Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, März 1953

Christoph Weih, der eine überragende Stellung im Finanzwesen seiner Zeit inne hatte. Er befaßte sich neben dem Handel mit Textilien und venetianischen Waren hauptsächlich mit der Verhandlung von Eisen und Stahl und war 1625 bei der Gründung der Innerberger Hauptgewerkschaft mit einem Kapital von 70.000 fl beteiligt! Die Hauptgeschäfte machte er mit den süddeutschen Städten und verlangte daher die Hälfte des ins Reich verhandelten Scharsach- stahls, was ihm jedoch nicht gelang, und er mußte mit einem Drittel vorlieb nehmen. Zugleich wurde er angeklagt des verbotenen Stahloerkaufs an Venedig und England, die mit den Türken in Verbindung standen, was die Hofkammer streng bestrafte. Er rechtfertigte sich aber, daß er nur nach Regensburg, Nürnberg und Frankfurt geliefert habe und nur 100 Zentner nach Hamburg. Seine Drohung auf Kündigung des Verlages im Falle einer Weigerung der Kontraktserteilung bewirkte die baldige Genehmigung; Weiß war also ein Handelsmann mit großer finanzieller Macht, der es verstand, neben seinen geschäftlichen Erfolgen auch Würden und Ehren zu erlangen. Als Berater und vermutlicher Geldgeber Erzherzog Maximilians hatte er 1601 die Burg, Burgvogtei und Herrschaft Wels pfandweise erhalten, kaufte die Herrschaften Wür- ting und 1614 auch Niederwallsee; schon 1582 erlangte er den Adelsstand und nach finanzieller Hilfeleistung für die oberösterreichischen Landstände wurde er auch in die Landmannschaft aufgenommen.204) Die Träger des steyrischen Eisenhandels erlangten durch die bedeutende Wirtschafts- und Finanzmacht, die in ihren Händen lag, höchste Würden und traten in Verbindung mit einflußreichsten Kreisen des Landes. Der Bürgermeister Steyrs und mächtige Verleger Daniel Straffer erwarb für sein Geschlechl die Herrschaft Gleiß am rechten Ufer der Mbs in Nieder- öslerreich; seine Söhne Hanns und Wolff wurden in den Landmannsstand in Oesterreich unter der Enns aufgenommen.200) Hanns Khölnpeck zu Sallaberg, „J.V.D.R.K.M. und Ertz-Bischöflich Salzburg. Rath", galt als Begründer des Geschlechts der Herren von Ottsdorf, Sallaberg und Nieder-Wallfee.200) Christian Pfeffer! erlangte schon von Kaiser Maximilian I. die Adelsfreiheit; dessen Neffe Michael kaufte 1544 den Adelssitz zu Biberbach: seine Nachkommen nannten sich die „Herren von und zu Biberbach". Michael erwarb auch das Schloß „Teufelseck", das durch seine Tochter Potentia an die Händl kam.204) Kaiser Maximilian nannte Hanns Gromatschmied und dessen Bruder seine „Edlen Wappengenossen und Rittermässige Leute des Heiligen Römischen Reiches". Diese hatten Besitzungen in Steyr, Grub, Linz, Freistadt, Krems, Wien, Venedig, Prag und Ioachimstal, wo sie ein Gewerk betrieben.208) Einer der vermögendsten Händler war Hanns Prandstetter „der Reiche", von dem uns der ilhronist Preuenhuber berichtet, daß Kaiser Maximilian Gast in seinem Hause gewesen sei, um die Schätze dieses Bürgers zu sehen. Als ihn dann der Kaiser fragte, was er, Prandstetter, ihm wohl schenken oder verehren wolle, hat er geantwortet, es gehöre dieser Schatz und all das Seine ohnehin Seiner Majestät; daraufhin habe der Kaiser nur einen Dukaten als Andenken zu sich genommen. Seine Töchter hat man vom kaiserlichen Hofe aus verheiratet, so bedeutend war ihr Erbe, das sie 1521 nach dem Tode ihres Vaters übernehmen konnten; und zwar: sechs Häuser in der Stadt samt dem Stadtbad, sechs Häuser in Sreyrdorf, zwei Bauernhöfe (den Wasch- und Kleehof) mit Wiesen und Gärten, ein Haus zu Eferding, den Edelsitz Ramingdorf und das Amt Oelling; außerdem erbten die Kinder ein beträchtliches Vermögen an Barschaft, Gülten und anderen Gütern.200) 44

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