mußten die Händler von Freistadt, Krems.und Wien den Zentner Scharsachstahl im Hinblick auf den großen Gewinn bei der Verhandlung ins Ausland um 1 Gulden per Zentner über den getroffenen Eisensatz bezahlen und trotzdem blieb ihnen eine schöne Gewinnspanne;'"") die Einnahmen durch die Verhandlung im Inland wurden ja weit übertreffen durch die gewinnbringenden Geschäfte im Ausland. Die Preispolitik der Regierung muß als zweischneidig angesehen werden: sie versuchte einerseits den inländischen Handwerkern entgegenzukommen, vermochte aber nicht mit voller Kraft die oft ungesunden Verhältnisse in den Handelshäusern zu beseitigen. Wesentlich und bestimmend hiefür dürfte wohl der häufige Geldmangel der Landesfürsten gewesen sein, die die Eisenherren oftmals als Geldgeber nur zu notwendig brauchten; aber auch das Maut- und Zollwesen nahm durch den Eisenfernhandel große Beträge ein, die dem Fiskus zugute kamen. Bei einem stabilen Geldwert, gleichbleibenden Lebensmittel- und Kohlepreisen könnte die Festlegung der Preise sicherlich als ein Vorteil angesehen werden; doch nur selten wurde das gesunde Verhältnis: 1 Zentner Roheisen ist gleich 1 Metzen Weizen erreicht.'"') Die Ordnungen, die oft mehrere Jahrzehnte Gültigkeit hatten und nach langen Verhandlungen erst abgeändert werden konnten, gestatteten in ihrer Starrheit kein Anschmiegen an die augenblickliche wirtschaftliche Lage. Somit blieb auch das Preis- problem ungelöst. Wie wirkten sich nun die Preisregelungen für die Stadt Steyr aus? Das große Privileg von 1287 gab den Steyrern Eisen und Stahl zu billigstem Preis in die Hand, den zwei ehrsame Ratsbürger festsetzen mußten. Da infolge günstigster Preiserstellung die Handwerker das Rohmaterial billig einkaufen konnten, breitete sich das Eisen- und Stahlgewerbe in und um Steyr mächtig aus; billiger Rohstoffeinkauf bedeutet ja die Grundlage für jede industrielle und gewerbliche Betätigung. Auch bei amtlichen Preisfestsetzungen in späterer Zeit lagen die Eisen- und Stahlpreise in Steyr immer tiefer als die anderen Legorten, was ja zum Teil in der nahen Verbindung mit den Hammerwerken begründet war. Jede Preiserhöhung betraf naturgemäß auch die Verlagstadt Steyr, doch genoß die Stadt dank ihrer alten, verbrieften Beziehungen mit dem innerbergischen Eisenwesen preisliche Begünstigungen größten Ausmaßes, die sich bis ins 20. Jahrhundert für die Eisen- handwerker vorteilhaft auswirkten. An erster Stelle unter den von der Hauptgewerkschaft gewährten Denefizien sei das „6-Pfennig-Gefälle" erwähnt; von jedem Zentner Stahl oder Eisen, der nach Steyr kam oder unterwegs in Losenstein für die dortigen Nagelschmiede abgelegt wurde, hatle die Hauptgewerkschaft 6 Pfennige an die Stadt-Kasse zu bezahlen. Dieses Gefälle wurde als eine Art Steuer an die Stadt bezahlt und trotz mancher Versuche der Gewerkschaft zur Aufhebung vom Jahre 1626—1798 regelmäßig entrichtet. Die eingelaufenen Beträge ergaben im Jahre durchschnittlich 1400 Gulden.'"-) An zweiter Stelle stand das „Vorderhackenstahlbenefiz", das der Bürgermeister der Stadt Gregorius Schinnerer im Jahre 1678 für die Eisenhändlsr und Eisenhandwerker in Steyr erwirkte. Laut Preisvergleich vom 20. August 1678 wurden neue, erhöhte Scharsachstahlpreise festgesetzt, in die der Bürgermeister nur dann bereit war, einzuwilligen, wenn die Steyrer ein Benefizium erhielten.'"") Die Gewerkschaft ging darauf ein und verpflichtete sich, den Steyrer Händlern und Handwerkern, die den neuen Scharsachstahlpreis bezahlen mußten, das sind 8 Gulden 2 Pfennige, für jeden Zentner bezogenen Scharsachstahls 30 Kreuzer in Form von Vorderhackenstahl am Ende .jeden 36
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