Weil es leicht roar, in Steyr eine Handelsgerechtigkeit zu erwerben, wurden einzelne fremde Kaufleute, die sich Ende des 15. Jahrhunderts hier niedergelassen hatten, ansäßig, erwarben das Bürgerrecht und bemächtigten sich des Eisenverlages. Nur wenige der altangesessenen Familien dürften sich erhalten haben, denn die meisten Stammbäume dieser Geschlechter, wie sie Preuenhuber anführt, reichen nicht über die Neunzigerjahre des 15. Jahrhunderts zurück.118) Ein großer Teil der zugewanderten Familien stammte aus anderen deutschen Landschaften. Der große Einfluß der oberländischen Händler im Eisenhandel wurde schon bargelegt. Unter diesen reichsdeutschen Kaufleuten haben in Steyr besonders die Nürnberger eine beachtliche Stellung eingenommen; sie erschienen hier als Einkäufer von Eisen und Stahl, gründeten Niederlassungen, teils durch Ankauf hiesiger Handelshäuser, teils durch Errichtung eigener Lager, und schufen sich darüber hinaus eine mächtige Position im Verlagswesen, die ihre Beteiligung unentbehrlich machte. Der ständige Kapitalbedarf, der sich besonders im Eisenwesen stark bemerkbar machte, konnte durch Eigenmittel nicht gedeckt werden. Um 1500, als der Steyrer Eisenhandel eine schwere Krise durchmachte, gelang es den vermögenden fremden Kaufleuten, sich in unserem Wirtscyastsvereich festzusetzen; die Abhängigkeit unserer heimischen Handelsherren von ausländischen Zerlegern wirkte sich oft drückend aus. Erst zu Beginn des 17. Jahrhunderts nahm ihr Einfluß im Eisenverlag ab, was jedoch nicht nur auf wirtschaftliche Krisen, sondern auf konfessionelle Gegensätze zurückzuführen ist. So kamen die kapitalkräftigen Familien Köberer, Dorn und Horn aus Nürnberg als Eisenverleger nach Steyr/'") die Familie Engel war in Bayern ansäßig gemefen,180) das Stammhaus der Familie Schoiber lag in Schwaben.181) Aber auch aus anderen österreichischen Ländern wanderte man nach Steyr ein; so zogen die Reischko aus Kärnten188) und die Pfeffer! aus Tirol'88) in die Eisenstadt ob der Enns und alle betätigten sich erfolgreich im Etsenhandel. Seit dem Beginn des 16. Jahrhunderts hatte sich allmählich ein geschlossener Stand der Eisenhändler entwickelt, in deren Händen allein der Eisenverlag ruhte. Es bestanden in Steyr ungefähr 25 Eisenverlagshäuser, die den inner* bergischen Eisenhandel betrieben. Manche von ihnen besahen Rad- und Hammerwerke, die sie zu Beginn des 16. Jahrhunderts von den verschuldeten Gewerken ablösten. Die ohnehin engen geschäftlichen Beziehungen der Steyrer Händler zu diesen wurden oft 'durch eheliche Verbindungen vertieft und gefestigt: die Familie Kölnpeckh war versippt mit den Radgewerken Schachner aus Vordernberg, ebenso die Familien Dorninger und Straffer.184) Die Radmeisterfamilie von Rainprecht, die in Steyr auch ein Haus erwarb, zählte die Verlegerfamilien Vorster und Kernstock zu ihren Verwandten.188) Die Rad- unb Hammergewerken zu Jnnerberg Preuenhuber standen zu den Steyrer Händlerfamilien Schwab, Urkauff und Pfefferl in verwandtschaftlicher Beziehung.188) Die Radmeister Scheiche! aus Eisenerz waren versippt mit den Eisenverlegerfamilien Thalhammer mnd Straffer; auch sie besaßen in Steyr Häuser.181) Noch zahlreicher waren die Verbindungen von Sprössen aus den Händler- familien untereinander. So heiratete Barbara, die Tochter Hanns Prandstet- ters des Reichen, Lorenz Gutprodt, den bedeutendsten und reich begüterten Messerhändler seiner Zeit.188) Daniel Straffer von Gleiß nahm Dorothea Zu- oernumb als Gattin,18") Matthias Urkauff wählte Margarete Reischko zur Frau,1"8) und Wolf Pfefferl nahm die Witwe Emanuel Fentzls in sein Haus.1"') Man könnte eine lange Kette solcher verwandtschaftlicher Bindungen im Eisen42
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2