Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, März 1953

Steyr und seine Beziehungen zum innerbergischen Eisenwesen Dr. Irmgard Hack Auf einmaliger und einzigartiger Grundlage gewachsen war das inner- bergifche Eisenwesen im Laufe der Jahrhunderte durch eine Fülle von Einflüssen geformt und gestaltet worden. Die gewaltigen Erzmassen schienen unseren Vorfahren unerschöpflich, sie lagen in einer Ausdehnung von vielen hundert Klaftern offen am Tage, so daß der Schmelzprozeß verhältnismäßig einfach verlaufen konnte. Die dichten Waldbestände lieferten die nötige Holzkohle, die mit starkem Gefälle dahinschießenden Bäche boten reichliche und billige Wasserkraft. Die günstige geographische Lage des steirischen Erzberges gestattete sowohl den Abbau nach Süden als auch nach Norden. Zwei getrennte Zentren der Eisengewinnung und -Verarbeitung entstanden: nach Süden hin Bordernberg mit dem Verarbeitungsgebiet des Mur- und Mürztales und Leoben als Mittelpunkt, nach Norden hin Jnnerberg, das heutige Eisenerz, mit dem Verarbeitnngsgebiet des Enns tales und Steyr als Kernpunkt der Eisenindustrie und des Eisenhandels. Spärlich sind die Nachrichten über den Abbau am Erzberg vor dem 12. Jahrhundert?) Die Ottokare als Landesfürsten von Steiermark mit der Residenz in Steyr erkannten bald die gewinnbringenden Geschäfte, die aus der Eisengewinnung und -Verhandlung erwuchsen, als willkommene Einnahmsquelle und können als Förderer des Eisenwesens angesehen werden. Preuen- huber, der Chronist Steyrs, sieht schon für diese Zeit in der Eisenhandlung die Haupterwerbsquelle der hiesigen Bevölkerung. Aus dem Jahre 1197 sind im Zolltarif der kurz vorher entstandenen Donaumaut zu Stein Zollsätze für Eisen angeführt.") Nachdem die Habsburger Landesherren geworden waren, fand ein rascher Aufstieg im Erzbergbau statt, denn diese erzwangen als Oberherren des steirischen Erzberges die Einschränkung und dann die Einstellung aller anderen privaten Eisenbergwerke, wie sie in der Steiermark im Mariazeller Gebiet, im Waldviertel und in Oberösterreich entstanden waren?) Allerdings gelang es nie völlig, den privaten Unternehmungsgeist einzudämmen und noch am Ausgang des 17. Jahrhunderts hören wir von Gründungen solcher „Waldbergwerke" auf oberösterreichischem Boden, denen jedoch neben dem hoch in Blüte stehenden innerbergischen Eisenbergwerk geringe Bedeutung zukam; dieses muß seit dem 13. Jahrhundert als einer der mächtigsten Wirtschaftsfaktoren unseres Landes angesehen werden. Die technische Ausbeute am Berg erfolgte bis zum 15. Jahrhundert in den sogenannten Windhosen oder Rennherden, kleinen gemauerten Gruben in unmittelbarer Nähe des Erzberges. Der Schmelzvorgang war hiebei folgender: Eine bestimmte Menge Erz wurde mit Holzkohle niedergeschmolzen und das Feuer dann abgedämpft. Bei der Abkühlung bildete sich eine eisenreiche Oxyduloxydschlacke, die sich am Boden ansammelte und in Form eines Klumpens nach beendigter Schmelze aus dem Ofen gehoben wurde. 3

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