewohnt gewesen war. Stein- und bronzezeitliche Funde bezeugen dies schon vor dem Aufkommen des Eisens als Gerätematerial. Umsomehr ist dies während der vorgeschichtlichen Periode der Eisenzeit der Fall. Nach den Funden gemessen war damals Steyr mit seinem Umland schon ein ausgesprochenes Eisenland. Bis nach Steyr herunter hat man das berühmte norische Stahleisen, das am Erzberg, an der sogenannten Eisenwurzen, gleichsam wie Enzianwurzen schon im Tagbau gewonnen wurde, industriemäßig verarbeitet und verwertet. Die sogenannte Eisenstraße von Steyr enns- aufwärts über Hieflau zum Erzberg muß damals schon ein wichtiger Verkehrsweg gewesen sein, genau so wie im Mittelalter und in der Neuzeit und wie heute erst recht wieder; diesmal als Eisenbahn, die vom Erzberg hierher in die weltbekannten Steyr-Werke führt. Seit einem Jahrzehnt wird sie von der Parallelstraße über den Pyhrnpaß nach Linz, wo seither die Vöest-Werke stehen, langsam in den Schatten gestellt. Eine alte Abzweigung der Ennstaler Eisenstraße führt von Weyer aus nach Waidhofen an der Pbbs, dem mittelalterlichen. Konkurrenten von Steyr in der Eisenwarenerzeugung, also ins niederösterreichische Eisenland. Das oberösterreichische Eisenland besteht aus dem Steyr- und Ennstal, das niederösterreichische Eisenland aus dem Ibbs- tal, beide zehren von der Eisenwurzen mit ihrem Erzberg. Auf Grund der uralten Besiedlung des oberösterreichischen Eisenlandes würde man natürlich erwarten, daß in der gesamten Umgebung von Steyr nicht allein eine ununterbrochene Siedlungskontinuität von der Urzeit bis zur Gegenwart bestünde, sondern daß in unserer Gegend natürlich auch überall prähistorische Ortsnamen illyrischen, keltischen, venetischen und ur-italischen Ursprungs auftauchen mühten. Sehen wir nun nach, wie das in Wirklichkeit ist. Ich lege eine Kartenskizze vor, in der alle wichtigen Gegebenheiten für ganz Oberösterreich eingetragen sind. Der Einfachheit halber fassen wir fernerhin alle Namen ur-italischen, illyrischen, venetischen und keltischen Ursprungs unter dem praktischen Sammelnamen „vorrö^nisches Namengut" zusammen. Unsere Skizze 1 zeigt mit einer dicken Borstenlinie, deren Borsten der leichteren Erkennbarkeit wegen nach innen gerichtet sind, diejenigen Gegenden Oberösterreichs an, in welchen tatsächlich vorrömische Namenbelege auftreten. Man sieht innerhalb zunächst die Herzlandschaft von Oberösterreich zwischen Steyr, Enns, Linz, Eferding und Wels. Ferner liegen innerhalb die ganze Donaustraße angefangen von Passau bis in den Strudengau, weiters die ganze Jnnstraße; schließlich die wichtige Straße von Salzburg durchs Vöcklatal ins Traunfeld. Salzburg und Passau waren uralte Kulturzentren und daher auch frühchristliche Bischofsitze. Nicht aber gibt es vorrömisches Namengut an der Straße zu den uralten und durch ihre prähistorischen Funde weltberühmten Salzbergwerken von Hallstatt und Ischl, ebenso fehlt es wider Erwarten an unserer uralten Eisenstraße von Steyr zum Erzberg und an der Parallelstraße über den Pyhrn durchs Steyrtal. Alle diese Straßenzüge waren zur Römerzeit schon ausgebaut, was teils fundmäßig, teils durch andere Mittel erarbeitet worden ist. Hier gibt es aber keinen einzigen vorrömischen Namen. Das ist merkwürdig. Es wird uns indessen durch Analogiefälle sofort verständlicher. Auch in den östlichen Nachbarländern, in Steiermark und Kärnten, beobachten wir in höher gelegenen Tälern abseits der günstigeren Agrarlandschaft der Ebene dasselbe Fehlen vorrömischen Gutes in Landschaften, deren einstige Bewohnerschaft in vor- und frühgeschichtlicher Zeit einwandfrei erwiesen ist; so z. B. im steirischen Ennstal, im Kärntner Obermölltal und im Kanaltal in Italien, und besonders an alten Paßstraßen, etwa an unserem Pyhrn, am Rad69

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